Trotz stagnierender Übernachtungen wurde 2006 noch ein Plus der Fremdenverkehrseinnahmen
von rund 4 Prozent erreicht
Wien (ba-ca) - Der heimische Fremdenverkehr konnte 2006 zwar keinen Zuwachs der Übernachtungen verbuchen,
allerdings ein Einnahmenplus von 4 Prozent. Ausländische und inländische Gäste haben im Vorjahr
in ihrem Urlaub in Österreich fast 20 Milliarden Euro ausgegeben. Das geht aus dem jüngsten Branchenbericht
der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzernvolkswirtschaft über Österreichs Fremdenverkehr hervor.
Sogar in der laufenden, relativ schneearmen Wintersaison sollten die Fremdenverkehrseinnahmen um weitere 4 Prozent
steigen, bei einem Übernachtungsplus von voraussichtlich 3 Prozent. Der Fremdenverkehr beweist damit wieder
überzeugend seine Wettbewerbsstärke.
Natürlich ist das Nachfragewachstum auch in den Wintersaisonen tendenziell schwächer geworden, seitdem
die Konkurrenten österreichischer Wintersportorte nicht nur in der Schweiz sondern auch auf den Seychellen
zu finden sind. "Die Zahl der Gäste in Österreich steigt zwar kontinuierlich, allerdings mit zunehmend
schwächeren Wachstumsraten. Gleichzeitig sinkt die Aufenthaltsdauer der Gäste", sagt Branchenanalyst
Günter Wolf. So konnte der Rekordwert von 130 Millionen Gästeübernachtungen aus 1991 und 1992 nicht
mehr erreicht werden. 2006 wurden 119,4 Millionen Nächtigungen registriert. Die Reiseverkehrseinnahmen sind
dennoch kräftig gestiegen, seit 1995 um durchschnittlich 4 Prozent im Jahr.
Darüber hinaus sind in Österreichs Hotels, Pensionen, Restaurants und anderen Verpflegungsbetrieben überdurchschnittlich
viele neue Arbeitsplätze entstanden. Die Beschäftigung ist in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich
1,6 Prozent im Jahr und damit um fast einen Prozentpunkt pro Jahr schneller als in der Gesamtwirtschaft gestiegen.
Seit 1995 sind insgesamt 26.000 neue Jobs geschaffen, das sind 14 Prozent aller neuen Jobs, die seitdem in Österreich
entstanden sind. Im Vergleich dazu arbeiten in der Branche 168.000 oder rund 5 Prozent aller Beschäftigten
im Land.
Vor allem durch die konsequente Aufwertung der Angebotsqualität konnte der Fremdenverkehr in Teilbereichen
seine Konkurrenzfähigkeit nachhaltig stärken. Erfolgreiche Beispiele sind der Gesundheitstourismus, der
Städte- und Kulturtourismus, aber auch der Wintertourismus. Etwa 10 Prozent aller Österreich-Gäste
verbringen bereits einen gesundheitsorientierten Urlaub, wofür sie deutlich mehr als der "Durchschnittsgast"
ausgeben. Mitte der 90er Jahre waren es nur 4 Prozent der Gäste. Günter Wolf von der
BA-CA: "Der Gesundheitstourismus ist aufgrund der relativ hohen Qualitätsanforderungen prädestiniert,
um die Wettbewerbsfähigkeit des Fremdenverkehrs in Hochlohnländern langfristig zu sichern. Außerdem
hat die Sparte die besten Wachstumsperspektiven, zumindest im Hinblick auf die Zahl potenzieller Kunden, die sich
aus dem stetig wachsenden Anteil alter Menschen rekrutieren."
In den nächsten zwei Jahren kann der Fremdenverkehr zwar mit weiteren Einnahmenzuwächsen im Bereich von
4 Prozent rechnen. Basis des Wachstums sind die guten Konjunkturaussichten in Westeuropa, wobei eine mögliche
leichte Abkühlung der Nachfrage in wichtigen Märkten 2008 auf jeden Fall durch Sondereffekte aufgrund
der EURO 2008 aufgefangen wird. "Langfristig werden allerdings nachhaltige kräftige Zuwächse der
Gästeströme und damit der Fremdenverkehrseinnahmen immer seltener", stellt Studienautor Günter
Wolf fest. Die World Tourism Organisation erwartet eine Abkühlung des Wachstums der internationalen Gästeankünfte
in Europa von 4 Prozent im Durchschnitt der letzten zwei Jahrzehnte auf 3 Prozent in den nächsten 15 Jahren.
In Österreich ist die Zahl internationaler Gäste schon in den vergangenen Jahren vergleichsweise schwach
gestiegen, um 1 bis 2 Prozent pro Jahr, einem Tempo, das voraussichtlich auch in Zukunft erreicht wird. |