Mozarthaus Vienna präsentiert "Der ewige Don Juan"  

erstellt am
21. 02. 07

Mozarts Librettisten Lorenzo Da Ponte und Casanova
Wien (rk) - Mozarts genialer Librettist Lorenzo Da Ponte und Giacomo Casanova kannten einander nicht nur aus ihren gemeinsamen Jahren in Venedig, der legendäre Frauenheld traf Mozart und Da Ponte auch in Wien und war Gast bei der Uraufführung des "Don Giovanni" in Prag. Parallel zu Mozarts "Don Giovanni" gab es einige andere Opern über Don Juan, wie auch viele Textvorlagen, da das Thema groß in Mode war zu dieser Zeit. Casanovas Leben war sicher auch Impulsgeber für die Textvorlage Lorenzo Da Pontes.

Das Mozarthaus Vienna widmet der Prager Premiere des "Don Giovanni" und der Beziehung von Casanova und Da Ponte, deren Lebenswege sich oftmals kreuzten, eine Ausstellung im Rahmen der permanenten Präsentation, bei der persönliche Gegenstände Casanovas, Beispiele aus dem Briefwechsel der beiden, Erstausgaben und ein wertvolles Originalinstrument aus Prag zu sehen sind. Die Ausstellung ist im dritten Stock im Bereich "Mozart und seine Zeit" sowie im zweiten Stock bei der Installation zu "Cosi fan tutte" zu sehen.

Die ausgestellten Objekte sind Leihgaben aus dem Museum der Hauptstadt Prag, aus Schloss Duchcov (Dux), aus dem Staatlichen Regionalarchiv Prag-Chodovec, dem Nationalmuseum Prag/Abteilung Tschechisches Museum für Musik, aus Schloss Teplice (Teplitz - Schönau), der Musikabteilung der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik und dem Archiv der Hauptstadt Prag. Die Zusammenstellung besorgte Jan Nepomuk Assmann vom Museum der Hauptstadt Prag in Zusammenarbeit mit Alfred Stalzer vom Mozarthaus Vienna. "Der ewige Don Juan. Mozart, Da Ponte und Casanova" ist von 22.2. bis 28.5. 2007 im Mozarthaus Vienna (1010 Wien, Domgasse 5) täglich von 10 bis 20 Uhr zu sehen. Für die Ausstellung ist kein separates Ticket erforderlich.

Mozart und seine besondere Beziehung zu Prag
Prag spielte eine sehr bedeutende Rolle im Leben Mozarts. Hier wurde er fast mehr geschätzt als in Wien und nicht zuletzt waren es auch Prager Aufträge, die Mozarts Einkünfte ganz entscheidend beeinflussten. 1783 gelangte im Nostitztheater Mozarts "Entführung aus dem Serail" zur Aufführung. Mozart wurde auch wiederholt nach Prag eingeladen, unter anderem im Sommer 1777 vom Ehepaar Duschek. Josepha und Franz Xaver Duschek lebten in der Bertramka, wo Mozart oft zu Gast war. Josepha Duschek war selbst Sängerin und Mozart komponierte für sie sogar eigene Werke, wie die große Konzertarie "Bella mia fiamma, addio" (KV 528).

Besonders nach dem fulminanten Erfolg von "Figaros Hochzeit" kam Mozart mehrfach nach Prag, unter anderem am 11. Jänner 1787, wo ihn Graf Thun in seinem Palais auf der Prager Kleinseite (Malá Strana), einquartierte, da er am 20. dieses Monats seinen Figaro dirigierte. Das enorme Echo der Oper veranlasste seine Freunde und Gönner, Mozart bei seiner Komposition des "Don Giovanni" maßgeblich zu unterstützen und die Premiere in Prag zu fördern. Die adeligen Gönner Mozarts waren unter anderem die Familien Canal-Malabaila, Clam-Gallas, Pachta und Nostitz. Die meisten von ihnen waren Freimaurer wie Mozart.

"Don Giovanni" erlebte seine Premiere am 29. Oktober 1787, wobei die Premiere ursprünglich offensichtlich zwei Wochen früher geplant war, was auch aus einem Brief der Gräfin Waldstein hervorgeht. Der Erfolg war herausragend, wie wir auch aus den Erinnerungen Lorenzo Da Pontes wissen, der festhält, dass die Wiener der Oper eher reserviert gegenüberstanden. Das tat der ungebrochenen Begeisterung für Mozart in Prag jedoch keinen Abbruch, was auch die zahlreichen Bearbeitungen der Mozartopern für kleinere Ensembles und auch für Soloinstrumente - besonders für Klavier - belegen. Der Komponist und Klaviervirtuose Vinzenz Maschek (1755-1831) ist Autor vieler Bearbeitungen von damals beliebten Opern und Oratorien. Sehr wertvoll sind seine Bearbeitungen für Soloklavier, weil sie typischer Ausdruck der damaligen Aufführungspraxis in den Salons waren. Besonders berühmt ist seine Bearbeitung von "Le Nozze di Figaro".

Herausragende Objekte in der Präsentation im dritten Stock sind ein Klavierauszug aus Privatbesitz, der von Johann Baptist Kucharž, der auch an der Vorbereitung der Uraufführung von "Don Giovanni ossia il dissoluto punito" von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo da Ponte im "Gräflichen Nostitzschen Nationaltheater" in Prag beteiligt war, erstellt wurde und eine Geige aus dem Jahr 1782 aus dem Museum der Hauptstadt Prag.

Die Ausstellung im zweiten Stock gliedert sich in zwei Teile. Ein Bereich setzt sich mit der Uraufführung des "Don Giovanni" und mit Mozarts Aufenthalten in Prag auseinander und ein zweiter Bereich präsentiert in Wien noch nie gezeigte Originalbriefe und Texte zum Verhältnis Lorenzo Da Pontes zu Giacomo Casanova sowie zwei Originalgegenstände aus dem Besitz Casanovas - eine Tabatiere und seinen Spazierstock - aus Schloss Dux.

Zur Beziehung von Da Ponte und Casanova
Mozarts genialer Librettist Lorenzo Da Ponte und Giacomo Casanova kannten einander nicht nur von gemeinsamen Jahren in Venedig. Der legendäre Frauenheld traf Mozart und Da Ponte auch in Wien und war Gast bei der Uraufführung des "Don Giovanni" in Prag. Auch nach Da Pontes Flucht aus Wien hielten die beiden Kontakt. Da Ponte schreibt in seinen Memoiren wie und wann er Casanova kennen lernte und wie oft er ihn getroffen hat: "Im Jahr 1777 hatte ich Gelegenheit Casanova kennen zu lernen und mich mit ihm bald im Hause von Zaguri, bald in dem von Memmo, freundschaftlich zu unterhalten, alle liebten was gutes an ihm war und das Schlechte verziehen sie ihm. Sie lehrten mich das Gleiche und je nachdem ich die Sache überprüft habe, könnte ich nicht einmal jetzt sagen von welcher Seite die Waage ausschlug. Kurz bevor ich Venedig verließ verfeindeten wir uns, wegen einer ganz unbedeutenden Meinungsverschiedenheit [...] Ich verließ Venedig und hörte mehr als drei Jahre weder ihn nennen noch von ihm sprechen." Da Ponte erläutert weiter, er habe von Casanova in seinen Wiener Tagen geträumt und als er mit Salieri im Jahr 1780 durch die Stadt spaziert sei, habe er Casanova auf dem Graben in Wien getroffen und er schreibt: "Casanova blieb etliche Jahre in Wien, ich erfuhr so wenig wie andere je was er tat oder wie er lebte, aber ich unterhielt mich sehr oft mit ihm, er fand für jede Gelegenheit mein Haus und meine Börse offen, denn obwohl ich seine Grundsätze genauso wenig liebte wie sein Betragen, liebte und schätze ich überaus seine Ratschläge und Lehren, die, das muss man schon sagen, golden waren."

Casanova war bereits von Juli 1766 bis Jänner 1767 in Wien und wurde ausgewiesen, obwohl Kanzler Kaunitz und die Freimaurer ihn zu schützen suchten. Was die Zeitangaben Da Pontes angeht, dürfte er sich ein wenig geirrt haben, denn tatsächlich kam Casanova im Winter 1783/84 in Begleitung seines Bruders Francesco nach Wien, wo er im Februar 1784 eine Stelle als Sekretär des venezianischen Gesandten Foscarini annahm, die er bis zu dessen Tod im April 1785 wahrnahm. In dieser Zeit stand Casanova zweifellos mit Da Ponte und damit auch mit Mozart in Kontakt. Im August/September 1785 trat Casanova als Bibliothekar in den Dienst des Grafen Waldstein in Schloss Dux ein, 1787 besuchte er im Zuge einer seiner zahlreichen Prag-Reisen die Premiere von "Don Giovanni". Da Ponte besuchte bzw. traf Casanova noch bis zu dessen Tod mehrmals, wie die ausgestellten Briefe aus dem Staatlichen Regionalarchiv, Prag - Chodovec belegen. Ein besonderes Gustostück ist das Original eines Spottgedichtes, das Casanova auf Da Ponte dichtete.

Informationen: http://www.mozarthausvienna.at/
 
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