AK Test Kinderdrinks: Erfrischend sind nur die Preise!  

erstellt am
14. 03. 07

Acht von zehn nicht ideal für Kinder: süß, künstliche Zusätze und Aromen
Wien (ak) - Kinderdrinks sind süß, künstlich und teuer. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt ein AK Test von 48 Kinderdrinks aus sieben Supermärkten. Kein Kinderdrink ist wirklich empfehlenswert. "Lediglich zwei teure Wässer wären geeignet, ich kann sie aber nicht mit gutem Gewissen empfehlen, weil sie ernährungspyhsiologisch genauso wie Leitungswasser sind", erklärt AK Ernährungsexpertin Petra Lehner, "und das gibt's gratis." Außerdem hat jedes dritte Kindergetränk keine Nährwertkennzeichnung, also keine Kalorien- und Zuckerangaben.

Im Jänner 2006 hat die AK in Wiener Supermärkten insgesamt 48 Kindergetränke eingekauft: Adeg, Billa, Edeka, Interspar, Lidl, Penny Markt und Merkur. Als Kindergetränke wurde ein Getränk dann eingestuft, wenn explizit das Wort Kinder auf der Verpackung aufschien oder wenn Verpackung und Werbung klar auf Kinder abzielen (z.B. bunte Flüssigkeit, phantasievolle Verpackung, kleinere Abfüllmenge, Comicfigur auf der Packung).

Das Gesamturteil zeigt: Acht von zehn Kinderdrinks (79 Prozent) sind für Kids als regelmäßiges Getränk ungeeignet. Die Kinderdrinks sind zu süß und/oder enthalten kritische Zusatzstoffe. Zwei (fünf Prozent) sind als Kindergetränk gut geeignet. Es ist kindergerecht verpacktes stilles Mineralwasser: Vöslauer Junior und Nestle Aquarell. Für diese zwei Getränke zahlt man allerdings viel. So kostet Vöslauer Junior mit 1,66 Euro pro Liter mehr als doppelt so viel wie normales stilles Vöslauer. "Mit ruhigem Gewissen kann ich sie daher nicht empfehlen", sagt Lehner, "denn ernährungspyhsiologisch ist Leitungswasser genauso gut, das Gleiche also, gibt's so gut wie gratis." Sechs (16 Prozent) sind zumindest eingeschränkt empfehlenswert: Capri Sonne Apfel Cassis, Vita Can Sporty Himbeer-Zitrone und Exotic Mix, Donalds Tea&Fruit, Wake up Orange und Almdudler still. Sie sind moderat süß und bei den Zusatzstoffen unbedenklich. Die Vita Can-Drinks und Almdudler still sind aber teuer. Sie kosten mindestens um die Hälfte mehr als herkömmliche Markenware - durchschnittlich sind Kindergetränke um 15 Prozent teurer.

Schaut man auf die Süße, zeigt der AK Test: Vier von zehn (42 Prozent) sind zu süß zum regelmäßigen Trinken. Sie bestehen zu mehr als einem Zehntel aus Zucker. Jedes Vierte ist mit künstlichen Süßstoffen gesüßt und damit für Kinder ebenfalls nicht ideal. "Kinder gewöhnen sich so daran, dass man den Durst mit Süßem löscht. Und was Hänschen lernte, verlernt Hans nur noch schwer", so Lehner.

"Fast alle Produkte enthalten unnötige Zusatzstoffe", sagt Lehner. Nur drei sind frei von künstlichen Zusätzen: Vöslauer Junior, Nestle Aquarell und Wake up Orange. Acht von zehn sind aromatisiert, mehr als die Hälfte davon künstlich. Dass es auch ohne Zusatz von Aromen geht, zeigen nur sieben Produkte, von denen aber - bis auf die Wässer - alle zumindest einen anderen künstlichen Zusatz enthalten.

Bei einem Drittel werden keine Nährwertangaben gemacht. "So erfahren interessierte Eltern nicht, wie viele Kalorien ein Getränk liefert oder wie viel Zucker in den Getränken drinnen ist", bedauert Lehner.

Auf Grund der Ergebnisse des aktuellen AK Kinderdrinks-Tests verlangt die AK mehr Schutz für Eltern und ihre Kinder beim Kauf von Kinderlebensmitteln. Bei der Werbung und beim Marketing für zu süße oder für Kinder ungeeignete "Kinderprodukte" muss es Einschränkungen geben. Anbieter und Werber müssen genauso in die Pflicht genommen werden wie die EU, verlangt die AK.

Konkret fordert die AK

  • Einschränkungen der Gesundheitswerbung in der EU-Claims-Verordnung für Fettes und Süßes sind ein erster guter Schritt. Was zu fett und süß ist, wird noch definiert. Die AK verlangt, dass sich die Definition ausschließlich an Aspekten der Gesundheitsförderung orientiert.
  • Angaben wie "fettfrei" und "light" müssen bei Kinderprodukten verboten werden.
  • Fernsehwerbung braucht strenge Regeln, denn Kinder können erst ab ca. zehn Jahren Werbung und Programm unterscheiden. Daher sollte in der EU-Richtlinie "Fernsehen ohne Grenzen" ein Verbot von Spots für Süßigkeiten und fette Snacks tagsüber festgelegt werden.
  • Bei allen Kinderprodukten sollen umfassende Nährwertinfos verpflichtend sein. Jedenfalls soll der Kilokalorien-, Fett-, Salz- und Zuckergehalt draufstehen.


An die Hersteller appelliert die AK: Sollen Lebensmittel speziell für Kinder vermarktet werden, müssen Zucker-, Fett- und Salzgehalte reduziert werden, mehr komplexe Kohlenhydrate, mehr Ballaststoffe, schonende Verarbeitungsweisen, weniger und keine für Kinder kritischen Zusatzstoffe enthalten sein.

Fünf wichtige AK Tipps für KonsumentInnen und ihre Kinder

  • Kinder sollen viel trinken! Wasser, verdünnte Fruchtsäfte oder ungezuckerte Früchte- oder Kräutertees sind besser als gesüßte, gefärbte Fertiggetränke.
  • Für Kindergetränke gilt: Je weniger Zucker, umso besser. Ist der Zuckergehalt nicht angegeben, kann man ihn aus dem Kohlenhydratgehalt ableiten, weil in Getränken kaum andere Kohlenhydrate vorkommen. Ob Frucht-, Kristall-, Traubenzucker oder Honig vorkommt, ist ernährungsphysiologisch egal.
  • Getränke mit wenig Zucker, aber mit Süßstoffen sind für Kinder auch ungeeignet. Der kindliche Stoffwechsel reagiert hier nicht unbedingt wie ein erwachsener.
  • Kinder fahren auf knallige Farben und Schnickschnack ab: Färben Sie selbstgemachte Tees oder Wasser z.B. mit Heidelbeer- oder Rotem Rübensaft. Und: Kaufen Sie peppige Trinkflaschen, die sich die Kinder selbst aussuchen dürfen.
  • Wenn Ihr Kind hin und wieder ein Kindergetränk möchte, schaden sie sicherlich nicht. Aber: Je weniger süß, umso besser und sicherheitshalber solche ohne Süßstoffe wählen.


Die Erhebung finden Sie im Internet unter http://www.arbeiterkammer.at

 
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