100 Jahre Urologen-Kongress: Doppel-Präsidentschaft zum Jubiläum  

erstellt am
27. 03. 07

Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. in Wien
Münster/Wien (dgu) - Vor 100 Jahren begingen sie ihren ersten Kongress in Wien: Fast auf den Tag genau ein Jahrhundert später tagen die Deutschen Urologen vom 3. bis 6. Oktober 2007 wieder in der Kaiserstadt. An der Spitze der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) und ihres Jubiläums-Kongresses im Austria Center Vienna steht der renommierte Münsteraner Urologe Professor Dr. Lothar Hertle.

„Als amtierender DGU-Präsident obliegen mir Organisation und Leitung unserer Jahrestagung, die wir aus historischem Anlass in Wien und erstmals in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie durchführen. Wir freuen uns, bei unseren österreichischen Kollegen zu Gast sein zu dürfen“, so der Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie am Universitätsklinikum Münster. An seiner Seite präsidiert der Wiener Urologe Professor Dr. Walter Stackl. „Die Entscheidung 2007 erneut in Wien zu tagen, zeigt, dass sich der schon damals enge Kontakt zwischen den deutschen und den österreichischen Urologen in den letzten hundert Jahren intensiviert hat“, sagt der Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie (ÖGU) und Vorstand der urologischen Abteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung Wien. “In den 100 Jahren gab es einen intensiven Austausch zwischen den beiden Ländern. Viele junge Kollegen aus Österreich verbrachten Ausbildungsjahre an deutschen Kliniken, manche von ihnen sind auch mit akademischer und klinischer Karriere in Deutschland geblieben und haben unser Fach nachhaltig geprägt“, unterstreicht Professor Stackl. Zurzeit sind 106 Urologen aus Österreich Mitglied der DGU. Zahlreiche Österreicher nehmen regelmäßig als Vortragende oder Moderatoren an den deutschen Urologen-Kongressen teil.

„Zum Jubiläumskongress nach Wien laden wir selbstverständlich auch Urologen aus den ehemaligen Kronländern ein, denn 1907 erstreckte sich die Österreichisch-Ungarische Monarchie im Osten bis in die heutige Ukraine, Polen und Rumänien, im Süden bis Bosnien, Kroatien und Italien und im Norden bis nach Tschechien. Deutsche Siedlungsgebiete waren über das gesamte Gebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie verteilt. Noch heute leben in den Staaten Mittel-, Ost- und Südeuropas sowie in Russland und in den GUS-Staaten noch rund zwei Millionen Deutsche. Die meisten dieser ehemaligen Kronländer sind jetzt Mitglieder der Europäischen Union. Auch diese Zusammenhänge werden den Kongress in Wien prägen“, so der ÖGU-Präsident.

Waren es anno 1907 noch 236 der damals insgesamt 250 Mitglieder der DGU, die im Jahr nach der Gründung ihrer medizinischen Fachgesellschaft ihren ersten - von Professor Dr. Ritter von Frisch organisierten - Kongress besuchten, so werden heute bis zu 6000 Teilnehmer erwartet. Es ist der numerisch 59. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V., da nicht in jedem Jahr getagt wurde. Die Fachgesellschaft zählt inzwischen über 4000 Mitglieder. „Angesichts des Jubiläums-Kongresses sollten wir Urologen durchaus einmal mit Stolz auf unsere Geschichte zurückblicken. Natürlich beschäftigen uns vorrangig die Tagesprobleme. Das Gesundheitswesen ist ja sozusagen eine wogende Baustelle in unserem Medizinerleben. Der Anpassungsdruck durch die Gesetzgebung ist enorm. Überlastung und Frustration sind im niedergelassenen Bereich und auch in den Krankenhäusern groß. Um so mehr sollten wir uns deshalb auf unsere Tradition besinnen. Es ist mir ein besonderes Anliegen, noch einmal deutlich zumachen, dass wir seit der Abspaltung vom großen Mutterfach, der Chirurgie, als relativ junges Fach im letzten Jahrhundert eine eigene Identität und große wissenschaftliche Fortschritte errungen haben“, betont DGU-Präsident Professor Hertle. Eine umfangreiche historische Ausstellung auf dem Wiener Kongress wird dieser Entwicklung Rechnung tragen.

Das Tagungsprogramm bestimmen indes wissenschaftliche Fortschritte in der Urologie - wie neue Medikamente bei der Behandlung von Nierenkrebs. „Auf diesem Gebiet haben wir jetzt zunehmend mehr und bessere Informationen“, so Professor Hertle. In der Diskussion ist auch weiterhin die Früherkennungs-Problematik beim Prostatakrebs. Insgesamt, so der Münsteraner Urologe, werde der Kongress natürlich die komplette Bandbreite der Urologie abdecken. Sein ganz persönliches Augenmerk gilt der Bedeutung der urologischen Spezialgebiete: „Die Nebengebiete spielen in unserem Fach eine besondere Rolle, die wir nicht aus den Augen verlieren sollten.“ So werden die Themen Kinderurologie, Neurourologie und Andrologie, die sich mit speziellen Erkrankungen der Männer beschäftigt, deutlich stärker als auf bisherigen Kongressen vertreten sein. „Darüber hinaus werden wir auch unsere Kompetenz in der weiblichen Urologie, beginnend beim einfachen Harnwegsinfekt über Inkontinenz-Behandlung bis zu Sexualfunktionsstörungen der Frau betonen“, sagt Professor Stackl. Ebenfalls auf dem Kongressprogramm: Neue Techniken in der Urologie, wie Endoskopie und Laparoskopie. „Sie sollen aber nicht nur in Hinblick auf deren Innovation betrachtet werden, sondern wir werden in Zukunft immer öfter kritisch fragen müssen, ob diese Neuerungen einen wirklichen Fortschritt darstellen oder nur das gleiche Ziel zu einem wesentlich höheren Preis anstreben“, regt der Wiener Urologe an.

Neben dem internationalen Wissenschafts-Austausch unter Experten leistet der Kongress auch breite Information. „Lebensstil und Umwelteinflüsse, insbesondere das Rauchen, und deren Zusammenhang mit urologischen Erkrankungen müssen wir unseren Patienten und der Bevölkerung immer wieder nahe bringen“, formuliert Österreichs Tagungspräsident Professor Stackl. Prävention und Früherkennung sind deshalb die Themen einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Rahmen des 59. DGU-Kongresses. „Solche Patientenforen sind meiner Meinung nach aus mehreren Gründen wichtig. Sie sind ein gutes Instrument, das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung zu stärken und einen Rahmen zu bieten, in dem man anonym Fragen an Experten stellen kann. In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die Bedeutung der Selbsthilfegruppen hinweisen, welche einen großen Stellenwert als Instrument der Qualitätskontrolle haben. Es muss ebenfalls betont werden, dass Vorsorgeuntersuchungen nicht nur das Ziel haben, eine Krankheit rechtzeitig zu erkennen, sondern dass es auch für die Befindlichkeit wichtig ist, zu wissen, dass man gesund ist. Man kann einem Mann mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit mitteilen, dass er kein Prostatakarzinom hat. Diese gefühlte Sicherheit stellt ein starkes Argument für Vorsorgeuntersuchungen dar“, sagt Kongress-Präsident Stackl.

Wie alle Kongress-Vorsitzenden ist selbstverständlich auch das diesjährige Präsidenten-Duo in puncto Rahmenprogramm gefordert. Und das verspricht in Österreichs Hauptstadt natürlich jede Menge Wiener Charme – inklusive Walzer beim abschließenden Ball im Wiener Rathaus. Fast wie vor 100 Jahren.

Informationen: http://www.dgu-kongress.de/
 
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