Ganzheitlicher Ansatz muss Flächenproblem lösen  

erstellt am
15. 03. 07

Wutscher: Nahrungsmittel- und Energieproduktion dürfen nicht zu Konkurrenten werden
Wien (bmlfuw) - Die Land- und Forstwirtschaft ist nach wie vor der bedeutendste Sektor bei der weltweiten Bekämpfung von Hunger und Armut. Im Kampf gegen den Klimawandel spielen CO2 -neutrale nachwachsende Rohstoffe eine entscheidende Rolle. Dadurch wird die Frage aufgeworfen, ob es eine Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungsmittel- und Energieproduktion gibt.

„Die weltweite Nachfrage nach Bioenergie bringt durch den Anbau von Energiepflanzen global gesehen neue Einkommenschancen für ländliche Regionen. Dadurch kann Armut verringert und in der Folge auch der Zugang zu Nahrungsmitteln verbessert werden. Um diese positive Wirkung zu erreichen, ist es aber erforderlich, nach nachhaltigen Gesichtspunkten zu wirtschaften, um nicht der Zerstörung von Ökosystemen und dem damit verbundenen Verlust von Biodiversität im Namen des Klimaschutzes Vorschub zu leisten“, plädierte Werner Wutscher, Generalsekretär des Lebensministeriums, am 15.03. im Rahmen eines Pressegesprächs mit Dr. Alexander Müller, Beigeordneter Generaldirektor der FAO, für eine ganzheitliche Problembetrachtung.

Um die beispielsweise im Stern Report skizzierten dramatischen Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft, wie den Verlust von 20 bis 30 Prozent der Wasserressourcen oder Ernteeinbußen von 5 bis 10 Prozent in Afrika in den Griff zu bekommen, müssen die sektoralen Lösungsansätze aus Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und Umweltschutz einer ganzheitlichen Sichtweise Platz machen. Es geht darum, über den Tellerrand des eigenen Fachgebietes zu schauen und interdisziplinär zu agieren.

Österreich hat diesen Weg bereits eingeschlagen. Im Regierungsprogramm wurde die aufkommensneutrale Steigerung der erneuerbaren Energie am Gesamtenergieverbrauch auf mindestens 25 Prozent bis 2010 und die Verdoppelung auf 45 Prozent bis 2020 vereinbart. Der Anteil der Stromerzeugung aus Erneuerbaren soll in denselben Zeiträumen auf 80 beziehungsweise 85 Prozent gesteigert werden. Um das zu schaffen, soll der Biomasseeinsatz bis 2010 verdoppelt und mithilfe eines eigenen Masterplans die Wasserkraft optimal genutzt werden. Für die Biomassenutzung und die bis 2010 geplante Steigerung des Beimischungssatzes von 10 Prozent Biotreibstoffen zu Benzin und Diesel sollen vorwiegend heimische Wälder und Anbauflächen genutzt werden. Damit die österreichischen Land- und Forstwirte in die Energieproduktion einsteigen und die vorhandenen Potenziale nützen, braucht es faire Rahmenbedingungen. Die Kraftstoffverordnung und das Ökostromgesetz bieten hier eine langfristige Perspektive und geben Planungssicherheit.

Eine der wirksamsten weltweiten Klimaschutzmaßnahmen ist und bleibt der sparsame Umgang mit Energie. Mit einem Nationalen Energieeffizienz-Aktionsprogramm soll beispielsweise in Österreich die Energieintensität um mindestens 5 Prozent bis 2010 und um mindestens 20 Prozent bis 2020 verbessert werden. Die wichtigsten Eckpunkte dabei sind ein Energie-Check bei allen österreichischen Haushalten bis 2010 sowie die Förderung der Entwicklung und Nutzung energieeffizienter Geräte und Lösungen.

Für den Durchbruch beim Klimaschutz ist neben der Anwendung moderner Umwelttechnologien und dem Einsatz klimafreundlicher Energieträger der Beitrag jedes Einzelnen unverzichtbar. In diesem Zusammenhang sind Informationen über den CO2 -Rucksack einzelner Produkte und Dienstleistungen eine wichtige Orientierungshilfe. „Angaben über den CO2 -Ausstoß bei Kraftfahrzeugen pro Kilometer oder die Angabe von Flugmeilen, die weit gereiste Lebensmittel auf dem Buckel haben, wie sie von Supermarktketten in Großbritannien derzeit angestrebt wird, sind die richtigen Signale für mündige KonsumentInnen und ein wesentlicher Beitrag zu einem nachhaltigen Klimaschutz“, so Wutscher abschließend.
 
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