Seit Jahren verfolgt das Innenressort konsequent eine Strategie der internationalen
Zusammenarbeit – die Erfolge können sich sehen lassen
Wien (bmi) - "Die internationale Strategie unseres Hauses hat sich bewährt. Das zeigen
etwa die hunderten Straftaten, die kurz nach dem Inkrafttreten des Prümer Vertrages in Österreich aufgeklärt
werden konnten, darunter Serieneinbrüche, Raub- und Tötungsdelikte", sagte der für die internationale
Gesamtkoordination im Innenressort verantwortliche Bereichsleiter Dr. Wilhelm Sandrisser bei der Präsentation
der "Internationalen Strategie 2007" im großen Vortragssaal des BM.I. Ein weiteres Beispiel für
den Wert der internationalen Kooperation stellt die erreichte enge operative Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten
dar, über Kontaktbüros und Verbindungsbeamte, durch gemeinsame Lagebilder und Einsätze oder den
raschen, regelmäßigen Austausch von Informationen.
Dreifacher Sicherheitsgürtel
Damit konnte ein Sicherheitsgürtel um Österreich geschaffen werden, der in den kommenden Jahren
weiter verstärkt werden soll. Mit dem im Aufbau befindlichen modernen Grenzsicherungssystem an den östlichen
Außengrenzen der Europäischen Union, entsteht ein zusätzlicher Gurt, dessen Fertigstellung Österreich
auch 2007 tatkräftig unterstützt. Dieser soll durch einen dritten Sicherheitsgürtel rund um die
Europäische Union ergänzt werden. Bereichsleiter Sandrisser: "Wir wollen, dass die EU weitere Partnerschaften
für die Sicherheit mit ihren Nachbarregionen schließt, ähnlich wie das unter österreichischem
Vorsitz mit den Ländern des Westbalkans gelungen ist."
Operatives Netzwerk Mitteleuropa
Mit den Ländern im Nachbarschaftsbereich will das Innenministerium ab 2007 ein "Operatives Netzwerk Mitteleuropa"
aufbauen. "Dabei werden wir bestehende Kontaktdienststellen, wie jene mit Slowenien und Italien, schrittweise
zu umfassenden Polizeikooperationszentren ausbauen, und der nächste Schritt ist die Schaffung eines Netzwerkes
solcher Zentren", sagte Brigadier Kurt Hager, der im Innenministerium für die bi- und multilaterale Zusammenarbeit
zuständig ist. "Das ist auch ein wichtiger Ausgleich für die ab Ende 2007 bevorstehende Verlegung
der Schengen-Außengrenzkontrollen von der österreichischen Grenze an die Grenzen unserer mitteleuropäischen
Partnerstaaten", ergänzte Bereichsleiter Dr. Peter Widermann, in dessen Verantwortungsbereich auch die
Grenzkontrolle fällt.
Schengen neu
Die Schaffung eines "Operativen Netzwerkes Mitteleuropa" stellt einen wichtigen Beitrag zur internationalen
Dimension des Projektes "Schengen Neu" dar, mit dem sich das Innenressort auf die Zeit nach der Schengen-Erweiterung
vorbereitet. Dabei sollen auch alte EU-Mitgliedstaaten wie Deutschland oder Frankreich in verstärkte Kooperationen
Österreichs mit seinen Nachbarn oder autonome österreichische Ausgleichsmaßnahmen einbezogen werden.
"Die Beitragsleistung zum Konzept Schengen Neu ist wohl eine der wichtigsten Maßnahmen im Rahmen der
internationalen Strategie 2007", betonten Hager und Widermann übereinstimmend.
Euro 2008
Auch für die Fußball-Europameisterschaft EURO 2008 in Österreich und der Schweiz müssen die
Vorbereitungen auf der internationalen Ebene verstärkt werden. "Wir streben rechtlich verbindliche Vereinbarungen
über die Bereitstellung von Kräften und Einsatzmitteln zwischen der Schweiz und Österreich einerseits
sowie allen Teilnehmer-, Anrainer- und Transitstaaten andererseits an", sagte Mag. Markus Richter, der Leiter
der Internationalen Abteilung im Innenministerium. "Willkommen Fußball-Fans, aber keine Chance für
Hooligans – zur Umsetzung dieser von Bundesminister Günther Platter vorgegebenen Devise werden wir auch auf
der EU-Ebene engagiert beitragen, vor allem durch die Stärkung der Zusammenarbeit gegen den Fußball-Hooliganismus",
ergänzte Mag. Elisabeth Wenger, die Leiterin der EU-Koordinationsabteilung im BM.I.
Prümer Vertrag
Für eine verstärkte Zusammenarbeit in Mitteleuropa sowie bei Großveranstaltungen wie der
Fußballeuropameisterschaft soll auch der Prümer Vertrag genützt werden. Dieser entstand auf Initiative
Deutschlands und Österreichs und wurde am 27. Mai 2005 von 5 weiteren EU-Staaten unterzeichnet (BENELUX-Staaten,
Frankreich und Spanien). Brigadier Hager: "Der Vertrag von Prüm ist die innovativste und erfolgreichste
Zusammenarbeit, die wir derzeit in Europa haben." Es ist daher sehr erfreulich, dass zu dieser "EU-Spitzengruppe"
im Bereich der inneren Scherheit nun eine Reihe von zusätzlichen Ländern stoßen, darunter unsere
mitteleuropäischen Partner Bulgarien, Rumänien, die Slowakei und Slowenien. Österreich wird das
voll unterstützen, genau so wie die bereits beschlossene Übernahme der wichtigsten Bestimmungen des Prümer
Vertrages in den Rechtsbestand der Europäischen Union.
Vorsitz "Salzburg-Gruppe"
Alle bisher genannten Themen stehen auch im Mittelpunkt des laufenden österreichischen Vorsitzes in
der Salzburg-Gruppe, der für die weitere Stärkung dieser mitteleuropäischen Sicherheitspartnerschaft
genützt werden soll. "Die wichtigsten Schwerpunkte sind verbessertes Lobbying in der EU bei Themen von
gemeinsamem Interesse wie der Schengen-Erweiterung oder der Übernahme des Prümer Vertrages, die Stärkung
der operativen Zusammenarbeit in Mitteleuropa durch den Aufbau des beschriebenen operativen Netzwerkes sowie die
Entwicklung einer Außenstrategie der Salzburg-Gruppe," informierte Bereichsleiter Sandrisser. "Ein
weiterer Punkt betrifft die Einrichtung einer operativen Arbeitsgruppe Großveranstaltungen, weil wir auch
die Zusammenarbeit innerhalb der Salzburg-Gruppe für die EURO 2008 stärken wollen", sagte Abteilungsleiter
Richter.
Forum Salzburg
Bei der großen Ministerkonferenz "Forum Salzburg 2007" Ende Juni dieses Jahres in Innsbruck, wird
zudem darüber nachgedacht werden, welche gemeinsamen Positionen die Salzburg-Gruppe in ein neues Mehrjahresprogramm
der EU für die Zeit nach dem Jahr 2010 einbringen könnte.
EU-Strategie
Im EU-Bereich kann auch 2007 auf die Erfolge der österreichischen EU-Präsidentschaft im ersten
Halbjahr 2006 aufgebaut werden. "Die Schwerpunkte der laufenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft bestätigen
die Richtigkeit unseres Weges während der österreichischen Präsidentschaft", sagte Bereichsleiter
Sandrisser, der sich besonders darüber freut, dass der deutsche Vorsitz die "Wiener Initiative"
fortsetzen will, in deren Rahmen es während der österreichischen Präsidentschaft zum ersten Innenminister-Treffen
EU-Russland-USA überhaupt gekommen ist.
EU-Schwerpunktbereiche
Aufbauend auf die österreichischen Präsidentschafts-schwerpunkte, die im Juli 2006 im niederösterreichischen
Göttweig beschlossene EU-Strategie der Salzburg-Gruppe ("Göttweiger Erklärung") und das
Achtzehnmonatspro-gramm der laufenden EU-Teampräsidentschaft Deutschland, Portugal und Slowenien, lauten die
sechs Schwerpunktbereiche des BM.I für die EU-Arbeit 2007: Zusammenarbeit in den Bereichen Asyl, Migration
und Integration, Volle Schengen-Inkraftsetzung, Kampf gegen Organisierte Kriminalität und Korruption, Kampf
gegen den Terrorismus, Krisen- und Katastrophenmanagement sowie weitere Umsetzung der EU-Außenstrategie im
Bereich der inneren Sicherheit.
EU-Asylsystem
"Vor allem die Arbeit an einer gesamtheitlichen Politik gegen die illegale Migration und einem gemeinsamen
EU-Asylsystem, ist uns ein besonders Anliegen", unterstrich Bereichsleiter Dr. Widermann, der Österreich
auf EU-Ebene im hochrangigen Ausschuss für Asyl, Migration und Grenzmanagement (SCIFA) vertritt. Die EU müsse
sich aber auch verstärkt mit Fragen der Integration von bereits in der Union lebenden Menschen beschäftigen
sowie mit der Steuerung der legalen Migration.
EU-Informationsverbund
Brigadier Hager, der österreichische Vertreter im hochrangigen EU-Ausschuss zur polizeilichen Zusammenarbeit
(Artikel 36 Ausschuss oder CATS), führte zu diesem Bereich aus: "Im Zentrum unserer Bemühungen steht
hier die Arbeit an einem EU-Informationsverbund, denn einen solchen brauchen wir für eine wirkungsvolle Bekämpfung
des Terrorismus und der Organisierten Kriminalität". Vor allem die Übernahme der wichtigsten Bestimmungen
des Prümer Vertrages in den EU-Rechtsrahmen sei dabei ein Meilenstein und auch ein großer Erfolg für
Österreich.
Mehr-Präsidentschaften-Kooperation
"Wir arbeiten auf EU-Ebene weiter eng mit der deutschen Ratspräsidentschaft sowie den Folgepräsidentschaften
Portugal und Slowenien zusammen, mit denen Österreich während seines Vorsitzes ein Mehr-Präsidentschaften-Format
gebildet hatte", berichtete Mag. Wenger. Dieses von Österreich ausgebaute Format (erstmals wurden vier
Folgepräsidentschaften eingebunden) ermögliche eine besondere Mitgestaltungsmöglichkeit über
den eigenen Vorsitz hinaus. Darüber hinaus wolle man die während der Präsidentschaft aufgebauten
besonderen Beziehungen zu den Institutionen der EU (Ratssekretariat, EU-Kommission und Europaparlament) sowie zu
wichtigen Mitgliedstaaten auch für die Umsetzung der internationalen Strategie 2007 nützen, so Wenger.
Hot Spots
Ein wichtiger Teil der internationalen Strategie des BM.I war immer die Zusammenarbeit mit Herkunfts- und Transitbereichen
von Sicherheitsproblemen für unser Land (so genannten "Hot Spots"). Während der EU-Präsidentschaft
konnten die österreichischen Anliegen dabei sehr erfolgreich im EU-Gesamtrahmen umgesetzt werden. So haben
die EU-Staaten mit den Ländern im Umfeld der Union ein Konzept "Partnerschaft für die Sicherheit"
erarbeitet. Darauf aufbauend wurde mit den Ländern des Westbalkan eine konkrete "Partnerschaft für
die Sicherheit" begründet. Die Union hat dazu unter österreichischem Vorsitz ein Paket mit über
40 konkreten Maßnahmen zur Bekämpfung von organisierter Kriminalität, Korruption, illegaler Migration
und Terrorismus beschlossen. Ein ebensolches maßnahmenorientiertes Papier ("Action Oriented Paper")
wurde gegen den Drogenanbau in und den Drogenhandel aus Afghanistan verabschiedet.
Umsetzung
2007 geht es nun zum einen um die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmenpakete und zum anderen um
die Erarbeitung ähnlicher Konzepte der EU für die Staaten in ihrem östlichen und südlichen
Umfeld. "Damit soll der Sicherheitsgürtel um die Union konsequent auf- und ausgebaut werden", unterstrich
Bereichsleiter Sandrisser.
Internationales Programm
Dabei lauten die Prioritäten aus österreichischer Sicht: 1. Westbalkan, 2. Staaten im östlichen
EU-Umfeld und 3. Staaten im südlichen Umfeld der Union. "Entlang dieser Linien orientiert sich auch das
internationale Programm des BM.I für 2007", erläuterte Mag. Richter, der Leiter der Internationalen
Abteilung, die für die Umsetzung dieses Programms verantwortlich ist. "Ähnliches muss natürlich
auch für österreichische Projekte gelten, die im Rahmen der EU eingereicht bzw. betrieben werden",
ergänzte die Leiterin der EU-Koordinationsabteilung Mag. Wenger.
Strategische Partner
Im Rahmen der internationalen Strategie für 2007 werden auch die Beziehungen mit den strategischen
Partnern USA und Russland weiter gepflegt. So wird die in den letzten Jahren entwickelte enge Zusammenarbeit der
Dienststellen des BM.I mit den Behörden in den USA konsequent fortgeführt, insbesondere in den Bereichen
Terrorismus, Proliferation, organisierte Kriminalität, Korruption und Drogenhandel.
"Mit der Russischen Föderation, mit der – trotz intensiver Vertiefung der Zusammenarbeit in den letzten
Jahren - noch eine Vielzahl von gemeinsamen Herausforderungen im Bereich der Inneren Sicherheit anstehen, streben
wir den Abschluss eines Regierungsübereinkommens über die polizeiliche Zusammenarbeit an", führte
Abteilungsleiter Richter aus. Auch Lösungsmöglichkeiten für die aus dem Konflikt um Tschetschenien
resultierenden Sicherheitsprobleme sollen verstärkt erörtert werden.
Hervorragende Zusammenarbeit
Bereichsleiter Sandrisser, dem die Gesamtkoordination bei der Umsetzung der Internationalen Strategie obliegt,
dankte "allen Kolleginnen und Kollegen, die in den unterschiedlichen Ressortbereichen an der Erstellung und
Umsetzung der internationalen Strategie mitwirken, für die hervorragende Zusammenarbeit im Jahr 2006, vor
allem auch während der österreichischen EU-Präsidentschaft" und brachte seine Zuversicht auf
eine Fortsetzung auch im laufenden Jahr zum Ausdruck. |