Rolle der Bäuerin in der Landwirtschaft stärken  

erstellt am
14. 02. 07

Österreichs Bäuerinnen sichern Betriebserfolg und Lebensqualität im Ländlichen Raum
Wien (bmlfuw) - Österreichs Bäuerinnen haben jeden Grund selbstbewusst und stolz zu sein. Sie sind Pfeiler unserer Gesellschaft und ein wesentlicher Faktor der Existenzsicherung für unseren ländlichen Raum. Bäuerinnen sind nicht nur „Seele“, sondern auch Motor des ländlichen Raumes. Sie erfüllen mehr denn je nicht nur ihre traditionelle, soziale Funktion, sondern zusätzlich auch Managementtätigkeit. Das schlägt sich in der steigenden Anzahl von Betriebsführerinnen (42 Prozent) und Hoferbinnen (30 Prozent) nieder.

Vielfach sind Frauen im Ländlichen Raum der Motor und Träger der betrieblichen Neuausrichtung, etwa in Richtung biologische Landwirtschaft oder Direktvermarktung, freut sich Landwirtschaftsminister Josef Pröll heute anlässlich des Bäuerinnentags in Wien.

Im Regierungsübereinkommen ist ein Bekenntnis zu einer verstärkten Einbindung von Frauen im Ländlichen Raum in den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entscheidungsprozess und somit in politische Gremien verankert. Bereits jetzt sind Frauen stark im Ländlichen Raum vertreten. Im Bereich der rechtlichen Kompetenzverteilung ist es in den letzten Jahren zu einem Eintritt in diese ehemals männliche Domäne gekommen, belegt die Studie „Situation der Bäuerinnen in Österreich 2006“. Die deutliche Zunahme der rechtlichen Kompetenzen spiegelt sich etwa darin wider, dass die Bäuerin immer öfter alleinige Betriebsleiterin ist. In Kärnten beträgt der Anteil 72 Prozent, in Vorarlberg jedoch nur 3 Prozent. Die Bäuerin ist immer öfter allein für betriebliche Entscheidungen zuständig, dieser Anteil stieg von 5 Prozent im Jahr 1986 auf 15 Prozent im Jahr 2006. Hier bleibt jedoch mit 76 Prozent das bevorzugte Modell jenes der partnerschaftlichen Entscheidungsfindung. Waren im Jahr 1986 nur 8 Prozent der Bäuerinnen allein zeichnungsberechtigt, so hat sich dieser Anteil im Jahr 2006 mit 17 Prozent mehr als verdoppelt.

Fast ein Viertel der Bäuerinnen (23 Prozent) ist zusätzlich erwerbstätig, jede zweite Bäuerin nennt dafür finanzielle Gründe. Bäuerinnen, die einer außerlandwirtschaftlichen Arbeit nachgehen, sind generell etwas weniger in Haus- und Familienarbeit involviert als Bäuerinnen, die keiner außerlandwirtschaftlichen Arbeit nachgehen. Dennoch sind sie diejenigen, die mehr als die Hälfte aller anfallenden Arbeiten übernehmen. In Anlehnung an den Begriff der Doppelbelastung von Frauen kann man hier von einer Dreifachbelastung sprechen: Erwerbstätige Bäuerinnen müssen nicht nur einen Beruf und Familie verbinden, sondern zwei Berufe und Familie, nämlich ihren Beruf als Bäuerin, ihren zusätzlichen Beruf sowie die Familie.

Das verstärkte Engagement der Bäuerinnen erfordert Kreativität, Mut und Aufgeschlossenheit. Interesse an lebenslangem Lernen und sich weiterzubilden sind bei Bäuerinnen besonders ausgeprägt. Zwei Drittel der in der Studie „Situation der Bäuerinnen in Österreich 2006“ befragten Bäuerinnen nutzen unterschiedliche Fortbildungsangebote, ebenso viele benutzen den Computer. Das sind wesentliche Schritte in Richtung Professionalisierung der bäuerlichen Tätigkeit und die einzige Chance, mit den sich verändernden Ansprüchen und dem Wettbewerb Schritt zu halten. Offenheit, Engagement und Eigeninitiative sind maßgeblich für Erfolg.

Die österreichischen Bäuerinnen stehen für gesellschaftliche Werte. Im Bereich der Partnerschaft dominiert die traditionelle Lebensform der Ehegemeinschaft. Laut einer aktuellen Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung sind 91 Prozent der Bäuerinnen verheiratet, im Durchschnitt haben sie 2,5 Kinder. Die Zahl der am Hof lebenden Personen beträgt durchschnittlich 5,2 und liegt damit deutlich über dem Durchschnitt für die Gesamtbevölkerung von 2,3 Personen. In ihrem sozialen Unterstützungsnetz sind die Bäuerinnen sehr stark getragen von der eigenen, engeren Familie, der Partner hat in allen Bereichen hohe Bedeutung. Dieser deutliche Fokus auf den Partner und die Familie wirkt sich auch in der Freizeitgestaltung aus, als wichtigste Freizeitbeschäftigung werden Familienaktivitäten angegeben.

Auch für das gesellschaftliche Zusammenleben sind die Bäuerinnen von zentraler Bedeutung. So sind etwa 60 Prozent der Bäuerinnen in Organisationen tätig und pflegen so Kultur, Traditionen und Feste.

Bäuerinnen stellen die Nahversorgung im Ländlichen Raum sicher und produzieren gesunde, regionale Lebensmittel. Bei Zusatzangeboten am Hof, wie z.B. Urlaub am Bauernhof oder Direktvermarktung, sind es die Bäuerinnen, die dafür hauptverantwortlich sind. Auf 83 Prozent der Höfe mit Urlaubsangebot ist die Bäuerin hauptverantwortlich, die Direktvermarktung fällt zu 59 Prozent in den Zuständigkeitsbereich der Bäuerin.

Politik kann nur den Rahmen zur Verfügung stellen beziehungsweise Anreize geben. Mit dem Grünen Pakt für Österreichs Landwirtschaft ist das einmal mehr gelungen. Daher gilt es auf nationaler Ebene zu allererst, auf Basis des Grünen Pakts das Programm zur Ländlichen Entwicklung umzusetzen. Das ist auch klar im Regierungsprogramm verankert. Mit den Finanzverhandlungen zum EU-Budget für 2007 bis 2013 steht der notwendige finanzielle Hintergrund für ein ambitioniertes Programm für den ländlichen Raum. Mit dem Grünen Pakt werden auf nationaler Ebene die notwendigen Ausrichtungen für die nächsten sieben Jahre geschaffen. Mit der darin verankerten Bildungs- und Investitionsoffensive wurde ein wichtiger Grundstein für die weitere Professionalisierung unserer Landwirte gelegt. So wird deutlich mehr Geld für die Bildungs- und Investitionsoffensive bereitgestellt, konkret sind es 170 Millionen Euro jährlich für die Periode, in den ersten Jahren noch deutlich mehr. Die österreichsche Landwirtschaft kann mit Vertrauen und dem notwendigen Unternehmergeist in die nächsten Jahre hineingehen. Mit dem Grünen Pakt werden wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe stärken, so Pröll.

Die österreichischen Bäuerinnen spielen dabei eine zentrale Rolle. Das Berufsbild „Bäuerin“ hat im Laufe der Jahre kein Statusverlust erlitten, sondern das Berufsbild hat sich geändert. Neue Herausforderungen, mehr Verantwortung (Hof, Familie, Beruf,..) und der Spagat zwischen Moderne und Tradition kennzeichnen das Bild der modernen Bäuerin.

80 Prozent der Befragten sehen die Zukunft der Landwirtschaft allgemein eher negativ. Jedoch die Hälfte der Bäuerinnen schätzt die Lage bzw. die Zukunft ihres eigenen Betriebes positiv ein. Das stimmt mich zuversichtlich und beweist für mich, dass trotz allem das Bewusstsein „es liegt in meiner Hand, das Beste daraus zu machen“ überwiegt und sich der bäuerliche Optimismus durchsetzt, so Pröll abschließend.
 
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