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Theater an der Wien belebt die "Hölle" neu |
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Wien (rk) - "Hölle" - so heißt der große Pausenraum im Souterrain des Theater
an der Wien seit Oktober 1905, als dort unter diesem infernalischen Namen ein Kabaretttheater eröffnet wurde.
Am 2. Oktober 1905 berichtete die Wiener Allgemeine Zeitung: "Der große Saal präsentiert sich,
seinem Namen entsprechend, als Hölle freilich, als eine Hölle, von größter Behaglichkeit,
in der sich die Menschen gern festhalten lassen werden." Während auf der großen Bühne des
Theater an der Wien "Die lustige Witwe" mit großem Erfolg gespielt wurde, fanden sich im Programm
der "Hölle" Kurz-Lustspiele, Kabarettstücke, Chansonprogramme und Parodien, wie z.B. "Die
zweite Ehe der lustigen Witwe". Ende des Ersten Weltkriegs musste die "Hölle" vorübergehend schließen. 1923 übernahm Fritz Grünbaum für zwei Jahre die künstlerische Leitung. Mit der Übernahme der Herrschaft durch die Nationalsozialisten endete 1938 die einmalige Wiener Kultur des Kabaretts schlagartig. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Theater an der Wien der Staatsoper als Ausweichbühne diente, nutzte das Staatsopernballett diese Räumlichkeiten für Proben. Der Raum, indem über dreißig Jahre lang bestes Kabarett gespielt wurde, ist seit den 60er Jahren zum Pausenbuffet geworden. Ab kommenden Dienstag findet in der Hölle gleichsam eine Reise zurück in die Zukunft statt: Das eigentlich aus Graz stammende "Kabinetttheater" wird ab 20. 3. die "Hölle" wieder bespielen. Den Beginn macht das Puppenspiel "Zur Hölle mit Orpheus" ab 20.00 Uhr. Weitere Spieltermine sind für den 22., 24. und 27. März vorgesehen. Christopher Widauer und Julia Reichert haben das Kabinetttheater im Jahr 1989 in Graz gegründet. Heute umfaßt das Repertoire fast 50 Minidramen, viele davon Uraufführungen und Auftragswerke von zahlreichen Autorinnen wie Friederike Mayröcker, H.C.Artmann, Wolfgang Bauer, Ernst Jandl oder Gerhard Rühm und Komponistinnen wie Olga Neuwirth u. v. a. Das Kabinetttheater spielt im gesamten deutschen Sprachraum, gastiert bei wichtigen Internationalen Festivals wie in Erlangen, bei den Bregenzer Festspielen, der styriarte Graz und der Biennale Bern, in Italien, der Ukraine und in Übersee. 2004 erhielt das Kabinetttheater den wichtigsten österreichischen Theaterpreis "Nestroy". "Zur Hölle mit Orpheus" - inhaltlich geht es um den Schauspieler Orpheus, dargestellt von Ulfried Haselsteiner, der in einem unter der eigentlich Bühne befindlichen Raum angesichts von Requisiten, Kostümen und Masken über die Schauspielerei sinniert - erfolgt in einer Inszenierung von Thomas Reichert. Das Puppenspiel besorgen Julia Reichert, Jenny Podehl, Christopher Widauer und Thomas Kasebacher. Informationen: http://www.theater-wien.at/ |
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