Bozen (lpa) - „Für den Einzelhandel steht in Südtirol viel Verkaufsfläche
zur Verfügung, aber ein wirklich großes Einkaufszentrum fehlt“, sagt Handelslandesrat Werner Frick zur
aktuellen Diskussion um die Entstehung eines Einkaufszentrums und die Neuauflage des Landesplanes für Großverteilungsbetriebe
2007-2012. Südtirol brauche ein Einkaufszentrum, aber dieses dürfe nicht die gesunde Versorgungsstruktur
unseres Landes, die intakte Nahversorgung, zerstören. „Entscheidend für mich ist somit, dass es bindend
bei einem einzigen Einkaufszentrum von Landesinteresse bleibt und dieses in absoluter Zentrumsnähe in Bozen
entsteht“, meint der Landesrat
Mehrere Einkaufszentren seien schon allein wegen des notwendigen Einzugsgebietes von 400.000 bis 700.000 Einwohnern
pro großes Einkaufszentrum für eine kleine Realität wie Südtirol nicht vertretbar.
Die Landesregierung möchte die Schaffung eines Shopping-Centers raumordnerisch mit einer eignen Norm absichern.
„Um unnötige Ängste vor möglichen Spekulationen zu nehmen, ist meine Forderung, die Norm auch entsprechend
deutlich zu formulieren. Die Entstehung des Einkaufszentrums muss sich im Rahmen des Landesplanes für Großverteilungsbetriebe
bewegen und es muss per Gesetz geregelt werden, dass dieses im Bereich Bahnhof/Bozner Boden, also in unmittelbarer
Nähe zum Zentrum der Landeshauptstadt, angesiedelt wird“, erklärt Frick.
Die Diskussion über die Entwicklung im Einzelhandel sei auf der Basis der effektiven Verfügbarkeit von
Einzelhandelsverkaufsflächen zu führen, sagt Landesrat Frick. „Es überrascht, dass sowohl das insgesamt
große Flächenangebot im Einzelhandel als auch de rasante Zunahme der Großverteilungsbetriebe von
der Bevölkerung nicht wirklich wahrgenommen wird. Dies hängt meines Erachtens sicherlich damit zusammen,
dass sich Südtirol in puncto großes Einkaufszentrum von anderen Regionen Europas unterscheidet,“ so
Frick.
„Die Zahlen belegen: Südtirol liegt in Sachen gesamter Einzelhandelsverkaufsfläche pro tausend Einwohner
in einem guten oberitaliensichen Mittel und deutlich über dem nationalen Durchschnittswert“, erläutert
Frick. Während Südtirol 1.546 Quadratmeter Einzelhandelsverkaufsfläche pro tausend Einwohner aufweist,
liegt die Nachbarprovinz Trient mit 1.587 Quadratmeter knapp über dem landesweiten Wert. Die Provinz Verona
mit 801 Quadratmeter liegt sogar deutlich unter dem nationalen Durchschnitt von 1014 Quadratmeter Einzelhandelsverkaufsfläche
pro tausend Einwohner [Quelle: Osservatorio sul Commercio (OSCO) del Ministerio dell’Economia, Stand: 2005].
Besondere Bedeutung in diesem Zusammenhang kommt dem außerordentlichen Wachstum der Großverteilungsbetriebe
in Südtirol zu. Zwischen 2002 und 2006 gab es einen Zuwachs von 66 Prozent in der Einzelhandelsverkaufsfläche
der Großverteilungsbetriebe. Während es in Südtirol 148 Einzelhandels-Großverteilungsbetriebe
im Jahre 2002 auf eine Verkaufsfläche von 172.000 Quadratmeter brachten, liegt die aktuelle Zahl (Stand: Dezember
2006) bei 227 Großverteilungsbetrieben mit rund 287.000 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Großverteilungsbetriebe sind all jene Einzelhandelsbetriebe, die eine Verkaufsfläche von über 500
Quadratmeter haben. Diese bedürfen einer Landesgenehmigung und unterliegen, außer Warentabellen wie
Möbel, Autos, Baumaterialien, usw., der Kontingentierung durch den Landesgroßverteilungsplan. |