In die Hoffnung auf Bärennachwuchs 2007 mischt sich Sorge um akut
bedrohten heimischen Bestand
Wien (wwf) - Wegen der ungewöhnlich milden Temperaturen haben einige der heimischen Braunbären
heuer auf ihre gewohnte Winterruhe verzichtet. So befand sich der sechsjährige "Moritz" beinahe
durchgehend auf Nahrungssuche in den Wäldern Oberösterreichs. Doch nicht die Klimawandel bedingten Wetterkapriolen
machen den Petzen zu schaffen. "Was uns beim WWF große Sorge bereitet ist, dass es derzeit viel zu wenige
Jungbären gibt. Wenn dieser Trend anhält, wird es schon bald keine Bären mehr in Österreich
geben", erklärt Bärenprojektleiter Christoph Walder. Deshalb soll nun die Überwachung der Braunbären
verstärkt werden, um aufschlussreiche Daten über den Zustand der Tiere zu erhalten und das Verschwinden
des Bärennachwuchses aufzuklären.
Die heimischen Bären pflanzen sich seit 1991 nachweislich fort: Seit Beginn des Wiederansiedlungsprojekts
des WWF im Jahr 1989 wurden 31 Tiere in Österreich geboren. Leider sind in den letzten Jahren mindestens 14
Bären verschwunden. Dem WWF fehlt jede Kenntnis über ihr Schicksal. Von den insgesamt rund 30 vom WWF
in all diesen Jahren begleiteten Bären sind aktuell nur noch fünf tatsächlich genetisch nachweisbar.
Eine Besenderung - vor allem der Jungbären - wäre eine geeignete Möglichkeit, eine bessere Erforschung
und Überwachung der Bären zu gewährleisten.
Doch nicht nur die Anzahl der Jungen ist für die langfristige Sicherung einer lebensfähigen Bärenpopulation
ausschlaggebend. Auch große und zusammenhängende Gebiete, wie sie die ehemalige Nord-Süd-Wanderroute
von Slowenien über den Süden Österreichs bis ins Ötschergebiet bot, müssen wieder zugänglich
gemacht werden. Die Schaffung und Sicherung dieser Wanderkorridore, etwa durch Grünbrücken über
Autobahnen und Schnellstraßen, ermöglichen es den Bären, ausreichend Nahrung und Fortpflanzungspartner
zu finden. "Die Lebensraumvernetzung ist für eine bessere genetische Vermischung zwischen der österreichischen
und der slowenischen Population unverzichtbar", erklärt der Sachverständige für Bärenfragen,
Dr. Georg Rauer. "Der 1993 im Ötschergebiet angesiedelte 'Djuro' paart sich mittlerweile bereits mit
seiner Enkeltochter."
Der WWF arbeitet in der "Koordinierungsstelle für Bärenfragen" seit vielen Jahren eng mit den
Jagd- und Naturschutzbehörden der Bundesländer und dem Lebensministerium zusammen. Um ein möglichst
konfliktfreies Nebeneinander von Mensch und Bär zu ermöglichen, regelt ein gemeinsam entwickelter Managementplan
alle Belange des Zusammenlebens. Die Jägerschaften leisten dabei einen wichtigen Beitrag, indem sie die Abgeltung
von Schadensfällen übernehmen.
Das Wildtier Bär unterliegt als prioritäre Art den strengen Schutzkriterien der europäischen Fauna-Flora-Habitat
Richtlinie und ist in Österreich zusätzlich in den Jagd- bzw. den Naturschutzgesetzen der Länder
geschützt. "Es liegt daher letztendlich auch in der Verantwortung der Behörden, sich für eine
sichere Zukunft der heimischen Bären einzusetzen", so Walder. "Gerade angesichts der äußerst
sensiblen, kleinen Population in Österreich bedarf es einer Fortsetzung der engen und guten Zusammenarbeit
all jener, die sich für den Schutz des Bären einsetzen." |