Verleihung des Preises der Landeshauptstadt Innsbruck für wissenschaftliche Forschung an
der Medizinischen Universität Innsbruck
Innsbruck (rms) - Im Rahmen eines Festaktes in der Weiherburg wurden am 19.01. die PreisträgerInnen
des Preises der Landeshauptstadt Innsbruck für wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität
Innsbruck geehrt.
Bürgermeisterin Hilde Zach gratulierte den fünf WissenschaftlerInnen und betonte bei ihrer Ansprache,
dass ihr die Zusammenarbeit mit den Innsbrucker Universitäten schon immer sehr wichtig gewesen sei und die
Stadt Innsbruck sehr viel Nutzen daraus ziehen könne eine Universitätstadt zu sein. Im Rahmen der Vorstellung
der PreisträgerInnen unterstrich der Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten der Medizinischen
Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Manfred Dierich ebenfalls die enge und verständnisvolle Zusammenarbeit
mit der Stadt. Im Hinblick auf die ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigte er sich sehr
stolz, da alle Arbeiten in namhaften internationalen Journalen publiziert wurden und vielfach wissenschaftliches
Neuland betreten wurde: "Einmal mehr zeigen unsere Kolleginnen und Kollegen, dass sie international an vorderster
Front forschen und damit dem Wissenschaftsstandort Innsbruck ein entspechendes Renomeé geben."
Neue Erkenntnisse bei neurodegenerativen Erkrankungen Ausgezeichnet wurde Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger, Universitätsklinik
für Neurologie, der gemeinsam mit seinem Team bei der Erforschung der Multiplen Sklerose (MS) völlig
neue Erkenntnisse im Bereich der biologischen Marker gewonnen hat. Die Veröffentlichung dieser Forschungsergebnisse
hat in der Fachwelt für großes Aufsehen gesorgt und dazu beigetragen, dass die Innsbrucker Neurologie
in der Untersuchung und Bewertung von biologischen Markern bei MS-Erkrankungen international eine Vorreiterrolle
einnimmt. Ebenfalls von der Universitätsklinik für Neurologie kommt die zweite Preisträgerin, Dr.
Nadia Stefanova. Sie forscht in der Arbeitsgruppe für klinische Neurobiologie im Bereich der Multisystematrophie
(MSA), einer seltenen neurodegenerativen Erkrankung, von der in Österreich etwa 2.000 Menschen betroffen sind.
Nadia Stefanova erhielt den Preis für eine Arbeit im renommierten American Journal of Pathology, in der sie
ein neues transgenes Mausmodell vorgestellt hat, das sich auch sehr gut auf das neuropathologische Bild der MSA
anwenden lässt. Dieses Innsbrucker MSA-Modell ist weltweit das einzige, das anlog der Krankeitsentstehung
bei Menschen, genetische und exogene Faktoren vereint und eignet sich damit ideal als Testbett für die Untersuchung
innovativer Therapieansätze.
Vom Tiermodell zur besseren Therapien bei Menschen
Der Behandlung von Blutarmut (Anämie) bei PatientInnen mit Krebs, chronischen Infektionen oder Autoimmunerkrankungen
gilt das wissenschaftliche Interesse von Dr. Igor Theurl von der Klinischen Abteilung für Allgemeine Innere
Medizin. Gemeinsam mit seinem Team konnten er zeigen, dass PatientInnen, die an einer Anämie im Rahmen einer
chronischen Erkrankung leiden, in ihrem Blut einen besonders hohen Spiegel von Hepcidin haben. Hepcidin ist ein
von der Leber synthetisiertes Eiweiß, das eine zentrale Rolle beim Eisenstoffwechsel spielt. Die ForscherInnen
konnten wissenschaftlich klären, dass die vermehrte Bildung von Hepcidin den Transport von Eisen blockiert,
was letztlich zu Eisenmangel und einer reduzierten Blutbildung führt. Diese Erkenntnisse werden helfen, künftig
sichere und effektivere Behandlungsmethoden für die Anämie bei chronischen Erkrankungen zu entwickeln.
Mag. Johann Schredelseker, Sektion für Biochemische Pharmakolgie, arbeitet wissenschaftlich an der Erregungskontraktionskontrolle
in Muskelzellen. Anhand einer aufgrund eines Gendefektes völlig gelähmten Zebrafischmutante konnte er
aufzeigen, dass ein bestimmter Kalziumkanal, der Dihydropyridinrezeptor, eine zentrale Rolle bei der Muskelkontraktion
spielt und der entsprechende Gendefekt beim Zebrafisch dazu führt, dass eine so genannte beta 1a Untereinheit
fehlt. Diese ist wiederum dafür verantwortlich, die Kalziumkanäle innerhalb der Zelle räumlich korrekt
anzuordnen. Mit dem Modellorganismus Zebrafisch steht ein neu etabliertes System zur Verfügung, um den Mechanismus
der Erregungs-Kontaktions Kopplung in-vitro und in-vivo zu untersuchen.
Bekannter Wirkstoff – Neue Einsatzmöglichkeiten
Neue Einsatzmöglichkeiten eines bereits bekannten antitumoralen Wirkstoffs, dem Tyorsinkinase-Hemmer
Imantinib Mesylate, erforschte das Team um Dr. Anna Maria Wolf von der Klinischen Abteilung für Hämatologie
und Onkologie. Bisher war zwar bekannt und wissenschaftlich erhärtet, dass Imantinib besonders effektiv in
der Tumorbehandlung ist, aber nahezu unerforscht, ob es ein ähnliches therapeutisches Potential bei entzündlichen
Erkrankungen gibt. Dieser Frage gingen die WissenschaftlerInnen nach und konnten darstellen, dass sich ihre experimentell
gewonnenen Daten auch auf bestimmte Formen akuter Hepatits anwenden lassen. Die Innsbrucker Erkenntnisse über
die Wirkungsart von Imantinib als antientzündlicher Wirkstoff könnten einen Anstoß für die
Entwicklung neuer Therapiekonzepte bei bestimmten Erkrankungen, wie der rheumatioden Arthritis oder anderen Autoimmunerkrankungen
geben.
Das Team macht den Erfolg
Zum Abschluss der Veranstaltung dankte Prof. Thomas Berger im Namen aller Preisträgerinnen und Preisträger
der Bürgermeisterin für den Preis und die damit verbundene Veranstaltung und der medizinischen Universität
für die guten Möglichkeiten Forschung betreiben zu können. Ganz besonders betonte Berger, dass alle
dies Leistungen nur deshalb möglich waren, weil hinter jedem Projekt ein Team steht, das mit sehr viel Engagement
und Enthusiasmus gemeinsam ein Forschungsziel verfolgt: "Wir die wir heute ausgezeichnet werden sehen uns
letztlich nur als Vertreter unserer Mannschaften und neben daher unsere Preis auch nur stellvertretend für
alle Teammitglieder entgegen. Da Forschungsprojekte heute meist sehr komplex sind, haben wir nur dann Erfolg, wenn
wir disziplinübergreifend zusammenarbeiten." |