"Herr Mautz" von Sibylle Berg im TAG  

erstellt am
22. 03. 07

Wahnwitziger Todestrip, der fast kein Klischee über den Vorgang des Sterbens ausläßt
Wien (tag) - Herr Mautz ist nach Fernost gereist und findet sich dort in einem schäbigen Hotelzimmer wieder, in dem zwei Kakerlaken ungeduldig seinen Tod erwarten. Sie ermuntern ihn, einen Moment seiner Vergangenheit zu wählen, den er in die Ewigkeit mitnehmen kann.
In rascher Folge ziehen Bilder seiner planmäßig verlaufenen Biographie an ihm vorbei. Methodisch hatte Herr Mautz jährlich ein Gefühl erlernt und abgehakt. Nichts an seinem Leben war ihm störend aufgefallen, im Gegenteil: Eigentlich fand er die Bewältigung sogar recht angenehm. Allein dass sich jetzt kein einziger Ewigkeitsmoment einstellen mag, ist doch ein bisschen schade - und dass als letztes der Gefühle plötzlich nur noch das Sterben übrig bleibt. Herr Mautz hat eine beunruhigende Ahnung - wenn auch leider etwas spät…

"Solange es Stücke dieser Qualität von Sibylle Berg gibt, ist es um das Theater nicht so schlecht bestellt." (Theater der Zeit)

Nach dem großen Erfolg von "Das wird schon. Nie mehr lieben!" zeigt das TAG in seiner zweiten Saison dieses Stück von Frau Berg - inszeniert als wahnwitziger Todestrip der fast kein Klischee über den Vorgang des Sterbens auslässt. Trotz aller Komödiantik wird dieser Abend den Zuschauer mit einem Thema konfrontieren, dass leider keinem von uns erspart bleibt. Wie stirbt man und wie stirbt man "richtig gut"? Und: Was bleibt am Ende für die Ewigkeit? Eine groteske Show über das Sterben und zum Totlachen.

Sibylle Berg (* 2. Juni 1962 in Weimar)
Leben
Nach schwerer Jugend in der DDR wechselt sie 1984 in den Westen, wo sie keine Karriere macht und auch sonst nicht viel Glück hat (schwerer Autounfall). Sie arbeitet daher zunächst (u.a.) als Lexikonverkäuferin und Puppenspielerin. Nach ihrem Scheitern in diesen bürgerlichen Berufen schreibt sie Artikel für verschiedene Magazine (u.a. Tempo, Die Zeit, Das Magazin (Zürich) und Allegra (Hamburg)). Seit 1997 befasst sie sich mit dem Erstellen von Romanen und Theaterstücken. Sie lebt heute in Zürich.

Werke
Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot (Roman), Reclam, Leipzig 1997
Sex II (Roman, mit Fotografien von Jules Spinatsch), Reclam, Leipzig 1998
Amerika (Roman, auch als CD), Hoffmann und Campe, Hamburg 1999
Gold (gesammelte Artikel aus der Zeit, auch als MC und CD), Hoffmann und Campe, Hamburg 2000
Das Unerfreuliche zuerst (Herrengeschichten), Kiepenheuer und Witsch, Köln 2001
Gold Neuausgabe, Kiepenheuer und Witsch, Köln Frühjahr 2002
Ende gut, Kiepenheuer und Witsch, Köln 2004

Theaterstücke
Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot, Uraufführung in Stuttgart 1999
Helges Leben, Uraufführung in Bochum 2000
Hund Mann Frau, Uraufführung in Stuttgart 2001
Herr Mautz, Uraufführung Oberhausen 2001
Schau da geht die Sonne unter, Uraufführung Frühjahr 2003 in Bochum

Inszenierung: Margit Mezgolich
Ausstattung: Andrea Költringer
Dramaturgie: Ferdinand Urbach

Es spielen: Klaus Beyer (Herr Mautz), Stefan Laczskovics (Der Erzähler) Katharina Hohenberger und John F. Kutil (Zwei Kakerlaken), Petra Strasser und Georg Schubert (diverse Verstorbene)
Premiere: 26. Mai. 2007 - 20 Uhr
Spieltage: bis 23. Juni 2007, Mittwoch bis Samstag, 20 Uhr

· Zusatzvorstellung für stillende Eltern: brunchline, Samstag, 16. Juni 2007, 11 Uhr
· Publikumsgespräch jeden Donnerstag um 21.45 Uhr


Informationen:
http://www.dastag.at
 
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