EU-Reformstrategie sorgt für neue Arbeitsplätze
Brüssel (eu-int) - Die Arbeitslosigkeit sinkt und die Beschäftigung steigt. Zu diesem Ergebnis
kommt der Gemeinsame Beschäftigungsbericht, der den ArbeitsministerInnen am 22. Februar vorgelegt wird. Der
Kommissionsbericht, der die Umsetzung der nationalen Reformprogramme für den Beschäftigungsbereich bewertet,
ist optimistisch. Er zeigt aber auch auf, dass rigorosere Reformen nötig sind, vor allem wenn es um ein ausgewogeneres
Verhältnis von Flexibilität und Sicherheit am Arbeitsmarkt geht, also den so genannten "Flexicurity"-Ansatz.
Darüber hinaus enthält der Bericht länderspezifische Empfehlungen für die meisten Mitgliedstaaten.
"Die Arbeitsmarktreformen tragen Früchte. Aber wenn Europa ernsthaft und wirksam auf die Herausforderungen
der Globalisierung und einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung reagieren will, ist ‚Flexicurity' gefragt. Die
Arbeitskräfte müssen in der Lage sein, problemlos und ohne Ängste von einem Arbeitsplatz zum anderen
zu wechseln," erklärte Vladimír Špidla, EU?Kommissar für Beschäftigung, Soziales und
Chancengleichheit, und fügte hinzu: "Angesichts der derzeitigen günstigen wirtschaftlichen Aussichten
haben wir die Gelegenheit, unsere Reformbemühungen zu verdoppeln."
Neben dem heutigen Bericht dürfte der Rat "Beschäftigung und Soziales" am 22. Februar ebenfalls
länderspezifische Empfehlungen für die Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik gutheißen. Dies
ist das erste Mal, dass die Minister solche integrierten nationalen Empfehlungen aussprechen - ein wichtiger Schritt
auf dem Weg zur Erreichung der EU?Beschäftigungs- und Wachstumsziele, da sich die Mitgliedstaaten verpflichten,
die Empfehlungen zu beherzigen. Im Wesentlichen legt die Kommission den meisten Mitgliedstaaten Maßnahmen
zur Verbesserung der Beschäftigungslage nahe, wobei sie unterstreicht, dass die Reformen des Arbeitsmarktes
vorangetrieben werden müssen.
Die Arbeitslosigkeit ging in der EU von 9,1 % im Jahr 2004 auf 8,8 % im Jahr 2005 zurück, und die Beschäftigungsquote
stieg 2005 um 0,8 % - dies ist der höchste Anstieg seit 2001. Dennoch sind weitere 22 Millionen neue Arbeitsplätze
erforderlich, um die EU?Beschäftigungsziele für 2010 zu erreichen. Während stärker in Bildung
und Qualifikationen investiert wird, geraten Maßnahmen zur Verbesserung der Anpassungsfähigkeit - ein
Schwerpunkt der europäischen Beschäftigungsstrategie - ernsthaft ins Hintertreffen.
Das schleppende Anlaufen der Maßnahmen zur Verbesserung der Anpassungsfähigkeit der Arbeitskräfte
ist besonders beunruhigend. Die raschen technologischen Entwicklungen und der zunehmende weltweite Wettbewerb erfordern
flexible Arbeitsmärkte. Reformen der für Verträge geltenden Rechtsvorschriften würden den Wechsel
zwischen Arbeitsplätzen erleichtern und den Arbeitnehmern neue berufliche Möglichkeiten eröffnen;
die gleiche Wirkung hätten höhere Investitionen in die Aus- und Weiterbildung. Wie jedoch aus dem Bericht
hervorgeht, sind die Anstrengungen in diesem Bereich bisher gering.
Auch die nicht angemeldete Erwerbstätigkeit ist nach wie vor in vielen Mitgliedstaaten ein großes Problem.
Der Bericht unterstreicht die Notwendigkeit eines umfassenderen Ansatzes, bei dem aktive Arbeitsmarktmaßnahmen,
flexible vertragliche Vereinbarungen, lebenslanges Lernen und Sozialschutz miteinander kombiniert werden.
Dieser "Flexicurity"-Ansatz kann zu einer höheren Produktivität und Verbesserung der Arbeitsplatzqualität
beitragen.
Die für Sommer 2007 vorgesehene Mitteilung der Kommission über "Flexicurity" wird eine Reihe
von Optionen enthalten, die es den Mitgliedstaaten erleichtern sollen, den richtigen Policy-Mix für ihre Arbeitsmärkte
zu finden.
Insgesamt zeigt der heutige Bericht, dass die Mitgliedstaaten einen ganzheitlicheren Ansatz für die Erwerbstätigkeit
verfolgen, der den gesamten Lebenszyklus berücksichtigt. Die Zahl der älteren erwerbstätigen Menschen
ist von 41 % im Jahr 2004 auf 42,5 % im Jahr 2005 angestiegen; dennoch muss viel mehr getan werden, um bis 2010
das Ziel von 50 % zu erreichen. Junge Menschen, behinderte Menschen und Wanderarbeitnehmer befinden sich immer
noch am Rande des Arbeitsmarktes - die Jugendarbeitslosigkeit in der EU ist etwa doppelt so hoch wie die Gesamtarbeitslosenquote.
Bessere Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie (sowohl für Männer als auch für
Frauen) sind notwendig, zusammen mit mehr und besseren Kinderbetreuungsmöglichkeiten.
Viele Mitgliedstaaten arbeiten an Strategien zur Steigerung der Investitionen ins Bildungswesen, doch oft auf unsystematische
Art und Weise. Die Beteiligung der Erwachsenen am lebenslangen Lernen ist immer noch zu gering (knapp über
10 %), und in 20 der 25 Mitgliedstaaten ist dieser Anteil gleich geblieben oder sogar gefallen.
Am 22. Februar wird die Kommission dem Rat "Beschäftigung und Soziales" außerdem den Gemeinsamen
Bericht über Sozialschutz und soziale Eingliederung vorlegen (vgl. IP/07/203). Dieser Bericht ergänzt
die Bewertungen des Gemeinsamen Beschäftigungsberichts und spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung
von Wachstum und Beschäftigung. Er unterstreicht die Notwendigkeit von Fortschritten in den Bereichen Bekämpfung
der Kinderarmut, aktive Einbeziehung, Modernisierung der Rentensysteme und Zugang zu Gesundheitsversorgung und
Langzeitpflege. |