Am 16.3. wurde dem tschechischen Staatspräsidenten Vaclac Klaus und Prof. Peter Pulzer das
Ehrendoktorat der Universität Innsbruck verliehen.
Innsbruck (universtität) - Die Verleihung des Ehrendoktorates der LFU Innsbruck kann sowohl
mit hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen als auch mit hervorragenden Verdiensten um die von der Universität
vertretenen gesellschaftspolitischen Ziele, leitenden Grundsätze oder gesellschaftlichen Aufgaben begründet
werden. „Mit der Verleihung an Klaus und Pulzer zeigt die Universität Innsbruck die große Bandbreite
von Wissenschaft und dem politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Wissenschaft soll nicht nur in
der Reflexion bestehen, ihre Bedeutung und ihr Stellenwert soll auch in seiner praktischen Anwendung in der Politik
von Parteien, Gewerkschaften oder Staaten aufleuchten“, so Rektor Manfried Gantner. Er betonte weiters, dass im
Vordergrund jedes Handelns die Sicherung des Friedens und der Abbau von Vorurteilen sowie die Achtung vor dem jeweils
Anderen stehen sollen. Dies gelte für beide Geehrten, so Gantner, da sie „überaus einflussreiche wissenschaftliche
Arbeiten verfasst und damit das Denken von Millionen von Menschen beeinflusst haben“.
Verbundenheit zur LFU Innsbruck
Beide Geehrten haben eine besondere Beziehung zu Österreich beziehungsweise zur LFU Innsbruck, wie sie in
ihren Dankesreden erwähnten. Für Pultzer ist die Verleihung des Ehrdoktorats der LFU Innsbruck an ihn
und an Vaclav Klaus ein Symbol dafür, dass die „Internationalität der Wissenschaft“, die im vergangenen
Jahrhundert über lange Zeit hinweg beeinträchtigt war, wiederhergestellt sei. Vaclav Klaus betonte in
seiner Dankesrede stolz, dass er bereits zum 3. Mal an der Universität Innsbruck spreche. Wie in seinen beiden
letzten Reden an der LFU Innsbruck, trat er auch in seiner Dankesrede als Mahner vor gefährlichen Ideologien
auf.
Prof. Peter Pulzer
Peter Pulzer gehört zu den international bekanntesten Politikwissenschaftern des Vereinigten Königreichs
und gilt als Experte der Forschung und Lehre im Bereich „Political Systems“. Darüber hinaus ist er laut Prof.
Anton Pelinka „eine wichtige Stimme der Europäischen Wissenschaft“. Peter Pulzer ist der Autor des zahlreich
übersetzten und mehrfach aufgelegten Buches „The Rise of Political Antisemitism in Germany and Austria“. Dieses
Buch gilt als Klassiker unter den politikwissenschaftlichen Büchern des 20. Jahrhunderts.
Pulzer ist 1929 in Wien geboren und emigrierte 1939 mit seiner Familie nach Großbritannien. 1960 promovierte
er im Studium der Geschichte an der Universität Cambridge. Von 1984 bis zu seiner Emeritierung 1996 war er
Gladstone Professor of Government an der Universität Oxford und Fellow of All Souls College. Als Gastprofessor
wirkte er an der School of Advanced International Studies, Washington DC, der University of California Los Angeles,
dem Geschwister-Scholl-Institut der Universität München, der Technischen Universität Dresden, der
Humboldt-Univesität zu Berlin und der Universität Leipzig. Peter Pulzer ist Träger des Bundesverdienstkreuzes
der Bundesrepublik Deutschland.
„Obwohl ich in England aufgewachsen bin und fast mein ganzes Leben dort verbracht habe, empfinde ich doch eine
Verbundenheit mit meinem Geburtsland und mit den verschiedenen Regionen der ehemaligen Habsburger-Monarchie aus
denen meine Eltern und Großeltern stammen”, erklärt Pulzer. Diese Verbundenheit bezieht sich auf die
Kultur und die Landschaft Österreichs, aber sie gilt auch für die Geschichte und die Politik. „Angesichts
meiner Interessen soll es nicht überraschen, dass ich aus mehreren Anlässen auch mit namhaften Gelehrten
an der Universität Innsbruck kollaboriert habe, unter anderen die Professoren Anton Pelinka und Rolf Steininger
sowie Dr. Allan Janik. Schon aus diesem Grund bietet es mir eine besondere Freude Innsbruck ein weiteres Mal aufzusuchen
und die mir angebotene Ehre entgegenzunehmen“, beschreibt Pulzer seine Verbindung zur LFU Innsbruck.
Prof. Vaclav Klaus
Neben der großen Rolle die Václav Klaus seit 1989 in der Tschechoslowakei beziehungsweise in der tschechischen
Republik als Verantwortungsträger in verschiedenen politischen Ämtern spielte, erwarb er sich auch Verdienste
als Wissenschafter. In zahlreichen Publikationen beschäftige sich Klaus mit der Entwicklung grundlegender
Theorien über den „optimalen“ Prozess einer Transformation vom System des real existierenden Sozialismus zu
Marktwirtschaft und Demokratie. Diese Thesen hat er nicht nur in der Theorie entwickelt, sondern auch in der von
ihm als Finanzminister gestalteten Transformations-Politik mit neuen Ansätzen durchgeführt.
Die Basis der Leistungen von Prof. Klaus ist die Lehre der Österreichischen Schule, unter anderem von deren
Vertreter in Innsbruck Eugen Böhm von Bawerk. Im Rahmen der Böhm-Bawerk-Lecture“ sprach Václav
Klaus 1995 das erste mal an der LFU Innsbruck über die „Österreichische Schule der Wirtschaftswissenschaften
und ihre Bedeutung für die Transformationsprozesse der gegenwärtigen Welt“.
Václav Klaus wurde 1941 in Prag geboren. Er studierte Außenhandelsökonomik an der Wirtschaftshochschule
in Prag. Im Rahmen dieses Studiums, das er 1963 abschloss, absolvierte er Studienaufenthalte in Italien und in
den USA. Obwohl er sich seit dem Ende des kommunistischen Regimes 1989 politisch engagierte, hat er seine wissenschaftliche
Karriere weiterverfolgt: 1991 habilitierte sich Václav Klaus an der Prager Karlsuniversität als Dozent
für Ökonomik und 1995 wurde er zum Professor für Finanzwissenschaft an der Ökonomischen Hochschule
in Prag ernannt. Im Februar 2003 wurde Václav Klaus, zum Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt. |