Strengere Kraftstoffstandards zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Verringerung der
Luftverschmutzung
Brüssel (eu-int) - Die Europäische Kommission hat am 31.01. neue Standards für Verkehrskraftstoffe
vorgeschlagen, die den Anteil der Kraftstoffe am Klimawandel und an der Luftverschmutzung, u.a. über einen
größeren Verbrauch von Biokraftstoffen, senken sollen. Die Änderungen bekräftigen die Entschlossenheit
der Kommission, Klimawandel und Luftverschmutzung in der EU wirksam zu bekämpfen. Die vorgeschlagenen Standards
sorgen nicht nur für „sauberere“ Kraftstoffe, sondern ermöglichen auch die Einführung schadstoffärmerer
Fahrzeuge und Maschinen. Zur Förderung der Entwicklung von Brennstoffen mit geringerem Kohlenstoffgehalt und
von Biokraftstoffen werden die Kraftstoffanbieter verpflichtet, die bei der Produktion, beim Transport und bei
der Nutzung ihrer Kraftstoffe entstehenden Treibhausgasemissionen zwischen 2011 und 2020 um 10 % zu senken. Dadurch
sollen die Emissionen bis 2020 um 500 Millionen Tonnen Kohlendioxid – das entspricht den Gesamtemissionen von Spanien
und Schweden zusammen – zurückgehen. Es soll ein neues Kraftstoffgemisch mit einem höheren Gehalt an
Bioethanol entwickelt werden; auch der Schwefelgehalt von Dieselkraftstoffen und Gasöl soll gesenkt werden,
um die Emission gefährlicher Staubpartikel zu verringern.
Umweltkommissar Stavros Dimas erklärte: „Dies ist eine der wichtigsten Maßnahmen in einer Reihe von
neuen Initiativen, die die Kommission treffen muss, um die Bekämpfung des globalen Klimawandels zu verstärken.
Es ist ein konkreter Test für unser politisches Engagement, bei der Bekämpfung des Klimawandels eine
Vorreiterrolle zu übernehmen, und für unsere Fähigkeit, politische Prioritäten in konkrete
Maßnahmen umzusetzen. Sie fördert den Umstieg Europas auf eine Wirtschaft mit niedrigeren CO2-Emissionen,
der unumgänglich ist, wenn wir vermeiden wollen, dass der Klimawandel gefährliche Ausmaße annimmt.
Außerdem sollen diese Vorschläge die verkehrsbedingten Schadstoffe, die der Gesundheit unserer Bürger
abträglich sind, verringern und den Weg für einen wesentlich größeren Verbrauch von Biokraftstoffen,
insbesondere der zweiten Generation, ebnen.“
Was sollen die neuen Standards bewirken?
- Verringerung der EU-Treibhausgasemissionen um 500 Tonnen Kohlendioxid bis 2020
- Verbesserung der Qualität von Verkehrskraftstoffen und Förderung von Biokraftstoffen der „zweiten
Generation“, die größere Emissionssenkungen bewirken
- Bessere öffentliche Gesundheit durch Verringerung der Schadstoffe, insbesondere dank eines niedrigeren
Schwefelgehalts in Dieselkraftstoff.
Die Bedeutung von Spezifikationen für die Kraftstoffqualität
Die Richtlinie über die Kraftstoffqualität aus dem Jahre 1998[1] enthält EU-weit geltende gemeinsame
Spezifikationen für mit Otto- und Dieselkraftstoffen sowie Gasöl betriebene Kraftfahrzeuge, Schleppkähne
im Binnenwasserverkehr und mobile Maschinen wie Lokomotiven, Geräte zur Erdbewegung und Zugmaschinen. Ziel
ist der Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt sowie die Sicherstellung eines Binnenmarktes für
diese Kraftstoffe. Der Vorschlag der Kommission, die Richtlinie zu überarbeiten, trägt den Entwicklungen
in den Bereichen Kraftstoff und Motortechnologie, der wachsenden Bedeutung von Biokraftstoffen und der Notwendigkeit
Rechnung, sowohl die Zielvorgaben für die Luftqualität gemäß der Thematischen Strategie zur
Luftreinhaltung aus dem Jahr 2005 (siehe IP/05/1170) zu erfüllen als auch die Treibhausgasemissionen, die
den Klimawandel bewirken, zu senken.
Vorgeschlagene Änderungen
Mit der überarbeiteten Richtlinie werden die Kraftstoffanbieter nicht nur verpflichtet, die Treibhausgasemissionen
zu reduzieren, die während des Lebenszyklus der Kraftstoffe, z.B. beim Raffinieren, beim Transport und bei
der Verwendung, entstehen. Ab 2011 müssen die Kraftstoffanbieter auch die Emissionen pro Energieeinheit um
jährlich 1 %, gemessen am Niveau von 2010, senken. Bis 2020 soll ein Rückgang um 10 % erzielt werden.
Durch diese Auflage wird die weitere Entwicklung von Kraftstoff mit niedrigem CO2-Gehalt und anderer Maßnahmen
zur Verringerung der Emissionen aus der Produktionskette von Kraftstoffen angeregt, und es wird sichergestellt,
dass der Kraftfahrzeugsektor seinen Beitrag zum Erreichen der EU-Zielvorgaben für die Senkung der Treibhausgasemissionen
leistet.
Damit in Ottokraftstoff ein höherer Anteil an Biokraftstoffen verwendet werden kann, wurde ein spezielles
Ottokraftstoffgemisch mit höherem zulässigem Gehalt an sauerstoffhaltigen Komponenten (einschließlich
maximal 10 % Ethanol) entwickelt. Die verschiedenen Ottokraftstoffgemische werden eindeutig gekennzeichnet, um
eine Betankung von Kraftfahrzeugen mit inkompatiblem Kraftstoff zu vermeiden. Zum Ausgleich der höheren Emissionen
schädlicher Dämpfe infolge der verstärkten Verwendung von Ethanol wird die Kommission später
im Jahr einen Vorschlag vorlegen, der den Einbau von Vorrichtungen zur Dampfrückgewinnung an den Tankstellen
vorschreibt. Diese Dämpfe, die als flüchtige organische Verbindungen (VOC) bekannt sind, tragen zur Bildung
von bodennahem Ozon bei, das bei Menschen mit Atembeschwerden oder Herzproblemen zu einem vorzeitigen Tod führen
kann.
Ab 1. Januar 2009 darf nur noch besonders schwefelarmer Dieselkraftstoff mit einem Schwefelgehalt von höchstens
10 ppm (Partikeln pro Million) auf den Markt gebracht werden. Dadurch werden schädliche Emissionen, in erster
Linie Feinstaubteilchen (Partikelemissionen), verringert, die für die menschliche Gesundheit besonders gefährlich
sind. Die Schwefelreduktion wird insbesondere die Vermarktung von Dieselfahrzeugen, die mit neuen Ausrüstungen
zur Schadstoffbegrenzung, wie Partikelfiltern, ausgestattet sind, erleichtern. Ab demselben Datum wird der zulässige
Höchstgehalt einer anderen gefährlichen Substanz im Dieselkraftstoff, nämlich der polyzyklischen
aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAHs), um ein Drittel gesenkt. Dadurch gehen nicht nur die Emissionen von PAHs,
die zum Teil Krebserkrankungen hervorrufen können, sondern auch die Partikelemissionen zurück.
Außerdem wird der zulässige Schwefelgehalt in Gasöl, das für die Motoren mobiler Maschinen
und Schleppkähne im Binnenwasserverkehr verwendet wird, wesentlich verringert. Auch dies wird zu einer Senkung
der Partikelemissionen beitragen und die Vermarktung hochentwickelter Maschinen und Vorrichtungen zur Emissionsminderung
ermöglichen.
Nach Bewertung der Kosten für die verschiedenen Maßnahmen ergibt eine Kosten-Nutzen- Analyse, dass die
vorgeschlagenen Änderungen gerechtfertigt sind.
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