Baum & Pilz: Symbiose als Überlebensstrategie  

erstellt am
12. 03. 07

Wien (boku) - Ein Forscherteam um Horst Vierheilig vom Institut für Pflanzenschutz an der BOKU Wien hat in Zusammenarbeit mit einer mexikanischen Arbeitsgruppe unter Leitung von Yoav Bashan vom Center for Biological Research of the Northwest (CIBNOR) in Baja Kalifornien und weiteren europäischen WissenschafterInnen untersucht, ob eine bestimmte Baumart in der mexikanischen Wüste in Symbiose mit Pilzen lebt. Die Ergebnisse zeigen, wie Pflanzen sich mithilfe von Bodenmikroorganismen an trockene Umweltbedingungen anpassen können. Das dürfte auch im Hinblick auf den Klimawandel und die Adaption hiesiger Kulturpflanzen an trockenere Klimabedingungen von großer Bedeutung sein - zumal sich auch in unseren Breitengraden Pflanzen dieser Symbiosepilze bedienen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der renommierten Wissenschaftszeitschrift "Trees - Structure and Function" veröffentlicht.

Die Wüste Baja Kaliforniens in Mexiko ist mit Temperaturen von bis zu +50°C eines der trockensten Gebiete der Erde. Dennoch können auch in dieser extremen Umwelt Pflanzen überleben: Der Boojum-Baum ist ein fast 200 Millionen altes biologisches Relikt und sieht so bizarr aus, als entstammte er einem Science-Fiction-Film. An seinem bis zu 25 Meter hohen mastförmigen Stamm wachsen kurze Seitenäste, die bei ausreichendem Niederschlag Blätter bilden - bei Trockenheit werden sie zur Reduktion der Verdunstung wieder abgeworfen. Das Wachstum des bis zu 700 Jahre alten Baumes ist mit höchstens 3 bis 4 Zentimeter pro Jahr ungewöhnlich langsam; erst nach 50 bis 100 Jahren werden erste Samen gebildet.

Die Pflanzenwurzeln des Boojum-Baumes sind von Mykorrhizapilzen besiedelt, die mittels Zellfäden (Hyphen) ein unterirdisch weit verzweigtes Netz, das Mycel, bilden. Dieses Mycel wirkt wie eine gewaltige Oberflächenvergrößerung der Wurzeln und erhöht so die Nährstoff- und Wasseraufnahme. Dadurch können Pflanzen mit Mykorrhiza um vieles besser wachsen als solche ohne - in Trockengebieten ein entscheidender Standortvorteil.

Übrigens: Bis vor einigen Jahren verwendete man zur Sichtbarmachung dieser Pilze im Mikroskop krebserregende Färbemittel. Horst Vierheilig hat eine ungiftige Färbemethode mittels Tinte und Essig entwickelt, die inzwischen auch von Schulklassen angewendet wird.
 
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