Brüssel (lk) - Im Rahmen einer im Ausschuss der Regionen (AdR) geführten Diskussion zur Stellungnahme
über die „Halbzeitbilanz zum Verkehrsweißbuch der Europäischen Kommission“ übergab Landeshauptmann
Herwig van Staa am 14.02. in Brüssel ein Positionspapier an Verkehrskommissar Jaques Barrot. Im Anschluss
meldete sich der Tiroler Regierungschef im AdR zu Wort, um die Inhalte dieses Papiers sowie die von ihm eingebrachten
Abänderungsanträge dem gesamten Gremium bekannt zu machen.
„Die Verlagerungspolitik der Schweiz ist ein wesentlicher Grund für die Zunahme des Güterverkehrs am
Brenner. Einer aktuellen Studie zufolge beträgt der Ausweichverkehr über Tirol bereits rund ein Drittel
des Gesamtverkehrs über die Brennerachse, das sind rund 600.000 bis 700.000 LKW-Fahrten pro Jahr“, erklärte
der Landeshauptmann und forderte hier ein Gegensteuern durch die EU. Denn „es kann nicht sein, dass ein Nichtmitgliedsstaat
von der Europäischen Union besser behandelt wird, als ein Mitgliedsstaat.“
In diesem Zusammenhang forderte Landeshauptmann Herwig van Staa die Einrichtung einer Alpentransitbörse, an
der von den Transportunternehmen mit Transitrechten gehandelt werden soll: „Ich bin davon überzeugt, dass
eine Transitbörse ein geeignetes Instrument für eine nachhaltige und umweltgerechte Verkehrsabwicklung
des Straßengüterverkehrs über den Alpenbogen darstellt“. Ein dementsprechender Änderungsantrag
zur Stellungnahme des AdR wurde daher von LH van Staa unter anderem gemeinsam mit Landeshauptmann Luis Durnwalder
(Südtirol) und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (Salzburg) eingebracht und auch vom Plenum angenommen. „In
diesem vom AdR beschlossenen Papier ist auch ein Bekenntnis des AdR zur Verlagerung des Verkehrs auf ökologischere
Verkehrsmittel, also die Schiene bzw. den Seeweg, enthalten“, freut sich der Landeshauptmann.
Auch die gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung sowie die Schädigung der Umwelt durch den
Verkehr sprach van Staa an. Er erklärte, dass die Emissionen aufgrund der schlechteren Ausbreitungsbedingungen
in den Alpentälern zu wesentlich höheren Belastungen führen, als in flachen oder hügeligen
Ländern. Besonders kritisierte der Landeshauptmann in diesem Zusammenhang, dass „die Beeinträchtigung
der Gesundheit bis heute nicht vor dem Gerichtshof für Menschenrechte einklagbar ist“. Und das trotz der Tatsache,
dass die Gesundheit der Bevölkerung wichtiger als der freie Warenverkehr sei.
Weiters bedankte sich der Landeshauptmann bei Kommissar Barrot für dessen Unterstützung in Sachen Brenner
Basistunnel, der „aus Sicht des Landes Tirol von zentraler Bedeutung für die Lösung der Verkehrs- und
Umweltproblematik ist“. LH van Staa war dabei wichtig zu betonen, dass die öffentliche Finanzierung solcher
Projekte, teilweise auch durch die EU sei, notwendig sei: „Es kann aber nicht sein, dass die Gewinne im Verkehr
immer mehr privatisiert werden, die Kosten aber kommunalisiert und regionalisiert werden“.
Barrot reagierte auf das Positionspapier und die Rede van Staas und antwortete dem Landeshauptmann direkt: „Eines
der prägendsten Bilder, die ich seit dem Amtsantritt meiner Funktion als Verkehrskommissar im Kopf habe, sind
die verstopften Straßen in Tirol. Ich bin hoch motiviert, alternative Lösungen für den alpenquerenden
Güterverkehr und damit das Tiroler Problem zu finden“. |