Wien (öj) - Monatelang wurde gerätselt, wann und ob überhaupt der Haupverdächtige in
der "Causa BAWAG", Helmut Elsner, aus seinem französischen Domizil je nach Österreich zurückkehren
würde. Der Ex-Generaldirektor der - ehemals - gewerkschaftseigenen Bank soll ja, so wird ihm vorgeworfen,
hauptverantwortlich sein für das finanzielle Debakel, das dem Österreichischen Gewerkschaftsbund nahezu
um sein gesamtes Vermögen gebracht zu haben. " Es werden ihm mehrere Straftatbestände vorgehalten,
zu denen er demnächst in Wien vernommen werden wird" - berichteten wir an dieser Stelle Mitte September
2006. Elsner war kurz zuvor an der Cote d'Azur verhaftet worden. Seither gab es ein massives Tauziehen um den promienten
Verdächtigen: Hie die heimische Justiz, da die Anwälte Elsners und französische Ärzte, die
ihren Klienten/Patienten über lange Zeit als "nicht transportfähig" erachteten. .Am Abend des
13. 02. landete schließlich ein Jet der Flugambulanz in Wien Schwechat, von wo Elsner in Untersuchungshaft
gebracht wurde. Elsner wurde daraufhin eingehend und von mehreren Spezialisten untersucht mit dem Ergebnis, daß
er sich am 21.02. einer Bypass-Operation im AKH unterziehen wird (die Frage, warum dieser lebensnotwendige Eingriff,
der heute wohl bereits zu ärztlichen Routine zählt, nicht schon vor Monaten in einer französischen
Klinik durchgeführt wurde, ist scheinbar bisher weder gestellt noch beantwortet worden).
Der Vorsitz des "Bankenuntersuchungsausschusses geht davon aus, daß er im Laufe der nächsten Wochen
dann - wieder genesen - für Aussagen zur Verfügung stehen werde. Welcher Art diese wohl sein werden,
darüber scheiden sich die Geister aber. Während die einen meinen, er werde möglichst nichts aussagen,
alles sozusagen im Halbdunkel zu lassen - es gilt natürlich die Unschuldsvermutung - erwarten die anderen
wiederum, daß Elsner die Schuld nicht auf sich nehmen und eine Handvoll anderer hochrangiger "Kollegen"
namhaft machen wird.
Ausschlaggebend für die Überstellung Elsners nach Österreich sei gewesen, dass gegenüber dem
französischen Justizminister die Bedeutung dieses Falls klar gemacht werden konnte und dass es sich nicht
um einen x-beliebigen Fall für Österreich handele, betonte Justizministerin Maria Berger in einer Pressekonferenz.
Die Justizministerin verwies darauf, dass sie als europäische Parlamentarierin an der Schaffung des Europäischen
Haftbefehls mitgewirkt hat, der in der Causa tragend wurde.
So scheint es, als würden sich in geraumer Zeit über die beiden parlamentarischen Untersuchungsausschüsse
die Vorhänge lüften: in der Causa BAWAG soll eben Elsner für Aufklärung sorgen, im "Eurofighter"-Ausschuß
weist einiges auf recht mysteriöse Weise verschwundene Gelder hin, deren Verbleib demnächst geklärt
werden soll. Die Gegner der Anschaffung freuen sich bereits auf einen stichhaltigen Grund, die Eurofighter-Lieferung
zu verhinden. Denn sollte es im Umfeld des Zustandekommens zu strafbaren Handlungen gekommen sein, könne man
vom Kaufvertrag zurücktreten, heißt es. (mm) |