Johanna Dohnal: Ein Preis als Zeichen für freien Zugang zur Bildung
Wien (pk) - Der diesjährige "Johanna Dohnal-Förderpreis" für wissenschaftliche
Leistungen auf dem Gebiet der Frauen- und Genderforschung wurde am Abend des 20.02. im Parlament an Eva Egermann,
Eva Voß, Christine Klapeer, Veronika Wöhrer und Alexandra Weiss verliehen. Nationalratspräsidentin
Barbara Prammer hatte zu der feierlichen Veranstaltung in das Parlament eingeladen und konnte prominente Teilnehmer
und Besucher begrüßen, allen voran die erste Frauenministerin Johanna Dohnal, die neue Frauenministerin
Doris Bures, Staatssekretärin Christa Kranzl, Bundesrats-Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach, den
stellvertretenden Klubobmann der Grünen Kurt Öllinger sowie die ehemalige Bundesratsvorsitzende Helga
Hieden-Sommer. Zudem hieß Prammer die Sponsoren Landesrat Hermann Kepplinger, Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek,
Bundesminister a. D. Kurt Steyrer und Abgeordneten a. D. Alfred Ströer willkommen. Der besondere Dank Prammers
galt dem Sponsor Arbeiter-Samariter-Bund und seinem Präsidenten Franz Schnabl.
Es gibt eine Vielzahl topqualifizierter Frauen, dennoch liegt der Anteil von Forscherinnen derzeit bei nur 21 %,
sagte die Nationalratspräsidentin. Nebst einer Erhöhung dieser Zahl bedürfe es klarer Rollenvorbilder,
transparenter und gendergerechter Ausschreibungen und einer größeren Sichtbarkeit von Forscherinnen.
Der bereits vier Mal vergebene Johanna-Dohnal-Förderpreis habe, so Prammer, großes Echo gefunden, was
sich nicht zuletzt in der hohen Zahl an Bewerbungen manifestiere. Die Präsidentin dankte in diesem Zusammenhang
besonders der Fachjury. Die Preisgelder konnten von 800 Euro auf 1500 Euro erhöht werden, zudem steht nun
erstmals ein Stipendium über 7000 Euro zur Vergabe bereit.
Im Mittelpunkt des Abends standen die fünf Preisträgerinnen und deren wissenschaftlichen Leistungen auf
dem Gebiet der Gender- und Frauenforschung. Frauenministerin Doris Bures hob in ihrer Ansprache die Bedeutung der
Bemühung um Gendergerechtigkeit hervor. Der Förderpreis könne Ungleichheiten nicht aufheben, sondern
diese nur aufdecken. Im Sinne des Programms der neuen Bundesregierung versprach Bures sich für die Beseitigung
sozialer und geschlechtsspezifischer Barrieren im Bildungsbereich einzusetzen.
Die Namengeberin des Preises, die erste österreichische Frauenministerin Johanna Dohnal erinnerte daran, dass
dieser Preis auf ein Geburtstagsgeschenk der SP-Frauenorganisation an sie zurückgeht und hob die großzügigen
Sponsoren hervor, denen es zu verdanken ist, dass die Beträge wesentlich aufgestockt werden konnten. Sie dankte
auch der Jury und dem Bruno Kreisky-Archiv für deren Unterstützung. Es geht um die Verwirklichung der
Geschlechterdemokratie, sagte Johanna Dohnal und betonte die Bedeutung wissenschaftlicher Arbeiten, die die realen
Geschlechterverhältnisse thematisieren. Dies zähle ebenso zu den Voraussetzungen für ein eigenständiges
Leben der Frauen wie ein gleicher und chancengerechter Zugang zur Bildung. Der Johanna Dohnal-Preis werde daher
ein Mahnmal, ein Zeichen für den freien Zugang zur Bildung bleiben, ein Stachel im Fleisch dieser Gesellschaft.
Ihren Glückwünschen für die Preisträgerinnen fügte die die ehemalige Frauenministerin
den Wunsch hinzu, sie mögen Frauen und Mädchen - "wo immer sie Ihnen begegnen" - stützen
und fördern.
Die Preisträgerinnen und ihre Arbeiten
Wie Universitätsprofessorin und Jury-Vorsitzende Gabriella Hauch in ihrer Laudatio ausführte, erhält
Eva Egermann (geboren 1979) einen Förderpreise für ihre Diplomarbeit über das Schüttehausprojekt
in Klagenfurt, eine zugleich historische und künstlerische Arbeit über die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky
und deren Bemühungen zur Verbesserung der Lebensräume von Frauen.
Eva Voß (geboren in Rostock 1981) bekam den Förderpreis für ihre Magisterarbeit "Der United
Nations Development Fund for Women und sein spezifisches Verständnis von Gender Mainstreaming", in der
die Autorin einen kritischen Blick auf die Entwicklung von Gender Mainstreaming wirft, den neuen ganzheitlichen
geschlechtsspezifischen Ansatz analysiert und sich mit Zukunftsperspektiven für dieses Konzept in der UNO
befasst.
Christine Klapeer (geboren in Innsbruck 1979) wurde für ihre Dissertation mit dem Titel "Die Frage der
lesbischen Staatsbürgerin. Feministische und demokratietheoretische Annäherungen" ausgezeichnet,
in der sie sich mit einer StaatsbürgerInnenschaft als einer gesellschaftlichen Utopie beschäftigt. Die
Jury sah darin, wie Hauch berichtete, einen wesentlichen Beitrag für eine geschlechterorientierte politische
Gemeinschaft.
Veronika Wöhrer (Wien 1975) untersuchte in ihrer Dissertation "GrenzgängerInnen. Genderdiskurse
zwischen Kapitalismus und (Post)Sozialismus" die internationale Kooperation zwischen Genderforscherinnen und
Frauenpolitikerinnen in Ost und West nach der politischer Wende im ehemaligen Ostblock und der "samtenen Revolution".
Die Sozialwissenschaftlerin Alexandra Weiss (geboren 1971 in Innsbruck) erhielt für ihre Dissertation "Regulierung
und Politisierung von Geschlechterverhältnissen" ein Stipendium in der Höhe von 7000 €. Weiss verbinde
wissenschaftliches und politisches Engagement für Frauen, würdigte Gabriella Hauch. In ihrer Arbeit analysiere
Weiss die Veränderungen im Umfeld der Frauenpolitik seit den neunziger Jahren. NGOs seien an die Stelle sozialer
Bewegungen getreten, wobei Weiss eine Retraditionalisierung des Politikverständnisses und damit die Gefahr
sieht, dass das Frauenthema wieder als "Nebenwiderspruch" abgehandelt werden könnte.
Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgte Susanne Draxler. Ihre satirischen Lieder mit Texten
der amerikanischen Feministin Dorothy Parker wurden vom Publikum mit viel Beifall aufgenommen |