Wien (bmi) - Ein Vergleichstest des ÖAMTC von sechs über Internet erhältlichen Alkohol-Selbsttestgeräten,
einem Vortestgerät und einem geeichten Alkomaten der Wiener Verkehrspolizei zeigt eine starke Abweichung der
Resultate.
"Das Ergebnis ist im wahrsten Sinne des Wortes ernüchternd. Die Promillewerte weichen teilweise enorm
vom tatsächlichen mit dem Alkomaten gemessen Wert ab", sagt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Mag. Dora
Donosa. Übereinstimmungen seien mehr oder weniger Zufallstreffer.
Getestet wurden die kleinen und handlichen Selbsttester von zwei Männern und zwei Frauen. Die meisten Selbsttestgeräte
lieferten zwar rasch Werte, diese waren aber in den meisten Fällen nicht richtig. Bei einer Testkandidatin
(31 Jahre, 1,70 m, 57 kg) lag die Abweichung zwischen Alkohol-Selbsttester und polizeilichem Alkomaten bei 0,78
Promille.
Die Messung mit dem Vortestgerät und dem Alkomaten wurde von Oberst Karl Wammerl, Leiter der Landesverkehrsabteilung
Wien, beaufsichtigt. Er appelliert an Autofahrer, sich keinesfalls auf Selbsttestgeräte zu verlassen: "Alkohol
und Autofahren verträgt sich nicht. Selbsttester zeigen nur einen Wert, der nichts über die eigentliche
Fahrtüchtigkeit aussagt."
Beim ÖAMTC-Vergleichstest zeigten sich auch beachtliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Die männlichen
Testpersonen lagen nach dem Alkohol-Konsum noch unter der gesetzlichen 0,5 Promille-Grenze; die beiden Testerinnen
hatten nach der gleichen Menge Alkohol einen Wert von über 1,1 Promille.
Die Hersteller der zwischen 2 und 50 Euro teuren Geräte halten sich schadlos. In einer der Bedienungsanleitungen
steht beispielweise: "Der Alkoholtester kann nicht verbindlich dazu herangezogen werden, um festzustellen,
ob eine Person nach dem Genuss von Alkohol dazu in der Lage ist, ein Fahrzeug zu lenken oder eine Maschine zu bedienen.
Er kann lediglich Hinweise für eine verantwortungsvolle Verhaltensweise geben."
Das Resümee der ÖAMTC-Verkehrspsychologin: "Die Geräte sind nicht mehr als ein Partygag. Sie
geben lediglich darüber Auskunft, dass Alkohol getrunken wurde, über den tatsächlichen Promillewert
lassen sich keine verlässlichen Aussagen treffen." Ein Herantrinken an Promillegrenzen sei generell unmöglich.
Verkehrsüberwachung
Der Polizei stehen bundesweit 1.686 Atemalkoholmessgeräte (Alkomaten) zur Verfügung. Die Zahl
der Alkohol-Vortestgeräte beläuft sich auf 392. Vortestgeräte sind einfache, nicht geeichte – aber
trotzdem relativ genaue – Alkohol-Schnelltester. Damit kann festgestellt werden, ob jemand mit großer Wahrscheinlichkeit
alkoholisiert ist. Zeigt das Vortestgerät ein positives Ergebnis, erfolgt der Test mit dem geeichten Alkomaten.
Durch den Einsatz der Alkohol-Vortestgeräte konnte die Kontrolldichte erhöht werden.
Im Jahr 2006 wurden bei der Verkehrsüberwachung rund 271.000-mal Vortests und 194.000-mal Alkomattests durchgeführt.
In ungefähr 1.000 Fällen kam es zu einer Blutabnahme. 24.000-mal wurde einem Autolenker vorläufig
der Führerschein abgenommen. |