Die Innenminister Österreichs und Bayerns Günther Platter und Günther Beckstein
vereinbarten eine enge Zusammenarbeit für die Fußball-Europameisterschaft 2008.
München / Wien (bmi) - Bei einem Treffen der Innenminister Österreichs und Bayerns Günther
Platter und Günther Beckstein am 21.03. in München betonten beide Minister die überaus positive
Zusammenarbeit zwischen österreichischen und bayerischen Sicherheitsbehörden, die sich seit Inkrafttreten
des Deutsch-Österreichischen Vertrags zur Polizei- und Justizkooperation am 1. Dezember 2005 intensiviert
hat.
Die beiden Minister erörterten weiter Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft
2008. Sie halten den angestrebten Termin für den Wegfall der Grenzkontrollen zu den mittelosteuropäischen
EU-Ländern im Zuge des Schengener Abkommens für verfrüht. Dennoch bereiten sich beide Länder
auf den 1. Jänner 2008 als Termin für den Beginn des kontrollfreien Grenzverkehrs vor. Es wäre "fahrlässig",
mit einer Verschiebung dieses Termins zu rechnen, sagte Platter.
Auch Bayerns Innenminister Beckstein rechnet damit, dass die EU den Wegfall der Kontrollen mit Jahresbeginn 2008
"mit etlicher Wahrscheinlichkeit" beschließen wird. Wenn an der Grenze zu Tschechien nicht mehr
kontrolliert wird, soll ein "doppelter Sicherheitsschleier" für Sicherheit sorgen. Österreich
bereitet nach den Worten Platters ähnliche "Ausgleichsmaßnahmen" vor.
Beckstein betonte, dass Bayern nach dem Abbau der Binnengrenzkontrollen zu Österreich am 1. Dezember 1997
keinen Anstieg der Kriminalität im grenznahen Bereich zu verzeichnen hatte. "Die Einrichtung eines Sicherheitsschleiers
an der deutsch-österreichischen Staatsgrenze in einer Tiefe von 30 Kilometern und die Einrichtung von speziellen
Fahndungsdienststellen sowie die hohe Polizeipräsenz haben sich bewährt". Beckstein betonte weiter,
dass ein reibungsloses Funktionieren der Datenbank Schengener Informationssystem (SIS) für die Sicherheit
im Schengen-Raum unabdingbar ist.
Besorgt zeigten sich beide Innenminister über den noch nicht funktionierenden polizeilichen Datenaustausch
mit den neuen EU-Ländern. Es wäre völlig unverantwortlich, die Kontrollen an den Grenzen aus politischen
Gründen abzuschaffen, ohne dass die Sicherheitsbehörden der beteiligten Länder Daten austauschen
könnten, sagte Beckstein. Schon jetzt ist nach Angaben beider Innenminister klar, dass es mit 1. Jänner
2008 allenfalls eine Zwischenlösung geben könne. "Ein endgültiges System wird nicht zur Verfügung
stehen", sagte Platter. Ein weiteres Problem sei die zum Teil noch schlechte Bezahlung der Polizei- und Grenzbeamten
in den neuen EU-Ländern, betonte Beckstein.
Österreichs Innenminister bekräftigte in München seinen Vorschlag, nach bayerischem Vorbild und
mit Blick auf die Fußball-Europameisterschaft 2008 die gesetzlichen Voraussetzungen für die Vorübergehende
Inhaftierung von Gewalttätern zu schaffen. In Bayern können als Hooligans bekannte Fußballanhänger
vorübergehend in "Unterbindungsgewahrsam" genommen werden, wenn davon auszugehen ist, dass sie im
Zusammenhang mit dem Match gewalttätig werden wollen. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 habe man
von dieser Möglichkeit in nicht geringer Zahl Gebrauch gemacht, sagte Beckstein. "Was in Bayern möglich
ist, sollte auch in Österreich möglich sein", betonte Platter.
Insgesamt lobten Platter und Becksein die seit jeher intensive grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Katastrophenschutz
zwischen Bayern und Österreich. Beispielsweise unterstützten im letzten Jahr österreichische Polizei-
und Sanitätskräfte beim Eissporthallenunglück in Bad Reichenhall und bei der Fußball-WM 2006
die bayerischen Einsatzkräfte. Beckstein sicherte Platter größtmögliche Unterstützung
zu, um zu verhindern, dass gewaltbereite Fans zu den Fußballspielen 2008 durch Deutschland nach Österreich
reisen. Es müsse endlich erreicht werden, dass Sport nicht mehr von Gewalt beeinträchtigt werde. Die
Sicherheitsprobleme bei der Europameisterschaft 2008 schätzt der bayerische Innenminister als mindestens so
hoch ein wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr. |