Wirtschaftsbeziehungen sollen intensiviert werden
Seoul (hofburg) - Der südkoreanische Präsident Roh Moo-hyun hat sich "nach
dem guten Verlauf" der Freihandelsgespräche seines Landes mit den USA optimistisch gezeigt, dass solche
Gespräche Südkoreas mit der EU noch "innerhalb des ersten Halbjahres" starten könnten.
Roh erklärte dies bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundespräsident Heinz Fischer am 02.03.
in Seoul nach einer ausführlichen Unterredung der beiden Staatsoberhäupter. Fischer zeigte sich von den
positiven Auswirkungen des Abschlusses mit den USA auf die kommenden Freihandelsgespräche mit der Union überzeugt
und befürwortete auch eine verstärkte Investitionstätigkeit österreichischer Unternehmen in
Südkorea. Die Tatsache, dass die ostasiatische Industrienation bereits heute der viertgrößte Überseehandelspartner
Österreichs sei, stelle eine "solide Basis für die künftige Zusammenarbeit dar", betonte
Fischer. Er besucht Südkorea als erster österreichischer Bundespräsident. Roh und Fischer schritten
beim Empfang vor dem Präsidentenpalast gemeinsam eine Ehrenparade. Die Gardisten in ihren teil historischen
Uniformen, untermalt mit Musik auf traditionellen Instrumenten, boten ein äußerst farbenprächtiges
Bild.
Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl (WKO) betonte anschließend vor der Presse, es sei wichtig,
bald Freihandelsgespräche mit Südkorea aufzunehmen, da die Europäer im Vergleich mit den USA auf
dem südkoreanischen Markt "sonst gravierende Nachteile" zu erwarten hätten. Wie Fischer befürwortete
auch Leitl vermehrte Exportanstrengungen nach Südkorea sowie in Richtung asiatischer Markt im Allgemeinen,
wo nur sieben Prozent des österreichischen Außenhandelsvolumens erzielt würden. Bis 2010 wolle
die WKO das Exportvolumen, das derzeit rund 500 Millionen Euro betragende Exportvolumen nach Südkorea auf
eine Milliarde Euro verdoppeln.
Roh betonte in der Pressekonferenz mit Fischer, die Zusammenarbeit und der Dialog in der österreichischen
Innenpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg könne auch Vorbildwirkung auf der koreanischen Halbinsel haben. Fischer
ergänzte, dass auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) durch ihre vertrauensbildende
Wirkung auf ehemals einander feindlich gesinnte Staaten positive Auswirkungen auf das Verhältnis der beiden
koreanischen Staaten haben könnte. Österreich habe schon "sehr früh" diplomatische Beziehungen
zu Süd- und Nordkorea aufgenommen und verfolge als ein "nach dem Krieg geteiltes Land" die dortige
Entwicklung mit "großem Interesse".
Den Sechsergesprächen zur Lösung des Atomstreits mit Nordkorea wünschte Fischer "besten Erfolg",
diese Frage könne nur "gewaltfrei und friedlich" gelöst werden. Südkorea hat laut Fischer
an einem Kollaps oder Regimewechsel in Nordkorea kein Interesse, wie er anschließend vor österreichischen
Journalisten betonte. Sein südkoreanischer Amtskollege habe ihm versichert, man wünsche intensivere Kontakte
sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf menschlicher Ebene zum nördlichen Nachbarn.
Wie beide Präsidenten scherzhaft bemerkten, ist der einzige Punkt, bei dem man nicht einer Meinung sei, der
Ort der Olympischen Winterspiele 2014. Beide Länder haben sich um die Austragung beworben, die Entscheidung
soll im Sommer fallen. Roh entschuldigte sich schließlich bei Fischer dafür, dass die österreichische
Delegation durch die Freihandelsverhandlungen mit den USA, die in Fischers Hotel, dem "Grand Hyatt",
stattfanden, "Unannehmlichkeiten" hatte. Montag Vormittag gab es eine Bombendrohung gegen das Hotel,
Sprengsatz wurde allerdings keiner gefunden. Am Sonntag hatte sich ein Demonstrant in der Nähe des Hotels
angezündet, konnte aber durch Polizeibeamte gerettet werden. Inzwischen hat sich die Polizeipräsenz vor
dem Hotel wesentlich verringert.
Fischer hatte Montag früh auf dem Nationalfriedhof in Seoul einen Kranz niedergelegt und anschließend
die Firma Samsung Electronics besucht. Die Elektroniksparte ist der wichtigste Zweig des südkoreanischen Mischkonzerns,
dessen jährliche Steuerzahlungen acht Prozent der südkoreanischen Staatseinnahmen ausmachen.
Die Frau des Bundespräsidenten, Margit Fischer, besuchte am Montagnachmittag den Wohnort der aus Österreich
stammenden Franziska Donner, der Frau des ersten Präsidenten der Republik Korea, Syngman Rhee. Sie starb 1992
in Seoul.
Den Bundespräsidenten begleiten von Regierungsseite Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll (V),
Wissenschaftsminister Johannes Hahn (V), Bildungsministerin Claudia Schmied (S) sowie die Staatssekretäre
Hans Winkler, Christa Kranzl (S) und Christine Marek (V). Auch Parlamentarier aller im Parlament vertretenen Parteien
sowie eine Wissenschafts- und Kulturdelegation schlossen sich dem Besuch Fischers an. |