Stadt Wien refundiert Universitäten Grundsteuer aus 2006 - Infrastruktur für acht konkrete
Forschungsprojekte wird gefördert
Wien (rk) - Im Jahr 2006 hatten die Wiener Universitäten um rund eine Million Euro mehr an Grundsteuer
abzuliefern, als das bisher der Fall war. Ursache dafür war der Verkauf der Universitätsgebäude
vom Bund an die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und die vom Bundesfinanzamt durchgeführte Neuberechnung
der Grundsteuerbeträge. Die Grundsteuer wird vom Bundesfinanzamt festgesetzt, eingehoben und dann den Gebietskörperschaften
- bei den Wiener Universitäten ist das die Stadt Wien - zugeteilt.
"Um diese Mehreinnahmen wieder an die Universitäten rückzuführen, haben wir im Herbst 2006
im Wiener Gemeinderat das Universitätsinfrastrukturprogramm (UIP) beschlossen. Für das abgelaufene Jahr
sind das insgesamt über eine Million Euro, die wir nun für acht konkrete Projekte an den Wiener Universitäten
zur Verfügung stellen. Mit der neuen Förderschiene gewährleisten wir, dass die Grundsteuergelder
wieder gezielt und dauerhaft der Wissenschaft, Forschung und Lehre an den Wiener Universitäten zu Gute kommen",
erklärte Finanz- und Wirtschaftstadträtin Vizebürgermeisterin Mag.a Renate Brauner beim Bürgermeistermedien-
gespräch am 27.02.
Breite Palette geförderter Projekte: Vom Spezialmikroskop für die Nanotechnologie bis Infrastruktur
für amerikan. Forscher
Die Palette der geförderten Projekte reicht vom "Vielwinkel- Lichtstreudetektor" zur Analyse
nachwachsender Rohstoffe über ein Spezialmikroskop für die Nanotechnologie bis hin zu neuen Messsystemen
zur Entwicklung von Spezial-Führgeschirren für Blindenhunde. Ebenfalls aus dem UIP unterstützt wird
der Aufbau der Forschungsabteilung rund um den amerikanischen Star- Molekularbiologen Graham Warren, der ab Herbst
2007 als wissenschaftlicher Direktor für die Max F. Perutz Laboratories tätig sein wird. Vizebürgermeisterin
Brauner präsentierte die acht aus dem UIP geförderten Projekte gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Österreichischen
Rektoren Konferenz, Univ.Prof. Dr. Christoph Badelt und Dr. Michael Stampfer, dem Leiter des Wiener Wissenschafts-,
Forschungs- und Technologiefonds, über den die neue Förderschiene abgewickelt wird.
Das Gesamtinvestvolumen für die acht Projekte beträgt rund 3,9 Millionen Euro. Mehr als ein Viertel davon
kommt aus dem Universitätsinfrastrukturprogramm der Stadt Wien, exakt sind das 1,026 Millionen Euro.
Ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Stadt und Universitäten
Für den Vorsitzenden der Österreichischen Rektorenkonferenz Univ.Prof. Dr. Christoph Badelt ist das UIP
"der jüngste Schritt einer umfassenden guten und konstruktiven Zusammenarbeit zwischen der Stadt und
ihren Universitäten. Die Stadt hat damit unbürokratisch und auf eine Art und Weise, die den anderen österreichischen
Universitätsstädten zum Vorbild dienen sollte, das Problem gelöst, dass durch das neue UG (Universitätsgesetz)
für die Liegenschaften der Unis auf einmal Grundsteuer zu zahlen ist. Durch das neue Programm wird den Unis
das Grundsteueraufkommen wieder rückerstattet, und zwar so, dass auch Anreize für eine Verbesserung der
Universitätsinfrastruktur gegeben werden", so Badelt.
Treffsichere Förderung: Nächste Förderrunde startet im Herbst 2007
Mit der Abwicklung des Förderprogramms ist der WWTF betraut. "Gute Forschungsförderung ist verlässlich,
zielgenau und umfassend. Der WWTF unterstützt die Forschung in Wien mit Personen- und Projektförderungen.
Mit den Infrastrukturfinanzierungen des UIP können wir dank der Initiative der Stadt den Wiener Universitäten
nun ein Angebot machen, das auch Investitionen einschließt - denn hervorragende Leute brauchen auch hervorragende
Arbeitsbedingungen, so WWTF-Leiter Michael Stampfer.
Die nächste Förderrunde im Rahmen des UIP-Programms ist für Herbst 2007 vorgesehen. Die Universitäten
können ab September 2007 die neuen Projekte beim WWTF einreichen.
Die 8 geförderten Projekte im Detail
* Medizinische Universität Wien: Erforschung der menschlichen Gene
mit neuem "Genetic Analyser System"
Um in der medizinischen Forschung neue diagnostisch, therapeutisch und kommerziell verwertbare Ansätze
entwickeln zu können werden künftig die Schwerpunkte vor allem im Bereich der Entschlüsselung von
DNA sowie in der quantitativen DNA-Analyse liegen. Um solche weiterführenden humangenetischen Forschungsprojekte
zur Entschlüsselung des menschlichen Genoms durchführen zu können, erhält die Medizinische
Universität Wien ein neues Genetic Analyser System. Mit dieser Investition kann die Universität in Zukunft
die Humangenetik in der ganzen Bandbreite abdecken und hat jene Infrastruktur zur Verfügung, die für
den Erfolg im Wettbewerb mit großen internationalen Universitäten aber auch mit österreichischen
Unis wie Graz und Innsbruck eine entscheidende Voraussetzung ist. Die Gesamtinvestition beträgt 220.800 Euro.
Aus dem UIP wurde eine Fördersumme von 56.710 Euro genehmigt.
* Universität Wien: Amerikanischer Star-Molekularbiologe Graham
Warren forscht ab Herbst in Wien
Der US-amerikanische Star-Molekularbiologe Prof. Graham Warren, derzeit noch an der Yale University of
Medicine tätig, übernimmt ab Herbst 2007 die Funktion des Scientific Director an den Max F. Perutz Laboratories,
einem joint venture der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien. Mit den UIP Fördergeldern
wird ein Teil der Sachausstattung finanziert, die Prof. Warren und seine Arbeitsgruppe benötigt. Warren wird
zusätzlich auch mehrere junge interdisziplinäre, internationale ForscherInnengruppen etablieren. Die
Gesamtinvestition beträgt rund 1,67 Millionen Euro. Das Projekt wird aus dem UIP mit 375.301 Euro gefördert.
* Spezialmikroskop zur Forschung in der Nanotechnologie an der TU-Wien
Beim neuen Spezialmikroskop für die TU-Wien handelt es sich um ein "Analytisches Feldemessionsrasterelektronenmikroskop",
das zum Beispiel bei Forschungsarbeiten im Bereich der Nanotechnologie und den Materialwissenschaften eingesetzt
wird. Das neue Mikroskop wird an der universitären Serviceeinrichtung für Transemissionselektronenmikroskopie
aufgestellt, dessen Infrastruktur nicht nur allen Fakultäten und Forschungseinrichtungen zur Verfügung
steht, sondern auch Unternehmen aus der Wirtschaft. Die Gesamtinvestition beträgt 500.000 Euro, davon stammen
275.011 Euro aus dem UIP-Programm.
* BOKU erhält Vielwinkel-Lichtstreudetektor und eine neue Chromatographie-
Software zur Analyse nachwachsender Rohstoffe
In den letzten acht Jahren hat das Department für Chemie der Universität für Bodenkultur
die sogenannte Polysaccharid-Analytik entwickelt und etabliert. Die BOKU ist derzeit die einzige Universität
weltweit, die dieses Verfahren, das hauptsächlich zur Erforschung nachwachsender Rohstoffe dient, beherrscht.
Aber auch bei der Analyse von historischen Dokumenten der Österreichischen Nationalbibliothek und im Österreichischen
Staatsarchiv wird diese Technik eingesetzt. Insgesamt werden 87.228 Euro investiert, wobei 33.856 Euro aus dem
UIP kommen.
* Veterinärmedizinsche Universität Wien: Neue Messsysteme zur Entwicklung von
Führgeschirren für Blinden- und Servicehunde
Blindenführ- und Servicehunde unterstützen behinderte und blinde Menschen. Hund und Hundebesitzer
kommunizieren über speziell entwickelte Führgeschirre. Das Tragen der Führgeschirre kann jedoch
beim Hund physische Schäden verursachen, die vor allem durch den ständigen Druck des Geschirrs auf die
Wirbelsäule und den Brustkorb bedingt sind. Die Forscher an der VETMED entwickeln deshalb spezielle Führgeschirre,
die den Bewegungsapparat der Hunde schonen. Außerdem werden physiotherapeutische Behandlungspläne zu
Präventions- und Therapiezwecken ausgearbeitet. Für dieses Projekt erhält die VETMED als erste Universität
in Österreich solche speziellen Messsysteme. Die Gesamtinvestition beträgt 271.800 Euro. Aus dem UIP
werden 177.892 Euro zugeschossen.
* Öffentliche Galerie für die Akademie der Bildenden Künste
Die Neuausrichtung der Lehre an der Akademie der Bildenden Künste setzt auf verstärkte Präsentation
der Werke und Arbeiten ihrer StudentInnen. Dazu errichtet die Akademie eine eigene Galerie in der Schleifmühlgasse
im 5. Bezirk, auch als Beitrag zum Kunstimage und Kunstangebot der Stadt Wien. In die Galerie werden insgesamt
87.000 Euro investiert. Mehr als die Hälfte davon (44.000 Euro) kommt aus dem UIP.
* Universität für Angewandte Kunst Wien: Einstieg in High Defintion
Video (HDV)
In den USA wird in den nächsten Jahren ein digitales hochauflösendes Fernsehen auf breiter Basis eingeführt.
Um an der Universität für Angewandte Kunst in Wien Videoproduktionen auf diesem neuesten Stand der Technik
realisieren zu können, wird ein Produktionsset für High Defintion Video sowie die dazu notwendige leistungsfähigere
Rechner-Hardware angekauft. Das System wird auch bei Multimediaproduktionen in den Bereichen Architektur und Design
eingesetzt. Insgesamt investiert werden 89.700 Euro, davon kommen 13.974 Euro aus dem UIP.
* Speziallabor für musikalische Akustik an der Universität für Musik
und Darstellende Kunst
Schon seit vielen Jahren kooperiert die Universität für Musik und Darstellende Kunst mit Wiener Spitzenorchestern,
wie zum Beispiel den Wiener Philharmonikern, den Wiener Symphonikern aber auch mit verschiedenen Wiener Top-Instrumentenbauern.
Ziel der Kooperation ist es, die Besonderheiten von Wiener Instrumenten und Orchestern wissenschaftlich zu erforschen.
Dazu wird ein Speziallabor für musikalische Akustik nach einem völlig neuartigen und innovativen Konzept
errichtet. So werden im Labor sogenannte akustische Freifeldbedingungen (schalltoter Raum) hergestellt, indem die
Laborwände mindestens 99 Prozent der Schallenergie absorbieren. Die Gesamtinvestition in diese Österreich
weit einzigartige Forschungsstätte beläuft sich auf 210.000 Euro, davon stammen 49.725 Euro aus dem UIP.
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