Aktuelle Aussprache im Ausschuss für Menschenrechte
Wien (pk) - Mit einer Aussprache über aktuelle Fragen aus seinem Arbeitsbereich hat der Menschenrechtsausschuss
des Nationalrats am 20.03. seine Arbeit in der XXIII. Gesetzgebungsperiode aufgenommen. Vorsitzende Terezija Stoisits
begrüßte Staatssekretär Hans Winkler zu der Sitzung. In der rund zweistündigen Sitzung wurde
von den Abgeordneten eine lange Reihen von Themen angesprochen und zahlreiche Fragen an den Staatssekretär
gerichtet. Dieser allerdings musste vielfach darauf verweisen, dass sein Ressort bei einzelnen Themen keine Kompetenz
habe, ja dass Menschenrechte prinzipiell eine Querschnittmaterie und damit ohne ein "zuständiges Ministerium"
sei. Die Palette der Fragen reichte vom Aktionsplan gegen Menschenhandel bis zur Position Österreichs gegenüber
Russland und China, von verfolgten Frauenrechtlerinnen im Iran bis zu Aufgaben und Arbeitsweise der am 1. März
in Wien eröffneten Grundrechteagentur.
Staatssekretär Hans Winkler betonte in einem Eingangsstatement die zentrale Rolle der Menschenrechtspolitik
im Rahmen der österreichischen Außenpolitik und verwies in diesem Zusammenhang auf das Regierungsprogramm,
wo dies auch zum Ausdruck komme. So habe Österreich auch bei seinem EU-Vorsitz Schwerpunkte gesetzt und Entwicklungen
in Gang gesetzt oder verstärkt. Entgegen einer gelegentlich geäußerten Ansicht stehe die Anfang
März in Wien etablierte Grundrechteagentur nicht in Konkurrenz zum Europarat, weil sie auf das Gemeinschaftsrecht
abstelle. Bezüglich Personenminen betonte Winkler, dass Österreich in dieser Frage an vorderster Stelle
aktiv sei; "am Ende des Weges" werde eine allgemeine Ächtung dieser Waffen stehen, zeigte sich der
Staatssekretär überzeugt.
In zwei Fragerunden wurde von den Abgeordneten eine Fülle von Fragen angesprochen. Die Palette umfasste die
Themen Menschenhandel und Aktionen dagegen (die Abgeordneten Großruck, V, Stadlbauer und Bayr, beide S, sowie
Lunacek und Weinzinger, beide G), den im Regierungsprogramm angesprochenen Ausbau des Diskriminierungsschutzes
(Stoisits, G), die Zusammenarbeit mit der Grundrechteagentur (Stoisits, G, und Kurzmann, F), die weitere Vorgangsweise
bezüglich Streubomben (die Abgeordneten Hagenhofer, S, Lunacek, G, und Sieber, V) die UN-Kinderrechtskonvention
und das Problem der Kindersoldaten (die Abgeordneten Hagenhofer, S, und Aubauer, V), der bevorstehende Besuch des
russischen Präsidenten Putin in Österreich und die Lage der Menschenrechte in Russland (Abgeordnete Lunacek,
G), die Situation der Menschenrechte in China (Abgeordneter Darmann, B) bzw. die Frage des Organhandels in und
mit China (Abgeordnete Weinzinger, G), die Lage von Frauenrechtsaktivistinnen im Iran (die Abgeordneten Stadler,
V, und Weinzinger, G), Fragen im Zusammenhang mit einzelnen Aspekten des Menschen-, speziell des Frauenhandels
wie Aufenthalts- und Beschäftigungsrecht und verschiedene Zugänge zu diesem Thema (die Abgeordneten Stadlbauer,
S, Lunacek und Weinzinger, beide G) sowie Fragen im Zusammenhang mit dem Bau eines Staudammes in der Türkei
durch österreichische Unternehmen und der damit verbundenen Exportkreditgarantie (die Abgeordneten Lunacek,
G, und Bayr, S). Weitere Fragen befassten sich mit der Kandidatur Österreichs für einen Sitz im UN-Sicherheitsrat
(Abgeordneter Darmann, B) mit dem fehlenden umfassenden Antidiskriminierungsgesetz in Österreich (Abgeordnete
Lunacek, G) und mit der Zuständigkeit der Grundrechteagentur für Sudentendeutsche (Abgeordneter Kurzmann,
F).
Der Aktionsplan gegen den Menschenhandel stehe kurz vor der Fertigstellung, sagte Staatssekretär Hans Winkler
in Beantwortung der Fragen. Es gehe in der Frage darum, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der sowohl Schutz
und Betreuung der Opfer als auch die Verfolgung der Täter und die Prävention umfasse. Zur Grundrechteagentur
bestünden "hervorragende Kontakte", betonte Winkler, eine nationale Verbindungsstelle sei geplant.
Hinsichtlich Streubomben sei bis 2008 eine umfassende Konvention zu erwarten; allerdings würden "Schlüsselstaaten"
dabei nicht mitmachen, bedauerte der Staatssekretär. Bezüglich verfolgter Frauenrechtsaktivistinnen hätten
die österreichischen Botschaften den Auftrag, mit den Betroffenen Kontakt zu halten. Bei Kindersoldaten strebe
man eine internationale Ächtung an; das Problem sei allerdings, dass man es nicht mit Staaten, sondern mit
"Gruppen außerhalb jeglicher Kontrolle" zu tun habe. Zum Thema Bildung und Menschenrechte – eine
Anfrage des V-Abgeordneten Gahr – legte Winkler ein vom Außenamt erstelltes Handbuch vor.
Der UN-Sicherheitsrat sei das Organ zur Erhaltung des Friedens, betonte Staatssekretär Winkler weiter. Österreich
sei nicht bestrebt, eigene Initiativen zu setzen, sondern wolle seine jahrzehntelange Glaubwürdigkeit in der
Außen- und Sicherheitspolitik einbringen, zumal Österreich das einzige EU-Land sei, das zugleich UN-Sitz
sei. Zum Österreich-Besuch Putins stellte Winkler fest, dass es zu einer Partnerschaft gehöre, auch Defizite
offen anzusprechen. Ähnlich wie mit China gelte es, Dialog auf allen Ebenen zu führen. "Was wäre
die Alternative?" fragte Staatssekretär Winkler. |