Einmal Mekka und zurück  

erstellt am
26. 01. 07

Wien (onb) - Die Österreichische Nationalbibliothek beherbergt einen besonderen Schatz, der nun als Faksimileausgabe im Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) erscheint: Die Handschrift des berühmten Werkes "Khatm al-Gharayeb" des persischen Dichters Khaqani-ye Shirvani aus dem 12. Jahrhundert. Präsentation am 29. Jänner 2007.

Die bisher als "Tuhfat al-eraqeyn" bekannte Dichtung ist ein berühmtes episches Werk, in dem der Autor seine Pilgerfahrt nach Mekka und seine Heimkehr beschreibt. Der Dichter Khaqani-ye Shirvani (ca. 1126-1199) - weithin als Khaqani bekannt - gilt als einer der großen, wenn auch wegen seiner eigenwilligen und komplizierten Stilistik literaturgeschichtlich umstrittenen, frühen Klassiker der persischen Poesie.

Die bisher älteste bekannte Handschrift des Werkes "Khatm al-Gharayeb" wurde etwa zweihundert Jahre nach den Lebzeiten des Dichters geschrieben. Die Handschrift, die nun der Öffentlichkeit als Faksimileausgabe präsentiert wird, trägt das Abschriftdatum 1196, ist also um fast 200 Jahre älter. Sie wurde allem Anschein nach noch zu Lebzeiten Khaqanis verfasst und könnte von ihm selbst noch gesehen worden sein.

Die Handschrift war um 1886 in Konstantinopel von einem Franzosen erworben worden. 1913 wurde sie an die Österreichische Nationalbibliothek verkauft. Entdeckt wurde der kodikologische Schatz, als die damalige Kommission für Iranistik der ÖAW (jetzt Institut für Iranistik) 1997 den iranischen Altmeister der Handschriftenkunde Iraj Afshar aus Teheran nach Wien einlud, um die nach 1867 von der Österreichischen Nationalbibliothek angeschafften persischen Handschriften zu katalogisieren. (Die Neuerwerbungen bis 1867 enthält der Katalog der "Arabischen, persischen und türkischen Handschriften der Kaiserlich-Königlichen Hofbibliothek zu Wien" von Gustav Flügel.) Im Frühjahr 2003 wurde Afshars Katalog der Öffentlichkeit vorgelegt.

"Mit der Handschrift "Khatm al-Gharayeb" liegt eine besondere Kostbarkeit der persischen Literaturgeschichte in Wien", freut sich Bert Fragner, Direktor des Instituts für Iranistik der ÖAW, "ihr Wert ist unschätzbar."

Die Faksimileausgabe der Handschrift wird am 29. Jänner 2007, 16:30 Uhr, im Oratorium der Österreichischen Nationalbibliothek präsentiert. Sie wurde vom Verlag der ÖAW gemeinsam mit dem Teheraner Verlag "Miras-e Maktoob" herausgebracht.

Im Zuge der Präsentation wird Vlad Atanasiu von der Kommission für Wissenschaftliche Visualisierung der ÖAW auch über die Papierbeschaffenheit und andere Besonderheiten der Handschrift sprechen.
 
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