Jeder vierte Österreicher von Lungenerkrankung COPD betroffen  

erstellt am
24. 01. 07

Burgstaller: COPD ist Folge des Tabakrauchs / Nichtraucherschutz dringend notwendig
Salzburg (lk) - Im renommierten Fachjournal "Chest" wurden dieser Tage die Daten für Österreich publiziert: Jeder vierte Erwachsene ist von COPD, dieser heimtückischen, weil schleichend verlaufenden Lungenerkrankung betroffen. Tabakrauch stellt das entscheidende Risiko für diese Erkrankung dar. "Wir sind Dank dieser Studie die ersten in Europa, die wissen, dass COPD wesentlich häufiger vorkommt, als ursprünglich angenommen. Nicht nur Raucher, sondern auch jene, die angeben, nie geraucht zu haben, sind in erschreckendem Ausmaß davon betroffen. Unsere Daten legen den Schluss nahe, dass nicht nur Aktiv-, sondern auch Passivrauchen für COPD verantwortlich ist", so Studienautor Primar Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka, Vorstand der Universitätsklinik für Pneumologie Salzburg.

Gesundheitsreferentin Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller, die Studie und Raucherberatung mit mehr als 55.000 Euro unterstützt hat, sieht in diesen Ergebnissen einen klaren Auftrag zu gesundheitspolitischem Handeln: "Jeder Österreicher hat das Recht auf rauchfreie Luft. Insbesondere in der Gastronomie finden wir Belastungen, die gesetzliche Luftqualitätskriterien um das bis zu Fünfzigfache überschreiten", stellte Burgstaller bei einem Informationsgespräch am 24.01. in Wien fest. Diese Menschen seien tagtäglich Belastungen ausgesetzt, die ihre Gesundheit beeinträchtigen und bedrohen – sei es als COPD oder akuter Herzinfarkt, allein ihretwegen sei ein rascher Ausbau des Nichtraucherschutzes dringend notwendig.

"Bei chronischen Raucher/innen sind 15 bis 20 Prozent COPD-Patienten. Ein Erkrankungsjahr kostet den COPD-Patienten ein Drittel eines gesunden Jahres an Lebenszeit. In der Mortalitätsstatistik nimmt COPD bereits den vierten Platz ein, Tendenz steigend“, so Gesundheitsministerin Dr. Andrea Kdolsky. "Obwohl inhalatives Rauchen eines der größten vermeidbaren Gesundheitsrisiken ist, weisen 40 Prozent der österreichischen Bevölkerung eine Nikotinabhängigkeit auf. Mir ist es deshalb wichtig, Raucher nicht zu diskriminieren, sondern ihnen effiziente Ausstiegshilfen zu bieten." Einerseits müsse die Primärprävention bereits im Alter von zehn bis zwölf Jahren durchgeführt werden, weil in diesem Alter erste Erfahrungen mit Zigarettenrauchen gemacht würden. Andererseits solle die Sekundärprävention Raucherinnen und Raucher zu einer Entwöhnung motivieren. "Essentiell ist natürlich auch der Nichtraucherschutz, dem in der Regierungsvereinbarung deutlich Rechnung getragen wurde. Künftig soll das Rauchen in Gastronomiebetrieben nur noch in abgetrennten Raucherbereichen möglich sein. Somit können Nichtraucher bestmöglich vor den schädlichen Wirkungen des Passivrauchens geschützt werden."

Burgstaller und Kdolsky sind sich einig, dass diese Studie weitere gewichtige Argumente für den Ausbau des Nichtraucherschutzes liefere. "Aktuelle Messungen in Salzburger Lokalen haben ergeben, dass dort Spitzenwerte von bis zu 2.000 Mikrogramm pro Quadratmeter (µm) erreicht werden. Das liegt um das 50-fache über den empfohlenen Richtwerten der WHO. Dem sind dort aktive und passive Raucher, Kinder und Jugendliche in gleicher Weise ausgesetzt. Das müssen wir stoppen – aber schnell", fasste Burgstaller zusammen.

Mit Feinstaub (PM10) – und Tabakrauch ist eine besonders gefährliche Spielart des Feinstaubs – bezeichnet man Partikel mit einem Durchmesser kleiner als zehn µm. Partikel dieser Größe können über den Kehlkopf hinaus bis tief in die Lunge gelangen. Sie sind daher besonders gesundheitsschädlich. Auch die COPD (= "Chronisch obstruktive Lungenkrankheiten") ist die Folge einer langjährigen Belastung mit Feinstaub. 25 Prozent der Bevölkerung leiden an COPD. Die Dunkelziffer der COPD-Erkrankten (inkl. Vorstufen der COPD) liegt bei 80 bis 85 Prozent. Die internationale BOLD-Studie (burden of obsturctive lung disease) der Salzburger Universitätsklinik für Pneumologie (Lungenkrankheiten) unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka startete 2005 und testet 2.200 Erwachsene über 40 Jahre mittels Lungenfunktionstest (Spirometrie). Ziel war auch, die Bevölkerung über die Gefahren des Rauchens, den quälenden Krankheitsverlauf von COPD und Möglichkeiten zur Prävention (Raucherberatung) aufzuklären. Atemwegserkrankungen führen weltweit die Liste von Todesursachen an und nehmen zu. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO waren von den 1990 weltweit verzeichneten 50,5 Millionen Todesfällen 9,4 Millionen auf COPD zurückzuführen. 2020 werden von vermuteten 68 Millionen Todesfällen 11,9 Millionen auf chronisch-obstruktive Lungenkrankheiten (COPD), Lungenentzündungen, -krebs und Tuberkulose zurückzuführen sein.

Eine COPD ist die Folge jahrelanger chronischer Entzündungen der Atemwege, hervorgerufen durch Umweltschadstoffe, Tabakrauch (auch Passivrauchen), Klimafaktoren sowie Feinstaubbelastungen. "Auf die ständige Überflutung mit schädlichen Stoffen reagieren die Bronchien neben einer Verengung (Obstruktion) vorerst mit Husten, um die eingedrungenen Schadstoffe zu entfernen. Reicht dies nicht mehr aus, bildet sich verstärkt Schleim, und es kommt zu einer Verdickung der Schleimhaut. Die Folge: Der Patient leidet verstärkt unter Atemnot, die Anzahl der Flimmerhärchen nimmt ab, wodurch der vermehrt gebildete Schleim nicht mehr abtransportiert werden kann und sich der Husten zusätzlich verstärkt – ein schicksalhafter Verlauf beginnt“, erklärte Michael Studnicka die schleichende Entwicklung der Krankheit.
 
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