Die OeNB über Entwicklungen im Bereich der Finanzstatistiken im Jahr 2006
Wien (oenb) - In einer Pressekonferenz präsentierte Mag. Dr. Peter Zöllner, Mitglied des
Direktoriums der Oesterreichischen Nationalbank, Daten zur Entwicklung der Geschäftstätigkeit der österreichischen
Banken im Umfeld steigender Zinssätze.
Anstieg bei den Kundenzinssätzen im Einlagen- und Kreditbereich
In Folge der Leitzinserhöhungen, die die EZB zwischen Dezember 2005 und Dezember 2006 durchführte, gab
es laut Direktor Zöllner bei den Kundenzinssätzen der österreichischen Banken im Jahr 2006 deutliche
Anstiege. Im Neugeschäft wurden die Leitzinsanhebungen bei Einlagen vollständig, bei Krediten weitgehend
weitergegeben, wobei private Haushalte insbesondere bei Wohnbaukrediten von einer wettbewerbsbedingt langsameren
Weitergabe der Zinssätze profitierten.
Eine Betrachtung der Zinssätze über den aushaftenden Gesamtbestand zeigte, dass der Zinsvorteil, den
Österreichs Kreditnehmer gegenüber dem Durchschnittskunden im Euroraum hatten, aufgrund des hohen Anteils
variabel verzinster Kredite in Österreich im Laufe des Jahres 2006 geringer wurde. Dies zeigte sich auch im
Vergleich zu unserem Nachbarn Deutschland, wo der Anteil der fix verzinsten Kredite weitaus höher ist. Die
Zinsvorteile für Österreichs Kunden, die im Dezember 2005 in den verschiedenen Kreditkategorien zwischen
1,10 und 1,52%-Punkten betrugen, halbierten sich bis Dezember 2006 auf 0,55 bis 0,71%-Punkte.
Bei Einlagenzinssätzen gab es über den Gesamtbestand bei kurzfristiger Bindung zwar auch deutliche Anstiege,
bei Einlagen von über 2 Jahren Laufzeit gab es im Jahr 2006 aber sogar einen geringen Rückgang. Direktor
Zöllner zeigte auf, dass diese – auch im Euroraum beobachtbare – Entwicklung auf die unterschiedliche Produktstruktur
bei Einlagen zurückzuführen ist, wobei in Österreich insbesondere länger zinsgebundene Einlagen
aber auch die langsame Zinsanpassung bei Bauspareinlagen als Hauptgründe zu nennen sind.
Zinsgeschäft verliert an Bedeutung
Die unterschiedliche Entwicklung bei Einlagen und Kreditzinssätzen zeigte sich auch bei der Zinsspanne,
die 2006 geringfügig größer geworden ist. „Trotz des leicht steigenden Nettozinsertrags resultieren
mittlerweile allerdings nur mehr 43% der Betriebserträge aus dem Zinsgeschäft“, ergänzte Direktor
Zöllner. Hauptverantwortlich für den Anstieg der Betriebserträge der österreichischen Banken
waren vor allem die Erträge aus Wertpapieren und Beteiligungen sowie das Provisionsgeschäft. Da sich
die Betriebsaufwendungen deutlicher erhöhten (7,3%) als die Betrieberträge (5,8%), verschlechterte sich
die Cost Income Ratio geringfügig auf 65%. Dennoch erhöhte sich das unkonsolidierte Betriebsergebnis
der österreichischen Banken 2006 um rund 3%.
Die unkonsolidierte Gesamtbilanzsumme aller österreichischen Banken erreichte Ende 2006 knapp 800 Mrd Euro.
Treibende Kraft für das Wachstum (knapp 10%) war – wie auch bereits in den Vorjahren – das sehr dynamische
Auslandsgeschäft. Der Anteil des Geschäftes mit dem Ausland an der gesamten unkonsolidierten Bilanzsumme
der heimischen Banken stieg von 33,1% (2005) auf 34,6%.
Fremdwährungskredite verlieren an Popularität
Das Kreditgeschäft wies mit einem Plus von 4,5% eine ähnliche Wachstumsrate wie 2005 auf. Die Nachfrage
nach Fremdwährungskrediten war allerdings 2006 deutlich geringer als in den Jahren zuvor. Während bei
Euro-Krediten im Jahr 2006 ein Wachstum von 6,3% verzeichnet werden konnte, gab es bei Fremdwährungskrediten
verglichen mit den letzten Jahren eine Stagnation. Die nominelle Veränderung betrug –2,4%, um Wechselkurseffekte
bereinigt gab es noch einen leichten Anstieg (+1,6%). Vor allem nichtfinanzielle Unternehmen nutzten den wechselkursbedingt
günstigen Zeitpunkt zum Umstieg von CHF in den Euro, während private Haushalte noch verstärkt Fremdwährungskredite
aufnahmen. Bei den nach wie vor dominierenden CHF-Krediten gab es mit 47,5 Mrd Euro eine Stagnation auf hohem Niveau.
Der Anteil der von Österreichs Banken vergebenen CHF-Kredite an jenen im gesamten Euroraum stieg trotzdem
weiter auf den Rekordwert von knapp 45%.
Investmentfonds entwickeln sich dynamischer als Einlagen
Spareinlagen blieben im Jahr 2006 nach wie vor die bedeutendste Einlagenkategorie, auch wenn deren Anteil an allen
Einlagen sank. Im Bereich der Sichteinlagen bauten die in Österreich tätigen Direktbanken 2006 ihren
Marktanteil auf mehr als 6% aus, was fast einer Verdoppelung gleichkam. Laut Direktor Zöllner zeigt ein Vergleich
des veranlagten Kapitals von inländischen Nichtbanken in Investmentfonds mit Einlagen, dass das Volumen der
Einlagen mit rund 231 Mrd Euro nach wie vor mehr als doppelt so hoch ist wie das von inländischen Nichtbanken
in Investmentfonds veranlagte Kapital (105 Mrd Euro). Das Wachstum verlief in den letzten vier Jahren bei Investmentfonds
allerdings deutlich dynamischer (+47,4%) als bei Einlagen (+15,1%).
Mehr Mitarbeiter – weniger Bankstellen
Während in den letzten zwei Jahren wieder ein Anstieg bei den österreichischen Bankmitarbeitern (um 3,3%
auf 77.661) zu verzeichnen war, sank die Anzahl der in Österreich tätigen Banken langsam aber kontinuierlich.
Ende 2006 waren 871 Hauptanstalten und 4.279 Zweigstellen in Österreich tätig. Die Bankstellendichte
ist in Österreich mit 1.605 Einwohner pro Bankstelle allerdings im internationalen Vergleich nach wie vor
sehr hoch.
Auslandstöchter trugen überproportional zu den Konzernergebnissen bei
Obwohl die Zahl der konsolidierten Auslandstöchter von in Österreich ansässigen Banken mit
Stichtag 31.12.2006 um ein Institut auf 80 zurückging, wies Direktor Zöllner darauf hin, dass der Anteil
der Auslandstöchter an der Bilanzsumme der entsprechenden Bankkonzerne von 18,0% im Jahr 2004 auf 24,5%
im Jahr 2006 wuchs. Der Anteil am Betriebsergebnis der Bankkonzerne steigt mittlerweile sogar auf 45,2%. „Das heißt,
dass bei entsprechender Fortschreibung des Trends bald die Hälfte der Gewinne von Auslandstöchtern stammt“
resümierte Direktor Zöllner. |