Bundespräsident Fischer trifft Präsidenten Südkoreas in Seoul  

erstellt am
03. 04. 07

Wirtschaftsbeziehungen sollen intensiviert werden
Seoul (hofburg) - Der südkoreanische Präsident Roh Moo-hyun hat sich "nach dem guten Verlauf" der Freihandelsgespräche seines Landes mit den USA optimistisch gezeigt, dass solche Gespräche Südkoreas mit der EU noch "innerhalb des ersten Halbjahres" starten könnten. Roh erklärte dies bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundespräsident Heinz Fischer am 02.03. in Seoul nach einer ausführlichen Unterredung der beiden Staatsoberhäupter. Fischer zeigte sich von den positiven Auswirkungen des Abschlusses mit den USA auf die kommenden Freihandelsgespräche mit der Union überzeugt und befürwortete auch eine verstärkte Investitionstätigkeit österreichischer Unternehmen in Südkorea. Die Tatsache, dass die ostasiatische Industrienation bereits heute der viertgrößte Überseehandelspartner Österreichs sei, stelle eine "solide Basis für die künftige Zusammenarbeit dar", betonte Fischer. Er besucht Südkorea als erster österreichischer Bundespräsident. Roh und Fischer schritten beim Empfang vor dem Präsidentenpalast gemeinsam eine Ehrenparade. Die Gardisten in ihren teil historischen Uniformen, untermalt mit Musik auf traditionellen Instrumenten, boten ein äußerst farbenprächtiges Bild.

Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl (WKO) betonte anschließend vor der Presse, es sei wichtig, bald Freihandelsgespräche mit Südkorea aufzunehmen, da die Europäer im Vergleich mit den USA auf dem südkoreanischen Markt "sonst gravierende Nachteile" zu erwarten hätten. Wie Fischer befürwortete auch Leitl vermehrte Exportanstrengungen nach Südkorea sowie in Richtung asiatischer Markt im Allgemeinen, wo nur sieben Prozent des österreichischen Außenhandelsvolumens erzielt würden. Bis 2010 wolle die WKO das Exportvolumen, das derzeit rund 500 Millionen Euro betragende Exportvolumen nach Südkorea auf eine Milliarde Euro verdoppeln.

Roh betonte in der Pressekonferenz mit Fischer, die Zusammenarbeit und der Dialog in der österreichischen Innenpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg könne auch Vorbildwirkung auf der koreanischen Halbinsel haben. Fischer ergänzte, dass auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) durch ihre vertrauensbildende Wirkung auf ehemals einander feindlich gesinnte Staaten positive Auswirkungen auf das Verhältnis der beiden koreanischen Staaten haben könnte. Österreich habe schon "sehr früh" diplomatische Beziehungen zu Süd- und Nordkorea aufgenommen und verfolge als ein "nach dem Krieg geteiltes Land" die dortige Entwicklung mit "großem Interesse".

Den Sechsergesprächen zur Lösung des Atomstreits mit Nordkorea wünschte Fischer "besten Erfolg", diese Frage könne nur "gewaltfrei und friedlich" gelöst werden. Südkorea hat laut Fischer an einem Kollaps oder Regimewechsel in Nordkorea kein Interesse, wie er anschließend vor österreichischen Journalisten betonte. Sein südkoreanischer Amtskollege habe ihm versichert, man wünsche intensivere Kontakte sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf menschlicher Ebene zum nördlichen Nachbarn.

Wie beide Präsidenten scherzhaft bemerkten, ist der einzige Punkt, bei dem man nicht einer Meinung sei, der Ort der Olympischen Winterspiele 2014. Beide Länder haben sich um die Austragung beworben, die Entscheidung soll im Sommer fallen. Roh entschuldigte sich schließlich bei Fischer dafür, dass die österreichische Delegation durch die Freihandelsverhandlungen mit den USA, die in Fischers Hotel, dem "Grand Hyatt", stattfanden, "Unannehmlichkeiten" hatte. Montag Vormittag gab es eine Bombendrohung gegen das Hotel, Sprengsatz wurde allerdings keiner gefunden. Am Sonntag hatte sich ein Demonstrant in der Nähe des Hotels angezündet, konnte aber durch Polizeibeamte gerettet werden. Inzwischen hat sich die Polizeipräsenz vor dem Hotel wesentlich verringert.

Fischer hatte Montag früh auf dem Nationalfriedhof in Seoul einen Kranz niedergelegt und anschließend die Firma Samsung Electronics besucht. Die Elektroniksparte ist der wichtigste Zweig des südkoreanischen Mischkonzerns, dessen jährliche Steuerzahlungen acht Prozent der südkoreanischen Staatseinnahmen ausmachen.

Die Frau des Bundespräsidenten, Margit Fischer, besuchte am Montagnachmittag den Wohnort der aus Österreich stammenden Franziska Donner, der Frau des ersten Präsidenten der Republik Korea, Syngman Rhee. Sie starb 1992 in Seoul.

Den Bundespräsidenten begleiten von Regierungsseite Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll (V), Wissenschaftsminister Johannes Hahn (V), Bildungsministerin Claudia Schmied (S) sowie die Staatssekretäre Hans Winkler, Christa Kranzl (S) und Christine Marek (V). Auch Parlamentarier aller im Parlament vertretenen Parteien sowie eine Wissenschafts- und Kulturdelegation schlossen sich dem Besuch Fischers an.
 
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