Grüner Bericht informiert umfassend über den Agrarsektor
Wien (pk) - In der neuen Legislaturperiode wurde der "Grüne Bericht 2006" Ende Februar
dem Ministerrat nochmals vorgelegt und nun dem Parlament zugeleitet. Erfreulich für die österreichischen
Bauern war, dass im Jahr 2005 ein leichtes Einkommensplus verzeichnet werden konnte. Insgesamt waren die Einkünfte
aus Land- und Forstwirtschaft 2005 je Betrieb mit 19.843 Euro um 2,3 Prozent höher als 2004. Die Sicherstellung
des Programms für die ländliche Entwicklung war ein ganz wichtiger Schritt für den österreichischen
Agrarsektor, hob Bundesminister Josef Pröll im Vorwort des 320 Seiten starken Berichts hervor. Mit dem "Grünen
Pakt für Österreichs Landwirtschaft" sei nun die komplette Förderperiode bis 2013 gesichert.
Obwohl massive Kürzungen drohten, konnte Österreich sein Fördervolumen für die Entwicklung
des ländlichen Raumes sogar steigern, und zwar von 3,2 Mrd. Euro auf 3,9 Milliarden für die nächsten
sieben Jahre. Zusammen mit den nationalen Geldern sei somit die finanzielle Basis für folgende Schwerpunkte
gewährleistet: das Umweltprogramm für naturnahe Landwirtschaft, die Bergbauernförderung sowie die
Investitionsoffensive für den ländlichen Raum. ( III-28 d.B.)
Die Entwicklung des Agrarsektors im Jahr 2005
Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft machte 2005 in Summe rund 6,6 Mrd. Euro aus und verringerte sich
damit gegenüber 2004 um 6,6 %. Der Produktionswert der Forstwirtschaft betrug 1,2 Mrd. Euro (+0,6 % zu 2004),
jener der Landwirtschaft rund 5,4 Mrd.
Euro (-8,1 % zu 2004). Diese starke Abnahme im Bereich der Landwirtschaft sei primär auf die Implementierung
des Betriebsprämiensystems in Österreich im Jahr 2005 zurückzuführen, welche im Zuge der Umsetzung
der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik erfolgte, erläutern die Autoren. Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft
inklusive Fischerei) an der Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft insgesamt lag 2005 bei rund 1,6 %. Die
Anzahl der in diesem Bereich beschäftigten Personen - gerechnet auf Basis von Jahresarbeitseinheiten (JAE)
- ging um 1,0 % auf 187.253 JAE zurück; davon entfielen 156.590 JAE auf die nicht entlohnten (familieneigenen)
Arbeitskräfte.
Der Außenhandel mit agrarischen Produkten und Lebensmitteln hat auch 2005 sowohl bei den Exporten als auch
bei den Importen wieder zugelegt. Die Ausfuhren machten 6,0 Mrd. Euro (+11,7 %) aus, die Einfuhren stiegen auf
6,3 Mrd. Euro (+7,2 %). Insgesamt stammten 84 % aller importierten Agrargüter aus dem EU-Raum bzw. wurden
75 % aller exportierten Güter in die EU-Mitgliedstaaten verbracht.
Produktionsergebnisse 2005: Einbußen bei Getreide, Wein und Gemüse; Milch und Holz auf dem Vorjahresniveau
Ein umfangreiches Kapitel des Grünen Berichts befasst sich mit der Entwicklung der Produktion in den einzelnen
Bereichen. Was die pflanzlichen Produkte betrifft, so ging etwa im Getreidebau (Erntemenge: 4,88 Mio. t) das Erzeugungsvolumen
um 7,7 % zurück. Alle Getreidearten verzeichneten Einbußen, mit Ausnahme von Körnermais, der wieder
ein leichtes Plus aufweisen konnte. Bei den Ölfrüchten erhöhte sich das Erzeugungsvolumen um 11,9
%, trotz eines Rückgangs bei Raps. Auch bei Hackfrüchten nahm das Erzeugervolumen zu (Zuckerrübe
+8 %, Erdäpfel +8,2 %). Bei Körnererbsen fiel das Volumen, bei Pferdebohne stieg es an. Ein schlechteres
Ergebnis als im Jahr 2004 wurde bei Obst (-4,9 %), bei Gemüse (-11,4 %) und bei Wein (-15,5 %) erzielt.
Das Produktionsvolumen von Milch lag auf dem Vorjahresniveau, heißt es weiter im Bericht. Die Milchanlieferung
machte wie im Vorjahr 2,62 Mio. t aus. Bei mehr oder minder unverändertem Produktionsvolumen bei Schweinen
stieg aufgrund der guten Preissituation der Produktionswert um 3 %. Bei Rindern stieg die Erzeugung gegenüber
2004, auch die Preise verzeichneten ein kräftiges Plus, doch durch die Entkopplung fiel der Produktionswert
deutlich ab.
Der Holzeinschlag betrug 2005 insgesamt 16,5 Mio. Erntefestmeter und lag damit ebenfalls auf dem Vorjahresniveau.
Bezüglich der Entwicklung der Erzeugerpreise 2005 gab es einerseits bei den pflanzlichen Produkten einen deutlichen
Preisrückgang, andererseits entwickelten sich bei den tierischen Produkten die Preise äußerst positiv.
Auch die Holzpreise konnten spürbar zulegen.
Starker Rückgang bei den Nebenerwerbsbetrieben
Die Zahl der Betriebe in der Land- und Forstwirtschaft in Österreich betrug laut Agrarstrukturerhebung 2003
insgesamt 190.382, das sind um 27.100 oder 12 % weniger als bei der letzten Vollerhebung im Jahr 1999. Dieser Rückgang
betraf überwiegend den
Nebenerwerb (-21,1 %) während die Haupterwerbsbetriebe stabil blieben (+0,4 %). Die Zahl der Betriebe mit
landwirtschaftlich genutzter Fläche betrug 176.808, jene mit forstwirtschaftlich genutzter Fläche 154.797,
wovon 13.273 reine Forstbetriebe waren.
Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 18,4 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF)
bzw. 34,0 ha Kulturfläche. Die in Österreich bewirtschaftete LF macht 3,26 Mio. ha aus, davon entfallen
1,38 Mio. ha auf Ackerland, 1,81 Mio. ha auf Dauergrünland, 47.572 ha auf Weingärten, 16.304 auf Obstanlagen
und 8.620 ha auf Sonstiges (Hausgärten, Reb- und Baumschulen sowie Forstbaumschulen). Die forstwirtschaftlich
genutzte Fläche beträgt 3,26 Mio. ha.
2005 stieg die Zahl der geförderten Biobetriebe im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 % auf 20.104 Betriebe an.
Die Bio-Flächen nahmen um 5 % auf insgesamt 360.369 ha LF (ohne Almen) zu, die Bio-Ackerfläche umfasst
bereits 141.594 ha (+8,5 % gegenüber 2004). Der gesamte Anteil an Biobetrieben beträgt bereits 12,9 %.
Einen Rückgang gab es hingegen bei den Bergbauernbetrieben (insgesamt 72.340) um 1,6 % und bei den Höfen
mit Milchquoten (48.474) um 5,8 %. Die auf die Betriebe zugeteilte Milchquote blieb im Bundesgebiet in etwa gleich,
wenn auch regional sehr unterschiedliche Entwicklungen gegeben sind.
Verbesserung der Einkommenssituation
Im Jahr 2005 hat sich die Einkommenssituation im Durchschnitt der Betriebe verbessert. Die Einkünfte aus der
Land- und Forstwirtschaft je Betrieb sind mit 19.843 Euro um 2,3 % höher als 2004; je nicht entlohnter Arbeitskraft
(nAK) waren es 14.996 Euro (+5 %). Im wesentlichen sei dies auf den Anstieg bei den öffentlichen Förderungen
(Betriebsprämie, Rückvergütung für den Agrardiesel, Erhöhung der Milchprämie und
die stärkere Inanspruchnahme des ÖPUL) sowie auf die bessere Ertragssituation bei Schweinen und Rindern
zurückzuführen.
Im Unterschied zur durchschnittlichen guten Entwicklung wiesen die Auswertungen nach Betriebsformen bei den Einkünften
erhebliche Differenzierungen auf. Die mit Abstand größte Verbesserung bei den Einkünften aus Land-
und Forstwirtschaft verzeichneten die Veredelungsbetriebe (+17 %), gefolgt von den Futterbaubetrieben (+11 %),
den landwirtschaftlichen Gemischtbetrieben (+9 %) und den Betrieben mit 25 % bis 50 % Forstanteil (+8 %) sowie
mit über 50 % Forstanteil (+4 %). Demgegenüber erlitten die Dauerkulturbetriebe nach zwei guten Jahren
eine Einbuße von 37 % und die Marktfruchtbetriebe von 8 %.
Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft aller Bergbauernbetriebe im Jahr 2005 waren mit 19.568 Euro um
11 % höher als im Vorjahr. Die kräftigste Steigerung erzielten die Betriebe der Berghöfekataster-Gruppe
3 mit plus 19 %. Bei den Nichtbergbauern war im Vergleich ein Einkommensrückgang von 5 % gegeben, sodass sich
der Einkommensabstand zu diesen im Vergleich zu 2004 spürbar auf 3 % verkleinert hat. Die Einkünfte aus
Land- und Forstwirtschaft bei den Biobetrieben erreichte mit 21.566 Euro je Betrieb ein Einkommenszuwachs von 5
% gegenüber dem Vorjahreswert. Aufgrund des günstigeren Verhältnisse zwischen Aufwand und Ertrag
lagen die Einkünfte um fast 9 % über dem Durchschnitt aller Betriebe.
In der EU-25 ist das landwirtschaftliche Einkommen je Arbeitseinheit 2005 um 5,6 % gesunken (Anstieg 2004: +3,3
%). Die stärksten Zunahmen waren in Litauen (+24,6 %) und Irland (+16,5 %) zu verzeichnen. Die deutlichsten
Rückgänge gab es in Portugal (-12,0 %) und der Slowakei (-10,6 %). 80 % der Betriebe nehmen am ÖPUL-Programm
teil
Die Förderungen für die österreichische Land- und Forstwirtschaft
betrugen im Jahr 2005 insgesamt 2.420 Mio. Euro (+9 % zu 2004). Davon finanzierte die EU 59 %, der Bund 20 % und
die Länder 21 %. Es sind im wesentlichen budgettechnische Gründe, die zu diesem Anstieg geführt
haben, erläutern die Autoren. So wurden im Jahr 2005 sowohl die Tierprämien (im Februar) als auch erstmalig
die Betriebsprämie (im Dezember) ausbezahlt. In Österreich entfallen 42 % der Mittel auf die 1. Säule
der gemeinsamen Agrarpolitik (vor allem die Betriebs-, Flächen-, Tier- und Produktprämien) und 58 % auf
die 2. Säule (Ländliche Entwicklung).
Im Rahmen der ersten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wurden für 132.554 Betriebe insgesamt 660
Mio. Euro ausbezahlt. An Betriebsprämie wurde 2005 für 130.960 Betriebe 497 Mio. Euro überwiesen.
Insgesamt 80.123 Betriebe haben 2005 noch Tierprämien erhalten (Mutterkuh- und Schlachtprämie). Die Auszahlungen
dafür beliefen sich auf rund 98 Mio. Euro. Im Rahmen der zweiten Säule der GAP sind für 141.847
Betriebe insgesamt 995 Mio. Euro und an 2.514 sonstige Förderwerber insgesamt 57 Mio. Euro ausbezahlt worden.
Am Umweltprogramm (ÖPUL) nahmen 133.096 Betriebe mit einer LF von 2,25 Mio. ha teil (ohne Almen). Das sind
80 % aller Betriebe bzw. 88 % der gesamten LF in Österreich. Für die insgesamt 32 angebotenen Maßnahmen
wurden 654 Mio. Euro ausbezahlt.
Mit der Ausgleichszulage wurden 104.400 Betriebe, davon 72.340 Bergbauernbetriebe, mit insgesamt 275 Mio. Euro
unterstützt. Die von den AZ-Betrieben bewirtschaftete Fläche macht 1,55 Mio. ha aus (ohne Almen), das
sind bei dieser Maßnahme 65 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche.
EU und WTO
Im Jahr 2005 erfolgte die erstmalige Auszahlung der Betriebsprämie. Die Bezieher von Marktordnungs-Direktzahlungen
sind ab 2005 verpflichtet, bestimmte Grundanforderungen an die Betriebsführung zu erfüllen. Das neue
Programm für die Entwicklung des ländlichen Raumes 2007 bis 2013 ist fertig und wurde bei der EU-Kommission
eingereicht, der Programmstart ist mit 2007 vorgesehen. Im Rahmen der WTO-Verhandlungen wurden intensive Gespräche
auf technischer Ebene geführt. |