Trotz geringerer Verkehrszuwächse zunehmende Probleme  

erstellt am
27. 02. 07

Haslauer: Durch Erreichen der Belastbarkeits-Grenze können geringe Steigerungen schwerwiegende Folgen haben
Salzburg (lk) - Trotz geringerer Zuwächse im Straßenverkehr verschärfen sich die damit verbundenen Probleme, da zahlreiche Straßenabschnitte die Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht hätten. Aus diesem Grund werden die Staus auch in Zukunft zahlreicher und länger, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Dies betonte Verkehrsreferent Landeshauptmann- Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer am 27.02. in einem Informationsgespräch anlässlich der Vorstellung der jüngsten Daten für die aktuelle Entwicklung des Straßenverkehrs im Bundesland Salzburg.

Seit 1990 hat der Verkehr auf den Autobahnen um 43 Prozent, auf den B-Straßen um 15 und auf den L-Straßen um 24 Prozent zugenommen. Zwar sind nach wie vor Verkehrssteigerungen zu verzeichnen, überraschenderweise zeigen die Zuwachsraten aber seit der Jahrtausendwende eine sinkende Tendenz: Die mittleren Jahreszuwächse betrugen im Personen- und Güterverkehr in den Jahren 2000 bis 2005 auf Autobahnen 1,7 Prozent, auf B-Straßen 0,6 und auf L-Straßen 0,5 Prozent.

"Wir gehen davon aus, dass die Baustellen auf der A 10, die Fertigstellung der A 7 Pyhrn-Autobahn, der Wegfall des Ökopunkteregimes und die Einführung des Road Pricing für den Schwerverkehr zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Im B- und L-Straßennetz kann das Erreichen von Kapazitätsgrenzen auf manchen Straßen zur Stagnation der Verkehrsstärken geführt haben. Dennoch fällt eine abschließende Erklärung für diesen Rückgang der Verkehrszuwächse gegen alle Vorhersagen zum derzeitigen Zeitpunkt noch schwer", kommentiert Landeshauptmann-Stellvertreter Haslauer die vorliegenden Untersuchungsergebnisse.

Die am stärksten belastete Straße Salzburgs ist die Westautobahn (A 1) bei Siezenheim mit durchschnittlich 78.000 Kfz pro Tag in beiden Richtungen. (Zum Vergleich: Wiener Südosttangente 160.000). Den stärksten Verkehr unter den B-Straßen (außerhalb der Stadt Salzburg) weist die B 156, Lamprechtshausener Straße, beim Knoten Nord mit durchschnittlich 34.000 Fahrzeugen pro Tag in beiden Richtungen auf.

Auch im Güterverkehr geringere Steigerungen

Der stärkste Lkw-Verkehr im Land Salzburg ist derzeit auf der A 1 in Siezenheim mit durchschnittlich 11.500 Lkw pro Werktag festzustellen. Im Lungau verkehren auf der Tauernautobahn an Werktagen zirka 3.500 Lkw. Auch die Zuwächse des Lkw-Verkehrs haben sich im gesamten hochrangigen Straßennetz Salzburgs seit 2000 verringert. Dieser Verkehr wächst jedoch auf Autobahnen nach wie vor stärker als der Personenverkehr. Die Jahreswachstumsraten sind nach 2000 von sieben bis acht Prozent auf rund zwei bis drei Prozent gesunken. Der Transitanteil, also der Lkw-Verkehr mit Ausgangspunkt und Ziel außerhalb Österreichs, ist weiter angestiegen. Ziel der Landespolitik müsse, so Haslauer, daher sein, mehr Güterverkehr auf die Bahn zu verlagern. Dazu habe das Land mehrere Initiativen ergriffen.

"Durch die konsequente Anschlussbahnförderung des Landes seit dem Jahr 2001 ist es uns gelungen, Projekte im Ausmaß von 15 Millionen Euro Gesamtinvestitionsvolumen zu verwirklichen, wobei die Förderungsquote des Landes zehn Prozent betrug. Wir haben zum Beispiel mit der Anschlussbahn bei MDF Hallein im Jahr 2006 den VCÖ-Zukunftspreis gewonnen. Auch das Containerterminal Salzburg Liefering wird bei seinen großen Ausbauplänen von Land und Bund mit einer Förderung von knapp 50 Prozent unterstützt", berichtete Haslauer. Auch bei den Investitionen in die Salzburger Lokalbahn oder in den Wiederaufbau der Pinzgaubahn würde die Güterverkehrstauglichkeit eine wichtige Rolle spielen, erläuterte der Wirtschafts- und Verkehrsreferent.

Der Güterverkehr auf den B-Straßen ist zwischen 2000 und 2005 im Durchschnitt um ein bis zwei Prozent pro Jahr gestiegen, wobei regional starke Unterschiede festzustellen waren.

Verkehrsstandards für Salzburgs Straßen festgelegt

Trotz geringerem Wachstum des Verkehrs ist in Zukunft mit einer überproportionalen Zunahme der Staus vor allem im B- und L-Straßennetz zu rechnen. Viele Straßenabschnitte werden derzeit bis knapp an die Leistungsfähigkeit belastet. Schon geringe Verkehrssteigerungen können deshalb schwerwiegende Auswirkungen haben. Die Einbußen an Leistungsfähigkeit durch die Ausdehnung der Ortsgebiete, durch neue Einmündungen bzw. Kreisverkehre tragen dazu bei. Die Erreichbarkeit der Wirtschafts- und Tourismusstandorte müsse jedoch gesichert werden. Deshalb habe die Landesregierung im Salzburger Landesmobilitätskonzept 2006 bis 2015 Standards für die Verkehrsqualitäten im regionalem und im überregionalem Straßennetz beschlossen.

Verkehrsplanung vor neuen Aufgaben

Die Verkehrszählungen bestätigen das Problem von enormen Verkehrsspitzen an wenigen Tagen bzw. Stunden. Beispielsweise liegt die Verkehrsbelastung auf der B 178, Loferer Straße, in Unken an Samstagen im Winter mit bis zu 24.000 Fahrzeugen in 24 Stunden um mehr als das Doppelte über dem Jahresdurchschnittswert. Die damit verbundenen Probleme können durch Straßenbaumaßnahmen nicht gelöst werden.

"Die Aufgabe der Verkehrsplanung ist es daher, durch eine sinnvolle Verkehrssteuerung und -lenkung, bessere Information, konkret eine dynamische Reiseinformation, den Verkehr flüssiger zu machen. Daran arbeiten wir beispielsweise mit dem EuRiss-Projekt für eine bessere Verkehrsverteilung des Urlauberverkehrs im Saalachtal oder mit der Umsetzung des VERMAN-Verkehrsmanagementsystems in der Stadt Salzburg", berichtete der Leiter der Landesverkehrsplanung Hofrat Dipl.-Ing. Dr. Herwig Schnürer.

Um neue Technologien im Verkehrswesen zu nutzen, sei vor allem auch eine genaue Verkehrserfassung notwendig. Vor Straßenum- und -ausbauten oder der Erlassung straßenpolizeilicher Verordnungen für die Verkehrslenkung und -steuerung, insbesondere aber für Umweltschutzmaßnahmen müssen aktuelle Verkehrsdaten zur Verfügung stehen. Aber auch für private Investoren sind diese Informationen von Bedeutung, da auch für die Standortwahl von Unternehmen die Verkehrsmengen eine wichtige Rolle spielen.

"Wir haben die Straßenverkehrszählung, die Salzburg über Empfehlung der ECE (UNO-Wirtschaftskommission für Europa) seit 1955 auf den A-, B- und L-Straßen alle fünf Jahre durchführt, im Jahr 2005 völlig neu organisiert. Anstelle der teuren ’händischen’ Zählungen kommen nunmehr modernste Zähl- bzw. Messgeräte zum Einsatz. Dadurch konnten die Zahl der Stichproben erheblich vergrößert sowie die Qualität der Ergebnisse stark verbessert werden, und gleichzeitig werden die Kosten bedeutend verringert", erläuterte Schnürer die Neuerungen.

Die Gesamtkosten der Verkehrszählung 2005 betrugen 283.000 Euro, um 60 Prozent weniger als 2000. Mehr als die Hälfte der Kosten entfällt auf die Anschaffung von 40 neuen Messgeräten, die nun im Dauereinsatz verwendet werden und detaillierte Verkehrsinformationen an eine neue, hochmoderne Verkehrsdatenbank liefern – ein wichtiger Schritt Salzburgs in Richtung ITS (Intelligente Transport Systeme).

Insgesamt wurde 2005 der Verkehr auf 700 km B-Straßen an 127 Zählstellen und auf 670 km L-Straßen an 140 Zählstellen erhoben. Im Durchschnitt wurden also die Fahrzeuge alle fünf Kilometer erfasst, und zwar getrennt nach (bis zu acht) Arten.
 
zurück