Hochschule Heiligenkreuz zur Päpstlichen Hochschule erhoben  

erstellt am
08. 02. 07

Graduierung zum Magister der Theologie jetzt durch Hochschule selbst möglich - Vollausbau zur "Päpstlichen Fakultät" mit Lizenziats- und Doktoratsstudium wird angestrebt
Heiligenkreuz (stephanscom.at) - Papst Benedikt XVI. hat die Philosophisch-Theologische Hochschule des Stiftes Heiligenkreuz zur "Päpstlichen Hochschule" erhoben. Das vatikanische Dekret trägt das Datum vom 28. Jänner, wie die Hochschule am 08.02. in einer Aussendung mitteilte. Sie heißt künftig offiziell "Päpstliche Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz". Die Bezeichnung sei vom Abt des Zisterzienserstiftes, Gregor Henckel-Donnersmarck, vorgeschlagen worden. Damit solle sowohl die große Wertschätzung für Papst Benedikt XVI. als auch die benediktinische Ausrichtung des Institutes zum Ausdruck kommen, hieß es in der Mitteilung.

Mit der Erhebung zur Päpstlichen Hochschule erhält die Lehrstätte mehr Eigenständigkeit. Die Hochschule wird - wie schon bisher - das staatlich anerkannte Diplomstudium in Fachtheologie mit Abschluss eines "Magister theologiae" anbieten. Ab jetzt erfolgt die Graduierung aber durch die Hochschule Heiligenkreuz selbst und nicht wie bisher durch die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien. Die Studienpläne bleiben gleich und entsprechen den an den staatlichen österreichischen Fakultäten üblichen. Der Vollausbau zur "Päpstlichen Fakultät" mit Lizenziats- und Doktoratsstudium wird nach einer fünfjährigen Entwicklungszeit angestrebt.

Abt Henckel-Donnersmarck, bisher Rektor, wurde zum "Magnus Cancellarius" (Großkanzler) der Hochschule ernannt. Er ist in dieser Funktion Vertreter des Heiligen Stuhls und verleiht die akademischen Grade im Namen des Papstes. Der bisherige Dekan, P. Karl Wallner, wurde auf vier Jahre zum Rektor bestellt; seine Agenden bleiben im Wesentlichen gleich.

Zustrom an Studenten
Heiligenkreuz ist die einzige aktive Ordenshochschule in Österreich. Stift und Hochschule verzeichneten in den vergangenen Jahren ein enormes Wachstum: Derzeit sind 167 Studenten eingeschrieben, davon 113 Ordensleute und Priesteramtskandidaten; 1999 waren es lediglich 63 gewesen. Es kam zu einer Verjüngung des Lehrkörpers und qualitätssteigernden Maßnahmen. Von den insgesamt 37 Lehrenden hat die vatikanische Bildungskongregation 13 zu ordentlichen Professoren ernannt. Von diesen 13 Ordinarien sind neun Zisterzienser, zwei Benediktiner und zwei Laien. Die weiteren außerordentlichen Professoren, Gastprofessoren, Dozenten, Assistenten und Lehrbeauftragten seien in der Mehrheit Priester bzw. Ordensleute; auch mehrere Frauen lehren an der Hochschule, teilte die Hochschule mit.

Einzige Hochschule des Zisterzienserordens
Auf den zisterziensisch-benediktinischen Charakter des Professorenkollegiums legt Heiligenkreuz nicht zuletzt deshalb wert, weil die Hochschule die einzige akademische Bildungseinrichtung im ganzen Zisterzienserorden ist. Fast alle deutschsprachigen Zisterzienserklöster beschicken die Hochschule mit Studierenden. Die Hochschule leistet zudem Hilfe für die blühenden Zisterzienserklöster in Vietnam, wo die kommunistische Regierung immer noch repressiv gegen die Ordensgemeinschaften vorgeht und z.B. die Priesterweihen reglementiert. Derzeit studieren neun Zisterzienser aus Vietnam an der Hochschule. Die Hochschule beabsichtigt u.a., ein "Institut für zisterziensische Theologie, Spiritualität und Geschichte" einzurichten, in dem wissenschaftliche Kräfte des Zisterzienserordens - und vielleicht auch des Trappistenordens - gebündelt werden sollen.

Neben den ordenseigenen Studenten studieren Mitglieder "Neuer Gemeinschaften", die sich teils sogar ausdrücklich zum Zweck des Studiums im Umkreis von Heiligenkreuz angesiedelt haben - so das Missionskolleg "Redemptoris Mater" der Erzdiözese Wien in Sparbach und die "Gemeinschaft der Seligpreisungen" mit ihrem deutschsprachigen Studienhaus in Hinterbrühl. In Heiligenkreuz sind aber auch - über die Vermittlung der Stiftung "Pro Oriente" - orthodoxe Studenten aus Russland. Besonderer Wert wird auf die Verbindung von Theologie und Spiritualität und die Lebensgemeinschaft zwischen Lehrenden und Studierenden gelegt. 2006 wurden zwölf, 2005 16 Absolventen der Hochschule zu Priestern geweiht. Laien können nur unter bestimmten Bedingungen und mit ausdrücklicher persönlicher Erlaubnis des Abtes in Heiligenkreuz inskribieren.

Ursprünge im Hochmittelalter
Das Stift Heiligenkreuz wurde im Jahr 1133 gegründet. Man hat von Anfang an - im Sinne der benediktinischen Tradition - ein besonderes Augenmerk auf die intellektuelle und spirituelle Ausbildung des Ordensnachwuchses gelegt. Im Spätmittelalter und in der Barockzeit gab es verschiedene Initiativen, das Studium zu institutionalisieren. 1365 votierte der Abt von Heiligenkreuz positiv für die Gründung der Universität Wien.

Schließlich wurde im Jahre 1802 die heutige Hochschule Heiligenkreuz in Form eines "Institutum Theologicum" gegründet. Das Institut war anfänglich eine von jenen vielen klostereigenen oder diözesanen "Hauslehranstalten", die in der Vorromantik als katholische Reaktion auf die josephinische Tradition der "Zentralseminarien" gegründet wurden. Fast alle dieser "Hauslehranstalten" lösten sich aber im Laufe der Zeit auf.

In der Hochschule Heiligenkreuz wurde der Lehrbetrieb von 1802 an bis heute kontinuierlich aufrecht erhalten nur während der beiden Weltkriege kam es zu kurzen Unterbrechungen. Eine österreichweite Studienreform wandelte die Theologische Hauslehranstalt im Jahr 1976 in eine "Philosophisch-Theologische Hochschule" um. Die Studien betreute die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien. Am Gedenktag des heiligen Thomas von Aquin, dem 28. Jänner, wurde die Hochschule nun vom Vatikan als "Hochschule Päpstlichen Rechtes"
errichtet.
 
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