"Dichter als Eiserner Vorhang"
Seoul / Wien (hofburg) - Bundespräsident Heinz Fischer hat am 03.04. seinen Staatsbesuch in
Südkorea mit einer Besichtigung der entmilitarisierten Zone an der Demarkationslinie zu Nordkorea fortgesetzt.
Österreich habe aus eigener Erfahrung den Eisernen Vorhang gekannt, der Staaten und Menschen trennte. Dieser
sei jedoch "nicht vergleichbar mit der Dichtheit der Grenze", die die koreanische Halbinsel "chirurgisch
getrennt" habe, so Fischer anschließend gegenüber österreichischen Journalisten. Koreanische
Familien seien "von einem Augenblick auf den anderen" radikal auseinander gerissen worden. "Und
dies alles dauert schon mehr als 50 Jahre, länger als der Eiserne Vorhang in Europa Bestand hatte."
Die vier Kilometer breite entmilitarisierte Zone zwischen den beiden koreanischen Staaten war durch den Waffenstillstand
geschaffen worden, der 1953 den Korea-Krieg beendete. Während des drei Jahre dauernden Krieges waren Millionen
Menschen getötet oder verwundet worden. Bei seinem Gespräch mit dem südkoreanischen Präsidenten
Roh Moo-hyun am Montag hatte Fischer darauf hingewiesen, dass Österreich als ein nach dem Zweiten Weltkrieg
ebenfalls geteiltes Land die Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel mit großem Interesse verfolge. Er
wünsche den beiden koreanischen Staaten Erfolg bei der Annäherung, und er hoffe, dass Fragen wie der
Atomkonflikt mit Nordkorea erfolgreich und friedlich gelöst werden können. Fischer gewann bei seinen
Gesprächen in Seoul den Eindruck, dass ein verstärktes europäisches Engagement in dieser Frage positiv
aufgenommen werden würde.
Nach seinem Besuch an der Grenze nahm Fischer an einem von den vier größten südkoreanischen Wirtschaftsverbänden
gegebenen Mittagessen in Seoul teil. Der Präsident der Wirtschaftsvereinigung KITA, Lee Hee-bum, unterstrich,
dass das Handelsvolumen zwischen Südkorea und Österreich im Vorjahr 1,6 Milliarden Dollar (1,197 Mrd.
Euro) betragen habe und 80.000 südkoreanische Touristen Österreich besuchten. Ein Freihandelsabkommen
zwischen der EU und Südkorea, der zwölfstärksten Wirtschaftsmacht weltweit, würde "ein
stabileres Wirtschaftswachstum ermöglichen".
Auch Fischer betonte in seiner kurzen Ansprache, dass ein Freihandelsabkommen der Union mit Südkorea "von
Vorteil für beide Seiten" sein werde. Österreich werde die Gespräche über ein derartiges
Abkommen, die noch im ersten Halbjahr 2007 starten könnten, "eindeutig unterstützen". Wirtschaftskammerpräsident
Christoph Leitl unterstrich, dass die österreichische Wirtschaft einen Schwerpunkt auf Umweltschutz, erneuerbare
Energie und nachhaltige Entwicklung legen werde und auf diesen Gebieten auch viel Expertise und Knowhow anzubieten
habe.
Am Nachmittag des 03.04. (Ortszeit) traf der Bundespräsident mit dem südkoreanischen Parlamentspräsidenten
Lim Chae-jung zusammen. Das Staatsoberhaupt wird auf seiner Südkorea-Reise auch von Abgeordneten aller im
Parlament vertretenen Parteien begleitet.
Quelle: APA |