BR-Präsident mahnt Einbindung des Bundesrats bei Staatsreform ein
Wien (pk) - Bundesratspräsident Manfred Gruber sprach sich am 15.02. in der Länderkammer
in seiner Antrittsrede gegen weitere Sparmaßnahmen zu Lasten des ländlichen Raumes aus. Er habe im Koalitionsübereinkommen
zwar keine derartigen Hinweise gefunden, meinte er, er könne jede Regierung aber nur davor warnen. Die Österreicherinnen
und Österreicher hätten die Schließung vieler infrastruktureller Einrichtungen und die damit für
sie verbundenen Nachteile noch nicht vergessen.
Bezüglich der in Aussicht genommenen Staatsreform mahnte Gruber eine Einbindung des Bundesrats in die Verhandlungen
ein. Seiner Meinung nach könnten dabei die im Jahr 2005 von Bundespräsident Heinz Fischer vorgelegte
Punktation, die vom Bundesrat bei einer Klausur selbst erarbeiteten Reformschläge und die Länderpositionen
Diskussionsgrundlage für Überlegungen zur Zukunft des Bundesrats sein. Wichtig sei es jedenfalls, ein
Gesamtpaket zu schnüren, sagte Gruber, man solle sich nicht mit "gut gemeinten" Einzelvorschlägen
verzetteln.
Gleichzeitig zeigte sich der Bundesratspräsident überzeugt, dass es auch innerhalb des heutigen rechtlichen
Rahmens für den Bundesrat viele ungenützte Möglichkeiten gibt, einen positiven Beitrag für
Österreich zu leisten.
Das Regierungsprogramm insgesamt wertete Gruber als "sehr ambitioniert". Zwar seien die Regierungsverhandlungen
schwierig gewesen und hätten in der Bevölkerung zu Unverständnis und Irritationen geführt,
skizzierte er, jetzt liege aber ein Programm vor, das zum einen Kurskorrekturen vorsehe, aber auch Stabilität
und Sicherheit hohen Stellenwert einräume.
"Dringenden Handlungsbedarf" sieht Gruber, wie er sagte, in Bezug auf das Einbürgerungsverfahren.
Reines Faktenwissen, wie etwa der Text der Landeshymne oder der Name des Bundeskanzlers, sei zu wenig für
nachhaltige Integration, betonte er und plädierte dafür, auch den kulturellen Hintergrund der Staatsbürgerschaftswerber
zu berücksichtigen. Wer Demokratie, Pluralismus, Toleranz, die Gleichberechtigung der Frau sowie die gewaltfreie
Erziehung von Kindern ablehne, habe "kein Recht auf einen österreichischen Pass".
Zu den Themen Ortstafeln und "Wehrsportübungen" merkte Gruber an, er unterstütze in diesen
Fragen voll und ganz die Stellungnahmen von Bundespräsident Fischer und Nationalratspräsidentin Barbara
Prammer. Er habe, bekräftigte der Bundesratspräsident, "absolut kein Verständnis für Argumente
von Vorgestern" und auch nicht für das Verharmlosen von Wehrsportübungen. Österreich habe ein
gut entwickeltes, von der Bevölkerung unterstütztes demokratisches Wertesystem, das weder für die
Missachtung der Rechte von Minderheiten noch für militanten Rechtsextremismus Platz habe.
Erfreut äußerte sich Gruber über die positive Entwicklung im Land Salzburg und ersuchte die Mitglieder
des Bundesrats, die Olympiabewerbung Salzburgs mit aller Kraft zu unterstützen. In diesem Zusammenhang kündigte
er eine Präsentation der Salzburger Olympiabewerbung in der Säulenhalle des Parlaments an. |