Bioläden: Alles bio – oder was?  

erstellt am
30. 03. 07

Test von AK und Konsumentenschutzministerium – In Biogeschäften gibt's auch konventionell erzeugte Produkte, aber das ist nicht immer gleich erkennbar
Wien (ak) - KonsumentInnen erwarten sich in Naturkost- oder Biogeschäften vornehmlich Bio-Ware. Ein Test der AK mit dem Konsumentenschutzministerium in 23 Biosupermärkten, Naturkostläden und Reformhäusern in Wien zeigt: Die Geschäfte verkaufen nicht nur Bioware, sondern auch konventionelle Lebensmittel - in einigen Geschäften liegt der Anteil der konventionellen Produkte sogar bei bis zu 50 Prozent. Aber: Es ist nicht auf dem ersten Blick erkennbar, was bio ist und was nicht. VerbraucherInnen müssen erst das Produktetikett genau unter die Lupe nehmen, damit sie wissen, was sie kaufen. Preisauszeichnung, Qualität/Frische sind zufrieden stellend, Hygiene sowie Waren- und Lagertemperatur-Kontrollen ungenügend.

Wird die Konsumentenerwartung bei biologisch erzeugten Lebensmitteln im Naturkost- und Biohandel erfüllt? Dieser Frage gingen AK und Konsumentenschutzministerium nach und ließen 23 Biosupermärkte, Naturkostläden und Reformhäuser prüfen. Mit der Prüfung und Beurteilung der Betriebe wurde die Lebensmittelversuchsanstalt in Wien beauftragt. Die Erhebung umfasste z.B. Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst, Milch-, Milchprodukte und Trockenwaren. Untersucht wurde zunächst, ob der Gesamteindruck des Geschäfts klare Signale in Richtung Bioangebot vermittelt. Im Geschäft wurde das Angebot auf Qualität/Frische, Hygiene, Aufzeichnungen sowie Transparenz und Kennzeichnung geprüft.

Bei vorverpackter Ware wird nur in zwei von 23 Geschäften ausschließlich Bioware verkauft. Bei der Hälfte der Geschäfte lag der Anteil an Bioware bei 95 Prozent, beim Rest gab's sogar noch einen deutlicheren Mix. Immerhin: Fast zwei von drei Geschäften (13) bieten zumindest bei offener Ware ausschließlich Bio an.

Die Informationen für VerbraucherInnen, ob die Produkte bio oder konventionell sind, ist unbefriedigend: In drei Viertel der Geschäfte, die ein Parallelangebot haben, können sie nicht auf Anhieb erkennen, ob sie bio oder konventionell kaufen. Die KonsumentInnen müssen jedes Produktetikett genau lesen, um zu wissen, was sie kaufen. Die Verwechslungsgefahr ist daher groß, wie ein Beispiel zeigt: So stand in einem Supermarkt eine konventionelle Teesorte neben vielen anderen Biotees in einem Regal.

Bei original verpackter Ware sind die Preise gut gekennzeichnet, bei offen angebotener lässt die Preisauszeichnung zu wünschen übrig: In 7 Betrieben fehlten die Preise bei offener Ware in der Theke mit Bedienung gänzlich. Qualität und Frische wurden durchgehend als sehr gut beurteilt. Der Test zeigt auch, dass in den Vorbereitungsbereichen sauber gearbeitet wird. Nur bei 3 Betrieben wurde die mangelnde Sauberkeit der Böden und Arbeitsflächen beanstandet. Kritik gibt es bei den Hygieneeinrichtungen: In rund jedem 2. geprüften Geschäft fehlten die nötigen Desinfektionsspender oder Handwaschbecken. Grobe Mängel kamen bei Dokumentation und Kontrolle der ankommenden Waren und Produkt- und Lagertemperatur zu Tage: 95 Prozent der Betriebe wurden wegen fehlender Aufzeichnungen und Kontrollen nur als unterdurchschnittlich bewertet.

Konkret fordern Arbeiterkammer und Konsumentenschutzministerium

  • Mehr Transparenz im Handel: KonsumentInnen dürfen nicht in die Irre geführt werden. Es sind deutliche Hinweise bei den Lebensmitteln nötig, welche Produkte aus biologischer und welche aus konventioneller Erzeugung sind. Insbesondere, weil der Gesamteindruck des Geschäfts häufig einen hohen Anteil an biologischen Produkten erwarten lässt, sind erhöhte Anforderungen an eine rasche Erkennbarkeit der Produktionsweise zu stellen, um KonsumentInnnen nicht in die Irre zu führen.
  • Verbesserungen bei der Hygiene: Der Test zeigte, dass Handwaschbecken, Seifenspender oder Handtücher im Vorbereitungs- oder Bedienungsbereich fehlten. Hier könnten entsprechende Schulungen über Lebensmittelhygiene hier Abhilfe schaffen.
  • Bessere Qualitätssicherung: Da die erforderlichen Aufzeichnungen zur Qualitätssicherung teilweise sehr unbefriedigend waren, müssen die internen Qualitätssicherungsmaßnahmen und Schulungen des Personals verbessert werden.


"Bioprodukte haben hohen Standards zu genügen und erwecken dementsprechende Erwartungen. Der Handel ist aufgerufen, diese nicht zu enttäuschen. Durch effiziente Qualitätssicherung und ausreichende Transparenz ist dafür zu sorgen, dass Konsumenten auch wirklich das erhalten, was sie erwarten", so der Appell von Konsumentenschutzminister Erwin Buchinger und AK Präsident Herbert Tumpel.

Die Erhebung finden Sie im Internet unter http://www.arbeiterkammer.at

 
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