Frauen als Zukunftshoffnung auf dem Arbeitsmarkt  

erstellt am
06. 03. 07

Scharer: Facharbeitermangel ist zu lösen, indem Technik auch für Frauen Trumpf wird
Salzburg (lk) - Salzburg hat die höchste Frauenbeschäftigungsquote: 67,9 Prozent oder 119.000 Salzburger/innen arbeiten regelmäßig, das ist mehr als im Bundesdurchschnitt (66,5 Prozent) und der österreichweit höchste Wert überhaupt. Um diese Zielgruppe geht es Landesrätin Erika Scharer in Zukunft ganz besonders. "Seit 2004 ist auch die Frauenarbeitslosigkeit zurückgegangen, aber leider nicht so stark wie jene der Männer, so Scharer am 06.03. Während die Zahl der Arbeitslosen seit 2004 in Salzburg um 9,2 Prozent zurückging, sank sie bei den Frauen lediglich um 5,4 Prozent. Die Frauen haben damit ihren bisherigen "Vorsprung" auf dem Arbeitsmarkt eingebüßt, die Arbeitslosigkeit liegt zurzeit in Salzburg bei beiden Geschlechtern bei 4,5 Prozent.

Die Ursache für diese ungleiche Entwicklung: Fast 40 Prozent des Rückgangs der Arbeitslosigkeit zwischen 2004 und 2007 konzentrierte sich auf die Berufsgruppen Industrie- und Gewerbeberufe, Bau, Metall- und Elektroberufe sowie holzverarbeitende Berufe – alles traditionelle Männerberufe. An diesem Bild rüttelt nun Landesrätin Erika Scharer aus folgendem Grund: "In Zukunft wird die Zahl der Lehrlinge sinken. Ab 2010 kommen die geburtenschwachen Jahrgänge der Jugendlichen ins Berufseintrittsalter. Wir brauchen daher die Frauen. Auch wenn wir die höchste Frauenbeschäftigung in Österreich haben – von skandinavischen Verhältnissen sind wir noch weit entfernt." Man müsse auch damit rechnen, dass in Zukunft die Frauen vermehrt ins Berufsleben drängen. Seit 2004 stieg die Zahl der weiblichen Beschäftigen um 3,5 Prozent an, deutlich stärker als bei den Männern (+ 2,3 Prozent). "Wie in jeder guten Konjunkturphase drängen die Frauen auf den Arbeitsmarkt. Die Frauen wollen arbeiten. Wir müssen die Jobs für die Frauen schaffen, bzw. darauf achten, dass die offenen Jobs zu den Frauen passen", führte die Landesrätin aus.

Der Facharbeiter der Zukunft – die "Fachfrau"?
Den vielzitierten Facharbeitermangel sieht Scharer "momentan noch nicht so problematisch", in Zukunft müsse man allerdings bedenken, dass die Zahl der jugendlichen Berufseinsteiger abnimmt: "Wenn wir ab 2009 einem 'echten' Facharbeitermangel vorbeugen wollen, müssen wir auf die Frauen setzen." Die Variante, dem Facharbeitermangel durch Öffnung des Arbeitsmarktes in Richtung Osteuropa zu begegnen hält Scharer für "zu kurzsichtig". Die Bevölkerungspyramide in Osteuropa sei beinahe identisch mit jener im Westen. Wie schon oft bei den Pflegekräften debattiert, sei es schädlich, sich nur auf ausländische Arbeitskräfte zu verlassen. "Aufgrund der Alterspyramide wird auch dieses Arbeitskräftepotenzial bald wegfallen, dann stünden wir ohne ausgebildete Fachkräfte in Österreich selbst da. Diese Maßnahme verstärkt auf lange Sicht gesehen den Mangel", so Scharer, die auf konsequente Aus- und Weiterbildung von Frauen in technischen Berufen setzt: "Zum einen haben wir hier noch ein ungenutztes Arbeitskräftepotenzial, die Beschäftigungsquote von Frauen kann noch gesteigert werden. Aber vor allem geht es mir um eins: Die Arbeitsplätze die bei uns im Land geschaffen werden, sollten auch von uns im Land mit unseren Arbeitskräften besetzt werden. Was uns momentan an dieser einfachen Formel hindert, sind fixe Rollenbilder."

Aufruf an Wirtschaft – aber auch an die Frauen
Deshalb richtet Scharer einen Aufruf an die Wirtschaft, hier auch einmal alte Rollenbilder beiseite zu legen. Über die Arbeitsstiftungen könnte man jederzeit auch Frauen in technischen Berufen ausbilden, wenn das vom Unternehmen gewünscht wird. "Ganz allgemein werden immer noch Männern mehr technische Vorkenntnisse zugeschrieben. Aber das ist beim konkreten Job oft nicht entscheidend", betonte Scharer, die gezielt mit der Wirtschaft zusammenarbeiten will um mehr Frauen in technische Berufe zu bringen, denn oft liegt das Problem auch bei den Frauen selbst: "Frauen trauen sich das oft nicht zu. Ich möchte Frauen Mut machen, auch einmal einen untypischen Job in Betracht zu ziehen", sagte die Landesrätin.

Arbeit und Familie vereinbaren
Ein solcher "Mut zu neuen Wegen" könne von Frauenseite aber erst entstehen, wenn die Rahmenbedingungen passen: in der Kinderbetreuung, im öffentlichen Verkehr, aber auch im gesellschaftlichen Gesamtbild. Leider gebe es noch immer viel zu viele Kräfte im Land, die arbeitende Mütter gerne als "Rabenmütter" abstempeln oder mittels "Müttergeld" auch die Frauen an den Herd binden wollen, findet Scharer: "Mir geht es um die Salzburger Gesellschaft, wie sie wirklich ist. Und in diesem Salzburg arbeiten 67,9 Prozent der Frauen – Tendenz steigend – weil sie arbeiten müssen oder wollen. Das muss man anerkennen, dafür muss man die passenden Voraussetzungen schaffen." Beschäftigung bei Frauen hänge ganz entscheidend von den Rahmenbedingen ab, argumentierte Scharer.
 
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