Generalsekretär Weninger: "Städtische Budgets im Sozialbereich bereits jetzt mit
enormen Steigerungen belastet"
Wien (rk) - Österreichs Städte schließen nach Aussage von Städtebund-Generalsekretär
Weninger weitere Kostenübernahmen im Pflegebereich und im Sozialbereich (Sozialhilfe bzw. Mindestsicherung)
kategorisch aus. "Österreichs Städte verzeichneten in den vergangenen Jahren überdurchschnittliche
Steigerungsraten von durchschnittlich 5% jährlich bei den Sozialausgaben. Mehrkosten im Zuge einer Reform
des Pflegewesens bzw. der mittelfristigen Einführung einer bedarfsgerechten Mindestsicherung sind für
die Städte generell nicht hinnehmbar – weil die städtischen Budgets seit Jahren äußerst angespannt
sind", warnte Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger am 26.02. Der Bund müsse seine Ideen
selbst verwirklichen und könne "heiße Kartoffeln" nicht einfach weiterreichen.
"Grauer Finanzausgleich" höhlt Finanzausgleich aus
Der Städtebund betont dabei die besorgniserregende Entwicklung im Rahmen des gültigen Finanzausgleichs,
Stichwort "Grauer Finanzausgleich". Weninger: "Wir sehen die ungebremste Aushöhlung des Finanzausgleichs
in der Finanzausgleichsperiode. Laufende Aufgabenübertragungen ohne Mitteldotierung, hohe Steigerungsraten
bei den kommunalen Ausgaben im Sozial- und Gesundheitsbereich und ein intransparentes und für die Städte
und Großgemeinden nachteiliges Transfersystem, vor allem auf Länderebene – das sind die Zutaten für
den finanziellen Infarkt der städtischen Haushalte." Dieser sogenannte "Graue Finanzausgleich"
führe zu einer Mehrbelastung der Städte in der laufenden Finanzausgleichsperiode bzw. zur Abwälzung
von Kosten seitens des Bundes und der Länder in Richtung Städte und Gemeinden.****
Beschäftigungspolitik als Politik der Armutsvermeidung
"Würde man den Städten im Sozialbereich weitere Kosten aufbürden, ist damit schlicht auch der
Kollaps bei den städtischen Investitionen zu erwarten oder es müssten letztendlich kommunale Leistungen
in anderen Bereichen gekappt zu werden. Dabei ist Österreich bei der kommunalen Investitionsquote mit 0,89%
des BIP de facto Schlusslicht in der EU", meint Städtebund-Generalsekretär Weninger, der auf das
"nicht empfehlenswerte" Beispiel der "finanziell ausgebluteten" deutschen Städte verweist.
"Wir müssen im Gegenzug die großen Zentren als Kraftquellen der lokalen Wirtschaft und als Dienstleistungserbringer
im Rahmen der Daseinsvorsorge stärken und erhalten", so Weninger. Der Städtebund unterstütze
Sozialminister Erwin Buchinger in seiner Haltung, dass eine vorausschauende Arbeitsmarktpolitik in Richtung Vollbeschäftigung
die beste Form der Armutsvermeidung darstelle. "Wir müssen die Menschen in Beschäftigung bringen
bzw. halten. Das ist auch für die Städte die beste Versicherung gegen ausufernde Sozialausgaben und ermöglicht
stattdessen Investitionen, um der lokalen Wirtschaft starke Impulse für innovative Projekte zu geben",
so Städtebund-Generalsekretär Weninger.
Städtebund-Appell: Aufgaben- und Ausgabenreform nützen
Weninger sieht in der Staatsreform großes Potenzial: "Wir müssen die Staatsreform mit den
Mittelflüssen und den Transfers zusammendenken. Eine Reform der Gebietskörperschaften muss vom Flickerlteppich-System
hin zu klaren Aufgaben-, Einnahmen- und Ausgabenstrukturen führen. Allerdings sind die teilweise genannten
Milliarden-Summen an Einsparungen in der Verwaltungsreform Fantasiegebilde, denn eine moderne und schlagkräftige
Verwaltung ist ein unersetzbarer Faktor im globalen Standortwettbewerb", so Weninger abschließend. |