Frauenspezifische Rundgänge, Speakers Corner und Ausstellung
Wien (pk) - Die Aktivitäten im Parlament anlässlich des Internationalen Frauentags stießen
auf breite Resonanz. Zahlreiche Frauen nutzten die Gelegenheit, an frauenspezifischen Rundgängen durch das
Hohe Haus teilzunehmen, im "Speakers Corner" mit weiblichen Nationalratsabgeordneten und Bundesrätinnen
über Frauenanliegen zu diskutieren und sich im Rahmen der Ausstellung "Die Volksvertreterin" über
das Frauenwahlrecht und die parlamentarische Vertretung der Frauen in Österreich zu informieren.
Das Konzept für die frauenspezifischen Rundgänge stammte von Petra Unger. Sie war auch eine der Frauen,
die die Besucherinnen durch das Hohe Haus führte und unter anderem von den schwierigen Lebensumständen
der ersten weiblichen Abgeordneten im Nationalrat berichtete. So habe Adelheid Popp beispielsweise bereits mit
10 Jahren in einer Fabrik arbeiten müssen und erst im Erwachsenenalter richtig Lesen und Schreiben gelernt,
schilderte sie.
Unger wies auch darauf hin, dass die verschiedenen Parteien immer schon ein unterschiedliches Frauenbild hatten
und verschiedene Konzepte verfolgten. "Frau sein" sei kein politisches Programm, meinte sie, Frauen hätten
genauso unterschiedliche Vorstellungen wie Männer. Dennoch sei es durch den fraktionsübergreifenden Zusammenschluss
von Frauen immer wieder gelungen, wesentliche politische Frauenanliegen durchzusetzen, etwa die Fristenlösung,
die Modernisierung des Familienrechts in den 70er Jahren, das 1997 in Kraft getretene Gewaltschutzgesetz und das
Anti-Stalking-Gesetz. Sowohl das Gewaltschutzgesetz als auch das Anti-Stalking-Gesetz seien ein großer Erfolg,
betonte Unger.
Große Bedeutung misst Unger auch der Quotenregelung bei. Ihrer Ansicht nach ist diese das einzige wirksame
Instrument, das Frauen in Führungspositionen bringt. Quote habe nichts mit Schlechterqualifizierung zu tun,
bekräftigte sie, das sei ein Missverständnis. Der Frauenanteil im Nationalrat lag übrigens bis in
die 80er Jahre bei weniger als 10 %, auch heute sind nur rund ein Drittel der Abgeordneten weiblich.
Internationaler Frauentag
Die Tradition des Internationalen Frauentages geht auf die Arbeiterinnenbewegung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert
zurück. Seit 1921 wird er am 8. März begangen. Dieses Datum erinnert an jene Arbeiterinnen einer Textilfabrik
in New York, die am 8. März 1908 in Streik getreten waren, um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu fordern.
Die Fabriksbesitzer schlossen die Frauen in der Fabrik ein, um den Kontakt und die Solidarisierung mit anderen
Belegschaften zu verhindern. Kurz danach brach ein verheerender Brand aus und 129 Arbeiterinnen kamen in den Flammen
ums Leben.
Heute verrichten Frauen weltweit zwei Drittel der Arbeit und verdienen ein Zehntel des Welteinkommens. Vom Weltvermögen
fällt ihnen lediglich ein Hundertstel zu. Die Forderungen nach gleichem Lohn für gleichwertige Arbeit
und einer aktiven Gleichstellungspolitik sind also noch immer aktuell. |