Darmstadt (esa) - Im Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt war die Erleichterung
am 25.02. regelrecht greifbar. In den frühen Morgenstunden konnten Flugkontrolleure, Bahnmechanik-Experten,
Ingenieure und Wissenschaftler eine Raumsonde bei einer Partie „Weltraumbilliard“ beobachten. Zwischen 03.13 Uhr
MEZ und 03.40 Uhr MEZ flog die ESA-Sonde Rosetta in nur 250 km Entfernung am Mars vorbei und setzte anschließend
ihre weite Reise, die sie bis über die Umlaufbahn des Planeten Jupiter hinaustragen wird, auf einer neuen
Flugbahn fort.
Ihr endgültiges Ziel, den Kometen Tschurjumow-Gerasimenko, wird Rosetta erst 2014, nach einer Reisezeit von
10 Jahren, in denen sie etwa 6 Milliarden Kilometer zurücklegen wird, erreichen. Ihre abenteuerliche Reise
begann die Sonde am 2. März 2004 mit ihrem Start an Bord einer Ariane-5. Als nächstes wird Rosetta weiter
in Richtung Sonne fliegen, wobei sie noch zwei Vorbeischwungmanöver an der Erde absolvieren muss, die im November
dieses Jahres und im November 2009 stattfinden werden.
Sobald die Sonde an ihrem Ziel angekommen ist, wird sie aus einer Höhe von ca. einem Kilometer ein kleines,
sehr komplexes Landegerät auf der Oberfläche des Kometen absetzen, das mit einem eigenen chemischen Minilabor
und zahlreichen hoch entwickelten Instrumenten ausgestattet ist und die Oberfläche des Kometen untersuchen
sowie Informationen über dessen Kern liefern soll. Anschließend wird Rosetta dem Kometen ein Jahr lang
auf seinem 135 000 km/h schnellen Flug in Richtung des inneren Sonnensystems folgen und ihn genau untersuchen.
Der Sonde steht somit noch eine weite Reise bevor, aber bis dato scheint alles genau nach Plan zu verlaufen. David
Southwood, ESA-Direktor für das Wissenschaftliche Programm, der das Vorbeischwungmanöver am Mars zusammen
mit den an der Mission beteiligten Wissenschaftlern und Missionsteams im ESOC verfolgt hatte, sagte anschließend:
„Interplanetare Expeditionen basieren auf äußerst komplexen Kommunikationsverbindungen. Das Europäische
Raumflugkontrollzentrum hier in Darmstadt leistet ausgezeichnete Arbeit. Ich selbst sowie alle an dieser Mission
beteiligten Wissenschaftler sind den Experten, die sich so hervorragend um ‚unser Baby’ kümmern, sehr dankbar.
Aber das ist erst der Anfang. Der wirklich spannende Teil mit dem Absetzen des Landegeräts auf dem Kern des
Kometen liegt noch vor uns. Heute haben wir einen weiteren wichtigen Schritt bei der Suche nach einer Antwort auf
die Frage, ob das Leben auf der Erde mit Hilfe von Kometen begann, zurückgelegt.“
„Das erfolgreich gemeisterte Vorbeischwungmanöver der ESA-Sonde Rosetta am Mars war das bisher kritischste
Ereignis der Mission seit dem Start. Jetzt fliegt die Sonde wieder in Richtung Erde, um im November dieses Jahres
ausreichend Schwung für ihre weitere Reise zu den Asteroiden und dem Kometen zu holen. Mein Dank gilt all
denjenigen, die zum Gelingen dieses Flugmanövers beigetragen haben,“ so Manfred Warhaut, Leiter der Abteilung
für Missionsbetrieb.
Während des Anflugs auf den Mars wurden die Instrumente der Sonde und ihres Landegeräts über vorab
festgelegte Zeiträume eingeschaltet, um die Umgebung des Roten Planeten zu beobachten und Abbildungen von
diesem anzufertigen. Im September 2008 und Juli 2010, wenn sie sich bereits tief im Asteroidengürtel zwischen
Mars und Jupiter befindet, wird Rosetta zudem die Asteroiden Stein und Lutetia unter die Lupe nehmen. |