Podiumsdiskussion und Preisverleihung zum Posterwettbewerb "Schutz der Kinder im Tourismus"
im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit
Wien (bmwa) - "Kindersextourismus darf nicht hingenommen werden", so Staatssekretärin
Christine Marek anlässlich der Podiumsdiskussion und Preisverleihung zum Posterwettbewerb "Schutz der
Kinder im Tourismus". Laut der aktuellen statistischen Hochrechnung von ECPAT (End Child Prostitution in Asian
Tourism) soll es in Österreich ca. 4.500 Kindersextouristen geben. Seit 1997 ist der sexuelle Missbrauch von
Kindern in Urlaubsdestinationen auch in Österreich eine Straftat. Das Bundesministerium für Wirtschaft
und Arbeit (BMWA) setzt schon seit vielen Jahren auf bewusstseinsbildende Maßnahmen, um Kinder vor sexuellem
Missbrauch zu schützen. Im Rahmen der heutigen Podiumsdiskussion und Preisverleihung zum Thema wurde klar
festgesetzt, dass Kampagnen zur Information und Aufklärung der Reisenden und der Öffentlichkeit über
diese Straftat weiter verstärkt werden müssen.
Die Leiterin der Sektion Tourismus, Mag. Elisabeth Udolf-Strobl, versicherte seitens des BMWA, sich auch weiterhin
dieses Themas anzunehmen und als Drehscheibe des nationalen und internationalen Informationsaustausches zur Verfügung
zu stehen. Dies erfordere in erster Linie aber auch die aktive Mitarbeit all jener, die in direkter Kundenbeziehung
zu den Touristen stehen - vom Reiseveranstalter bis zum Reisebüromitarbeiter. Wichtig wäre es daher,
die vorgesehenen Maßnahmen im "Verhaltenskodex zum Schutz der Kinder im Tourismus", der von den
österreichischen Dachverbänden Österreichischer Reisebüroverband und Österreichischer
Verein für Touristik bereits 2001 unterzeichnet wurde, auch umzusetzen.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion, an der Mag. Astrid Winkler (ECPAT Österreich), Univ.-Prof. Dr. Max H. Friedrich
(Medizinische Universität Wien), Dr. Christian Manquet (Abteilungsleiter für Strafrecht im BMJ), Dr.
Josef Peterleithner (Pressesprecher TUI Austria Holding und des Österreichischen Reisebüroverbands),
KR Dkfm. Edward Gordon (Obmann Fachverband der Reisebüros, WKÖ) sowie Joseph Reitinger-Laska (Präsident
des Österreichischen Vereins für Touristik) teilnahmen, wurde klar hervor gestrichen, dass es einer breiten
Bewusstseinsbildung bedarf, um die sexuelle Ausbeutung von Kindern zurückzudrängen. Hinschauen statt
Wegsehen und gegebenenfalls beherztes Eingreifen müsse zur Maxime von Reisegruppen in einschlägig belasteten
Ländern werden.
Eine der wichtigsten Aufgaben sei es, in den betreffenden Ländern die Lebensbasis so zu verbessern, dass Kinder
sich nicht mehr prostituieren müssen, um die Familie - Eltern und Geschwister - zu ernähren. Mag. Winkler
wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass es z.B. in Kenya einschlägige Lokale allgemein bekannt seien und
es sozial akzeptiert werde, wenn Mädchen im Alter von 12 Jahren als Prostituierte Geld verdienen.
Dr. Manquet wies darauf hin, dass Prostitution mit Menschen unter 18 Jahren in Österreich eine schwere strafbare
Handlung darstellt, was unabhängig von der Rechtslage am Tatort für alle Österreicher gelte. Allerdings
sei es schwer, das für eine Verurteilung erforderliche Beweismaterial zu bekommen. Dr. Friedrich sprach sich
für eine allgemeine Ächtung derartigen Verhaltens aus, da mit Angst und Aufklärung die (potenziellen)
Täter nicht erreicht werden könnten. Reitinger-Laska plädierte für den Aufbau einer soliden
Gesprächsbasis mit den Kundinnen und Kunden der Reisebüros, wobei es weniger um allfällige Täter
selbst gehe, sondern vielmehr um die Mitreisenden. Diese sollten bei entsprechenden Beobachtungen auch tatsächlich
eingreifen.
Dr. Peterleithner setzt auf enge Kontakte der Reiseveranstalter zu den Zielgebieten, und dabei auf Aufklärung
und Prävention. Auch er sieht die größere Bedeutung in Informationen für Mitreisende, wie
man einschreiten könne. Er verwies aber auch darauf, dass es auch in Europa selbst eine erschreckend hohe
Zahl von Kindesmissbrauch gebe und es sich daher keineswegs nur um ein Tourismus-Thema handle. Dkfm. Gordon hofft
auf ein globales Vorgehen unter UNO-Schirmherrschaft, zumindest aber auf eine EU-weite Initiative, weil in alle
derartigen Aktionen auch ausländische Reisebüros und Internet-Anbieter einbezogen sein müssten.
Wenn mehr Mitarbeiter/innen an den Schaltern der Reisebüros eingehender in dieser Materie geschult werden,
können mehr Kundinnen und Kunden beim Verkaufsgespräch auf diese Thematik aufmerksam gemacht werden.
Das würde ein Mehr an Zivilcourage bewirken und einen Informationsaustausch ausbauen. - Darüber waren
sich alle Diskussionsteilnehmer einig.
Posterwettbewerb zum Thema
Anlässlich dieser Podiumsdiskussion wurden auch die Preisträger/innen des Posterwettbewerbs zum Thema
von Staatssekretärin Christine Marek ausgezeichnet, die im Jänner von einer prominent besetzten Jury
(bestehend aus Vertretern der Reisebranche, den beiden Ministerien BMWA und BMSG und dem Experten für Kindesmissbrauch
Univ.-Prof. Dr. Max H. Friedrich) ermittelt wurden.
Das Siegerposter mit dem Titel "Tatort. Urlaub - Schauen SIE nicht weg!" hat die stärkste und für
den Tourismus treffendste Botschaft „Tatort: Urlaub" und stellt die Aufforderung zum Agieren in den Mittelpunkt.
Die Preisträger dieser Gruppenarbeit - Alexander Straka, Lukas Moser und Alexander Nemeth - Schüler des
3. Jahrgangs der Höheren Bundeslehranstalt für Tourismus und wirtschaftliche Berufe in der Bergheidengasse,
Wien, dürfen sich über eine einwöchige Reise auf die Kanarischen Inseln, gesponsert von TUI Austria,
freuen. Auf den Plätzen 2 und 3 landeten Mag. (FH) Carola Schröckenfuchs, FH Joanneum, mit ihrem Poster
"Kinderlachen steckt an!" und Mirijam Blumenschein, Schülerin der 5. Klasse der Bildungsanstalt
für Kindergartenpädagogik (BAKIP) in Steyr mit dem Poster "Weltweit", die sich ebenfalls über
wertvolle Reisepreise gesponsert von Ruefa Reisen bzw. Lüftner Cruises freuen dürfen. |