Paris (esa) - Der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Jean-Jacques Dordain,
und die Botschafterin Neuseelands in Frankreich, Sarah Dennis, haben am 29.03. eine Vereinbarung über die
Einrichtung einer mobilen Telemetriestation zur Verfolgung der Flugbahn der Ariane-5 unterzeichnet, die im Herbst
dieses Jahres das Automatische Transferfahrzeug der ESA (ATV) auf seinen Jungfernflug in die Umlaufbahn bringen
wird.
Das europäische ATV wird eines der unverzichtbaren Versorgungsfahrzeuge für die Internationale Raumstation
sein. Neben Lebensmitteln, Sauerstoff und Wasser für die Bordmannschaft transportiert es auch Ausrüstung
und Ersatzteile ins All. Solange es an der ISS angedockt bleibt, dient das ATV auch dem Anheben der Raumstation.
Nach Abschluss seiner Mission verglüht es bei einem kontrollierten Wiedereintrittsmanöver in der Erdatmosphäre
- und mit ihm Abfälle der ISS.
Die Ariane-5 musste für den Start des ersten ATV, Jules Vernes genannt, an dessen besondere Anforderungen
angepasst werden*. Der Träger wird das ATV in eine 51,6 Grad gegen den Äquator geneigte Kreisbahn in
260 km Höhe über der Erde aussetzen. Von dort aus wird das ATV mit seinem eigenen Antriebssystem die
ISS automatisch anfliegen und an ihr andocken.
Die Missionsanalyse für diesen Ariane-5/ATV-Flug bestätigte die Notwendigkeit, über Südozeanien
(Australien und Neuseeland) die Abtrennung des ATV, seine Einbringung in die Zielumlaufbahn und die dritte Zündung
der Oberstufe des Trägers mitzuverfolgen.
Die ESA beschloss daher, das bestehende Netz an Telemetrie- und Bahnverfolgungsanlagen für die Ariane-Träger
auszubauen. Im März 2004 wurde erstmals in Neuseeland nach einem geeigneten Standort für eine mobile
Telemetriestation gesucht, der den hohen Anforderungen der Mission an die Stationsreichweiten genügt.
Nach eingehenden Untersuchungen wurde schließlich aufgrund seiner exzellenten Reichweite in Bezug auf die
Flugbahn der Träger das Gebiet Awarua in Invercargill ausgewählt. Die Vorbereitungen (Tiefbau, Straßenbau,
Betonfundament, Stromversorgung, Fernmeldeeinrichtungen, Zäune usw.) sind im Januar dieses Jahres angelaufen
und sollen Mitte Mai abgeschlossen sein. Die ESA investiert in diese Arbeiten über 200 000 €.
Die Bahnverfolgungsanlage, die für die Mission Ariane-5/ATV "Jules Verne" eingesetzt werden soll,
wird vom Raumfahrtzentrum der französischen Raumfahrtagentur CNES in Französisch Guayana angemietet und
von der Erprobungsanlage OTB in Overberg, Südafrika, über eine vertragliche Vereinbarung mit dem CNES
bereitgestellt und betrieben.
Die ES-ATV-Ausführung der Ariane 5 ist eine Ableitung aus den Ausführungen G+ und ECA. Sie hat dieselbe
Unterstufenkombination wie die Ariane 5 ECA und wird auch dieselben Feststoffzusatzraketen und dieselbe kryotechnische
Hauptstufe (EPC) mit dem verbesserten Triebwerk Vulcain 2 verwenden. Die Oberstufenkombination setzt sich aus einer
neuen, im Hinblick auf die Fluglast mit dem ATV verstärkten Gerätestufe (VEB) und einer mehrfach zündbaren
Stufe für lagerfähige Treibstoffe (EPS) zusammen. Für die ATV-Mission wurde die Fähigkeit der
EPS zur Mehrfachzündung in die Ausführung aufgenommen, um die Leistung des Trägers im Hinblick auf
die Zielbahn und die Erfüllung der Missionsanforderungen zu optimieren.
Die erste Zündung der EPS erfolgt unmittelbar nach der Abtrennung der EPC. Anschließend wird die EPS
abgeschaltet, und die Kombination aus VEB, EPS und ATV tritt für rund 45 Minuten in eine ballistische Flugphase
ein, an deren Ende die EPS für eine kurze Dauer ein zweites Mal gezündet wird, bevor das ATV abgetrennt
und in die anvisierte niedrige Erdumlaufbahn (LEO) eingebracht wird.
Mit einer dritten und letzten Zündung der EPS wird dann die fast leere VEB-EPS-Kombination wieder in die Erdatmosphäre
gelenkt, in deren oberen Schichten sie verglüht. |