Crossing Europe - Eröffnungsfilme 2007  

erstellt am
01. 03. 07

Linz (crossing europe) - Crossing Europe 2007 eröffnet am Dienstag, 24. April mit zwei Österreichpremieren und einer Uraufführung: Attwenger Adventure von Markus Kaiser-Mühlecker porträtiert ein Arbeitsjahr des einzigartigen Linzer Musikduos Attwenger; das epische Homemovie The End of the Neubacher Project von Marcus J. Carney verfolgt in schonungsloser Offenheit den Leidensweg der Mutter des Regisseurs zurück in die unaufgearbeitete NS-Vergangenheit der Familie. Dies d'Agost/August Days ist der dritte Eröffnungsfilm und zugleich Auftakt des Tributes an den katalanischen Regisseur Marc Recha.

Attwenger Adventure (Österreich 2006, Uraufführung)
Eigentlich wollte der junge Filmemacher Markus Kaiser-Mühlecker (* 1979) das Linzer Akkordeon-Schlagzeug-Zweigespann Attwenger lediglich ein Konzert lang für eine DVD-Edition filmen. Auf Einladung der Protagonisten Markus Binder und Hans-Peter Falkner mutierte der Konzertfilm zur dokumentarischen Begleitung von Attwenger während des ganzen Jahres 2006. Auf Video gedreht und sowohl von der unaufdringlichen Präsenz des Regisseurs als auch vom spröden Charme der beiden Musiker geprägt, ist Attwenger Adventure nach dem wesentlich aufwändiger produzierten Attwengerfilm von Wolfgang Murnberger das bereits zweite Filmdokument über Attwenger. Assoziativ geschnitten zeigt die Dokumentation die beiden auf und abseits der Bühne an Schauplätzen wie Ebensee, Hamburg, Innsbruck und Bern, bedient sich Archivmaterials und lässt auch Wegbegleiter und Attwenger-Kenner wie Fred Frith, Jochen Distelmeyer oder Josef Hader zu Wort kommen.

Zum Auftakt läuft der vom oberösterreichischen Experimentalfilmer Siegfried A. Fruhauf gedrehte Clip "Bled", der damit nach "Sun" und "Graas" zum dritten Mal mit einem Attwenger-Stück gearbeitet hat.

The End of the Neubacher Project (Österreich 2006, Österreichpremiere)
Acht Jahre lang hat der 1971 in New Hampshire geborene Marcus J. Carney sein Dokumentarfilmprojekt verfolgt, das ursprünglich als Aufarbeitung der Familiengeschichte in der NS-Zeit angelegt war. Als während der Dreharbeiten zuerst die Großmutter stirbt und dann seine Mutter an Krebs erkrankt, entdeckt Carney tiefere Verstrickungen und die angestrengte Vergangenheitsverdrängung einer Familie hochrangiger Nazis, die weder trauern noch mit Schuld umgehen kann. In The End of the Neubacher Project hebt Carney die Grenzen zwischen Privaten und Öffentlichem auf und zeigt die Agonie zweier Frauen, die mit dem historischen Vermächtnis nicht mehr rechtzeitig umzugehen lernen.

So wird der Film zum sehr persönlichen Versuch des Regisseurs, die Zeit ihres Lebens zwischen dem Akzeptieren historischer Fakten und bedingungsloser Elternliebe lavierende Mutter doch noch lieben zu lernen - und zum Versuch, die entdeckte Wahrheit zu ertragen.

Im Anschluss an die zweite Vorstellung am Mittwoch, 25. April spricht Peter Huemer (ehemals Ö1-"Im Gespräch") mit Marcus J. Carney über den Film. www.neubacherproject.com

Dies d'Agost/August Days (Spanien 2006, Österreichpremiere)
Der dritte Programmplatz des Eröffnungsabend ist dem katalanischen Filmemacher Marc Recha vorbehalten, dem CROSSING EUROPE das diesjährige Tribute widmet. Dies d'Agost/August Days ist Rechas jüngster Film, der beispielhaft von seiner Meisterschaft zeugt, die Grenzen zwischen Dokumentation, Fiktion und Improvisation zu verwischen. In den Hauptrollen agieren Marc Recha und sein Bruder David, der den von Recherchen über einen verstorbenen Freund erschöpften Marc zu einem Ausflug einlädt, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Dies d'Agost entwickelt sich zum Roadmovie, das durch die kontrastreichen Landschaften Katalaniens führt und diese eindrucksvoll in Szene setzt. Hier machen die reisenden Gebrüder Recha interessante Zufallsbekanntschaften und tauchen wie nebenbei auch in die bewegte politische Vergangenheit Katalaniens ein.

O.K Artist in Residence 2007: Sejla Kameric
Vom ersten Festivaljahr an sind bei CROSSING EUROPE GrenzgängerInnen zwischen Film und bildender Kunst als Artist in Residence gemeinsamer Gast des Festivals und des O.K Centrum für Gegenwartskunst.

Dieses Jahr folgt Selja Kameric der Einladung nach Linz. Im Zentrum des aus Fotos, Videos und Aktionen im öffentlichen Raum bestehenden Oeuvres der 1976 in Saravajevo geborenen und ebendort aufgewachsenen Künstlerin steht die Verarbeitung der vierjährigen Belagerung ihrer Heimatstadt. Dabei verfolgt die studierte Grafikdesignerin sowohl eine utopisch-eskapistische wie auch eine zynisch-aggressive Linie und bewegt sich so buchstäblich zwischen Traum und Trauma. In Linz präsentiert sie unter anderem ihren neuen, von der Erste Bank unterstützten 15minütigen Kurzfilm Staj ja znam/What Do I Know About Love? Die Vernissage der Präsentation von Sejla Kameric leitet den Eröffnungsabend von CROSSING EUROPE 2007 ein. http://www.sejlakameric.com

CROSSING EUROPE auf der Diagonale 2007
Die Diagonale hat CROSSING EUROPE-Festivalleiterin Christine Dollhofer eingeladen, für die diesjährige Ausgabe (19. - 25. März) des Festival des österreichischen Films ein Programm zu gestalten. Die Wahl ist auf die bisherigen Preisträgerfilme sowie auf einen heuer bei CROSSING EUROPE im Wettbewerb laufenden Film gefallen: Kako ubi svetec/How I killed a Saint von Teona S. Mitevska (Mazedonien/Slowenien/Frankreich 2004), Demi-tarif/Half Price von Isild LeBesco (Frankreich 2004), Gisela von Isabelle Stever (Deutschland 2005) sowie ein Preview von Friss Levegö/Fresh Air von Ágnes Kocsis (Ungarn 2006). Im Rahmen der Screenings ist erstmals der neue Festivaltrailer von CROSSING EUROPE zu sehen, den Karo Szmit mit Unterstützung von Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas geschaffen hat. www.diagonale.at

Informationen: http://www.crossingeurope.at/
 
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