Großer Andrang im Parlament  

erstellt am
09. 03. 07

Frauenspezifische Rundgänge, Speakers Corner und Ausstellung
Wien (pk) - Die Aktivitäten im Parlament anlässlich des Internationalen Frauentags stießen auf breite Resonanz. Zahlreiche Frauen nutzten die Gelegenheit, an frauenspezifischen Rundgängen durch das Hohe Haus teilzunehmen, im "Speakers Corner" mit weiblichen Nationalratsabgeordneten und Bundesrätinnen über Frauenanliegen zu diskutieren und sich im Rahmen der Ausstellung "Die Volksvertreterin" über das Frauenwahlrecht und die parlamentarische Vertretung der Frauen in Österreich zu informieren.

Das Konzept für die frauenspezifischen Rundgänge stammte von Petra Unger. Sie war auch eine der Frauen, die die Besucherinnen durch das Hohe Haus führte und unter anderem von den schwierigen Lebensumständen der ersten weiblichen Abgeordneten im Nationalrat berichtete. So habe Adelheid Popp beispielsweise bereits mit 10 Jahren in einer Fabrik arbeiten müssen und erst im Erwachsenenalter richtig Lesen und Schreiben gelernt, schilderte sie.

Unger wies auch darauf hin, dass die verschiedenen Parteien immer schon ein unterschiedliches Frauenbild hatten und verschiedene Konzepte verfolgten. "Frau sein" sei kein politisches Programm, meinte sie, Frauen hätten genauso unterschiedliche Vorstellungen wie Männer. Dennoch sei es durch den fraktionsübergreifenden Zusammenschluss von Frauen immer wieder gelungen, wesentliche politische Frauenanliegen durchzusetzen, etwa die Fristenlösung, die Modernisierung des Familienrechts in den 70er Jahren, das 1997 in Kraft getretene Gewaltschutzgesetz und das Anti-Stalking-Gesetz. Sowohl das Gewaltschutzgesetz als auch das Anti-Stalking-Gesetz seien ein großer Erfolg, betonte Unger.

Große Bedeutung misst Unger auch der Quotenregelung bei. Ihrer Ansicht nach ist diese das einzige wirksame Instrument, das Frauen in Führungspositionen bringt. Quote habe nichts mit Schlechterqualifizierung zu tun, bekräftigte sie, das sei ein Missverständnis. Der Frauenanteil im Nationalrat lag übrigens bis in die 80er Jahre bei weniger als 10 %, auch heute sind nur rund ein Drittel der Abgeordneten weiblich.

Internationaler Frauentag
Die Tradition des Internationalen Frauentages geht auf die Arbeiterinnenbewegung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zurück. Seit 1921 wird er am 8. März begangen. Dieses Datum erinnert an jene Arbeiterinnen einer Textilfabrik in New York, die am 8. März 1908 in Streik getreten waren, um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu fordern. Die Fabriksbesitzer schlossen die Frauen in der Fabrik ein, um den Kontakt und die Solidarisierung mit anderen Belegschaften zu verhindern. Kurz danach brach ein verheerender Brand aus und 129 Arbeiterinnen kamen in den Flammen ums Leben.

Heute verrichten Frauen weltweit zwei Drittel der Arbeit und verdienen ein Zehntel des Welteinkommens. Vom Weltvermögen fällt ihnen lediglich ein Hundertstel zu. Die Forderungen nach gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit und einer aktiven Gleichstellungspolitik sind also noch immer aktuell.
 
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