Schmied: Öffentliches Bildungssystem attraktiv gestalten
Wien (pk) - Bundesministerin Claudia Schmied stellte sich am 27.02. erstmals den Mitgliedern des
Unterrichtsausschusses in einer Aktuellen Aussprache. Dabei fasste sie ihre Ziele als Bildungsministerin zusammen
und betonte, ihr sei es ein besonderes Anliegen, das öffentliche Bildungssystem attraktiv zu gestalten und
das Image der Lehrerinnen und Lehrer zu erhöhen. Schule soll Freude machen, so Schmied. Bildung, worunter
sie Aus- und Weiterbildung verstehe, habe in einer Welt des raschen Wandels, des Wettbewerbs und der Globalisierung
Haltung und Orientierung zu vermitteln. Lebensbegleitendes Lernen hält sie für unerlässlich. Schmied
unterstrich, ihre politischen Entscheidungen auf der Basis von Grundlagen treffen zu wollen. Dabei werde sie das
Gespräch der Betroffenen suchen, versicherte die Ministerin. Entscheidend für die Glaubwürdigkeit
gerade in der Bildungspolitik ist für Schmied vor allem der Respekt und die Wertschätzung im politischen
Umgang miteinander. Sie habe vor, Zukunftsgespräche über das Bildungssystem zu führen, kündigte
Schmied an.
Eines der zentralen Themen in der Aktuellen Aussprache war die Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen,
zu dem auch zwei Anträge der Grünen und einer des BZÖ vorlagen. Diese wurden ebenso vertagt wie
die Entschließung der Freiheitlichen, wonach der Film "Eine unbequeme Wahrheit" von Al Gore den
Schulen zur Verfügung gestellt werden sollte.
Schmied: Mehr Zuwendung für die Schülerinnen und Schüler
Angesprochen von den Abgeordneten Nikolaus Prinz, Gertrude Brinek, Werner Amon (alle V), Martin Graf (F)
Dieter Brosz und Barbara Zwerschitz (beide G) auf die Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen, hielt Bundesministerin
Schmied fest, dass ab dem Schuljahr 2007/08 beginnend mit den ersten Klassen der Volksschulen, Hauptschulen, des
Polytechnischen Lehrgangs und der AHS für die Klassenschülerhöchstzahlen ein Richtwert von 25 gelten
soll. Dadurch werde es möglich sein, den Schülerinnen und Schülern mehr Zuwendung zu schenken. Schmied
bezeichnete diese Maßnahme als ersten großen Schritt einer Bildungsreform.
Von einer gesetzlichen Festlegung auf 25 sehe man derzeit ab, weil in den angesprochenen Bereichen vor allem Länder
und Gemeinden als Schulerhalter tätig sind. In einigen Schulgebäuden werde das Raumangebot zu gering
sein, weshalb man in diesen Fällen mehr Fördermaßnahmen, wie z.B. Team- und Gruppenunterricht,
anbieten werde. Man habe daher zunächst den Weg des Richtwerts gewählt, um die Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen
durch entsprechende Bedarfszuwendungen zu ermöglichen, die an Bedingungen geknüpft seien und deren Erfüllung
auch kontrolliert werde. Sie wolle daraufhin Erfahrungen sammeln, sagte Schmied, und diese dann in die gesetzlichen
Regelungen, wie Teilungszahlen, Mindestgröße von Klassen etc. einfließen lassen. Momentan arbeite
man in ihrem Ressort an einem detaillierten Umsetzungsplan, der eine Kombination aus zusätzlichen Lehrerposten
und Fördermaßnahmen vorsehen wird.
Einen dringenden Handlungsbedarf ortete Schmied an den Berufsbildenden Höheren Schulen und an den Polytechnischen
Lehrgängen, wo es eine hohe Dropout-Rate gebe. Dazu lägen zahlreiche Studien und Evaluierungen vor, nun
müsse man daran gehen, konkrete Schritte in die Wege zu leiten, sagte Schmied.
Schwerpunkt Sprachförderung und musische Erziehung
Abgeordneter Martin Graf (F), sowie die Abgeordneten Ursula Haubner (B) und Gertrude Brinek (V) sprachen die Problematik
der SchülerInnen mit nicht deutscher Muttersprache an und wiesen auf Vorschläge hin, den Anteil dieser
Kinder auf 30 % pro Klasse zu begrenzen. Dazu meinte Schmied, sie halte wenig von einer Quotenregelung, die sich
auf die Herkunft der Kinder beziehe. Wesentlich für die gemeinsame Entwicklung seien die Deutschkenntnisse,
weshalb sie der Sprachförderung ein besonderes Augenmerk schenken wolle. Dabei gehe es aber nicht nur um die
Sprachförderung von Kindern mit nicht deutscher Muttersprache, sondern auch um die Förderung deutsch
sprechender Kinder, da auch hier große Defizite festzustellen seien. Wesentliches Element der sprachlichen
Förderung stelle auch die vorschulisch Erziehung dar, wobei jedoch die Kindergärten in den Kompetenzbereich
der Länder fallen. Sie habe sich jedenfalls vorgenommen, Pilotprojekte zu prüfen und eine interministerielle
Arbeitsgruppe einzusetzen, die einen Bildungsplan für Kindergärten ausarbeitet.
Als einen weiteren Schwerpunkt ihrer Tätigkeit bezeichnete die Bildungsministerin die verstärkte Förderung
der musischen Erziehung. Sie wolle vor allem die Kulturinstitutionen für die Schulen öffnen, um eine
stärkere Verknüpfung des Unterrichts mit dem Kunst- und Kulturbereich erzielen zu können. Schmied
reagierte mit dieser Aussage auf eine Frage des Abgeordneten Dieter Brosz (G) zu Alternativschulen und versicherte
gegenüber Abgeordneter Gertrude Brinek (V), dass sie dabei selbstverständlich an bestehende Projekte
anknüpfen werde.
Auf die Nachhaltigkeit schulischer Integration achten
Abgeordneter Franz-Joseph Huainigg (V) und Abgeordnete Christine Lapp (S) thematisierten die schulische Integration
behinderter Kinder und deren Nachhaltigkeit, worauf Ministerin Claudia Schmied unterstrich, dass die Nachhaltigkeit
der Integration eine gesellschaftspolitische Aufgabe darstelle und das gemeinsame Lernen und die gemeinsame Ausbildung
eine zentrale Stellung innerhalb ihrer Vorhaben einnähmen. Vor allem werde in der Lehreraus- und –weiterbildung
auf soziale Kompetenz und Integration besonderer Wert gelegt werden.
Weitere Themen der Aktuellen Aussprache betrafen die Frage der Ganztagsschulen und Nachmittagsbetreuung (Abgeordneter
Dieter Brosz - G), schulautonome Tage (Abgeordnete Ursula Haubner – B und Abgeordneter Werner Amon -V) sowie die
Fortführung der Bildungsstandards, das Bildungsdokumentationsgesetz und die psychologische Betreuung an den
Schulen (Werner Amon -V). Schließlich sprach Abgeordneter Erwin Niederwieser (S) die Erwachsenenbildung an,
und Abgeordnete Beate Schasching (S) plädierte für vermehrte Berücksichtigung der körperlichen
Ertüchtigung in der Schule.
Dazu hielt die Ministerin fest, dass sie die Ausdehnung der Tagesbetreuung beabsichtige, und sie kündigte
zum Thema schulautonome Tage einen Schulpartnerschaftsgipfel für den 21. März an. Ihr Ressort werde an
den Bildungsstandards weiter arbeiten, bekräftigte sie, wobei es ihr wichtig erscheine, eine wertschätzende
Feedback-Kultur zu etablieren. Auf Grund der Kritik am Bildungsdokumentationsgesetz habe sie ein Institut für
Rechtsinformatik beauftragt, das gegenständliche Gesetz im Hinblick auf Datenschutz und Bildungsstatistik
zu überprüfen. Hinsichtlich der Erwachsenenbildung verwies Schmied auf die Arbeit der Expertenkommission
und auf die zahlreichen diesbezüglichen Stellungnahmen. Sie zeigte sich optimistisch, dass noch im April ein
entsprechender Bericht vorgelegt werden könne, auf Grund dessen dann auch über konkrete Maßnahmen
diskutiert werde.
Die psychologische Betreuung an den Schulen werde einer der zentralen Punkte im Rahmen der Zukunftsdiskussion sein,
bemerkte Schmied und gab dem Ausschussvorsitzenden Werner Amon Recht, dass derzeit zu wenig präventiv gemacht
werde. Die Schule habe auf Grund des zunehmenden Leistungsdrucks mit immer mehr Problemen zu kämpfen, sagte
Schmied. Dafür sei auch die Tatsache verantwortlich, dass immer mehr Aufgaben und Themenstellungen an die
Schule herangetragen werden. Vielleicht müssen an der Schule der Zukunft die verschiedensten Berufsgruppen
tätig werden, meinte die Bildungsministerin.
Anträge der Opposition zur Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen werden vertagt
Die drei Anträge zur Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen wurden sodann vertagt. Der Initiativantrag
zur Änderung des Schulorganisationsgesetzes der Grünen sieht die Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen
in Volks- und Hauptschulen sowie in Polytechnischen Lehrgängen auf 25 vor. In den Vorschulklassen soll es
künftig nicht mehr 17 Schülerinnen und Schüler geben, in den Sonderschulen soll die Höchstzahl
je nach der Behinderung der Kinder mit 12, 8 bzw. 7 begrenzt werden. (2/A) Mittels des Entschließungsantrags
fordern sie die Bundesregierung auf, dem Nationalrat einen Stufenplan zur Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen
an höheren Schulen vorzulegen. (10/A[E])
Ähnlich lauten die Vorschläge der Abgeordneten des BZÖ. Ihre Initiative zur Änderung des Schulorganisationsgesetzes
enthält jedoch eine Senkung der Klassenschülerhöchstzahl von 25 nicht nur an den Pflichtschulen,
sondern auch an den Allgemeinbildenden Höheren schulen, an den Berufsschulen, an den Berufsbildenden Mittleren
und Höheren Schulen sowie an der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik und der Bildungsanstalt
für Sozialpädagogik fordern. An den Vorschulklassen wollen die BZÖ-Abgeordneten eine Höchstgrenze
von 17 Schülerinnen und Schülern festlegen. An Sonderschulen soll diese Zahl je nach dem Grad der Behinderung
der Kinder zwischen 6 und 12 variieren. (32/A)
Abgeordneter Erwin Niederwieser (S) meinte, man habe über die Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen
bereits diskutiert, und die Regierungsfraktionen wollten eine solche Maßnahme ebenso wie die Opposition.
Es sei daher sinnvoll, die gegenständlichen Anträge zu vertagen, bis der entsprechende Gesetzesantrag
vorliege, um in der dann zu führenden Debatte die genannten Anträge wieder in die Verhandlungen einzubeziehen.
Die Abgeordneten Dieter Brosz (G) und Ursula Haubner (B) sprachen sich gegen eine Vertagung aus, weil nicht absehbar
sei, wann der Gesetzesantrag komme und zudem ja ohnehin Konsens über die Materie herrsche. |