Salzburg (universität) - Im Jänner 2007 startet das Präventionsprojekt ‚In Form’. Kinder
und Jugendliche mit Übergewicht und Adipositas sollen ihr Bewegungs- und Essverhalten langfristig verändern.
Das interdisziplinäre Projekt ist für maximal zwei Jahre konzipiert und wird von der Universität
Salzburg und zwar den Fachbereichen für Psychologie sowie Sport- und Bewegungswissenschaft in Zusammenarbeit
mit der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, der Obesity Academy Austria, den Sportverbänden ASKÖ
und UNION durchgeführt.
Kinder- und Jugendadipositas ist in Europa im Vormarsch. Die Adipositasrate steigt gerade bei den Jüngsten
enorm an. Derzeit geht man davon aus, dass in Europa unter den 5-17 Jährigen rund 17% an Übergewicht
und 5% an Adipositas leiden. Das Übergewicht führt außerdem oft zu Diabetes Mellitus und Bluthochdruck.
Aufgrund ihrer physischen Einschränkung ist auch mit einer sozialen Ausgrenzung in der Schule sowie psychischen
Belastungen zu rechnen. Gerade die Herzkreislauffitness ist hoch mit dem Risiko Adipositas im Kindesalter assoziiert.
Hier setzt das Bewegungsmodul des Projekts ‚In Form’ an. In Partnerschaft mit den Sportverbänden werden im
Rahmen der Übungsleiterschulung Bewegungsangebote in Zusammenarbeit mit der Sportwissenschaft konzipiert,
die Barrieren abbauen und zur Teilnahme an der Bewegung motivieren.
Sportwissenschaftlicher Beitrag im Projekt
Seit 2000 beschäftigt sich der interfakultäre Fachbereich für Sport- und Bewegungswissenschaft
der Universität Salzburg mit dem Thema „Körperliche Aktivität sowie körperliche Fitness und
Adipositas“ unter der Leitung von Dr. Susanne Ring. Dabei wurden Bewegungsprogramme für Kinder und Jugendliche
konzipiert und die körperliche Fitness untersucht. „Es stellte sich heraus, dass die in der Schule vielfach
eingesetzten motorischen Tests nicht an übergewichtigen und adipösen Schülerinnen und Schülern
überprüft wurden“, sagt Ring. Deshalb wird gerade eine Testbatterie (Gesundheitsbezogene Körperliche
Fitness für 11-14 Jährige mit Übergewicht) speziell für diese Zielgruppe entwickelt und überprüft.
„Darüber hinaus sollen auch Normwerte für gesundheitsbezogene körperliche Fitness, wie wir sie nennen,
bekannt gemacht werden“, so Ring.
Es wurde bereits festgestellt, dass adipöse Kinder und Jugendliche, die eine gute körperliche Fitness
aufweisen, ein deutlich geringeres Risiko für Bluthochdruck, Diabetes oder erhöhte Cholesterinwerte haben.
Unter Beachtung eines breiteren Gesundheitsbegriffes, d. h. Stärkung der Ressourcen wie körperliche Fitness,
könnte außerdem die Stigmatisierung dieser Zielgruppe reduziert und eine Integration in das soziale
Umfeld verbessert werden.
Im Rahmen des Projektes In Form werden daher weitere Daten zur Normwerterstellung der gesundheitsbezogenen körperlichen
Fitness gesammelt und verschiedene Fragestellungen untersucht. Mit Hilfe der Daten und zusätzlicher Laboruntersuchungen
soll die Gültigkeit der Testbatterie weiter überprüft werden. Ein weiteres Ziel ist die Brauchbarkeit
der motorischen Leistungsdaten dieser Zielgruppe für Lehrer, Übungsleiter, Therapeuten und Betreuer plausibel
zu machen und den adäquaten Umgang mit den Informationen aufzuzeigen.
Weiters wird der Erfolg des Interventionsprojektes mit Hilfe des Einsatzes der Testbatterie zu Beginn und nach
einem Jahr untersucht. „Dabei möchten wir auch herausfinden, inwieweit die körperlichere Fitness die
Psyche und Physis innerhalb eines Jahres beeinflussen kann“, betont Ring. Trägt die Fitness dazu bei selbstbewusster
im Alltag zu agieren, wieder mehr soziale Kontakte mit Gleichaltrigen zu knüpfen? Kann eine Änderung
in der Fitness auch das Essverhalten beeinflussen, indem z. B. weniger Essanfälle auftreten? Schließlich:
lassen sich bereits ungünstige physiologische Veränderungen in Abhängigkeit der körperlichen
Fitness aufhalten oder gar verbessern? |