NÖ Unternehmen erobern Riesenmarkt Indien  

erstellt am
16. 04. 07

St. Pölten (nöwpd) - Nach Jahren mit eher bescheidenen Zuwachsraten verzeichnen Österreichs Exporte nach Indien in jüngster Vergangenheit einen regelrechten Boom. So sind die Ausfuhren heimischer Unternehmen auf den asiatischen Subkontinent in den ersten drei Quartalen 2006 auf 262 Millionen Euro kräftig in die Höhe geschnellt. Das ist ein Zuwachs um fast ein Drittel gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Dennoch ist das Potential dieses Riesenmarktes aus Sicht der heimischen Wirtschaft noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 570 Milliarden US-Dollar zählt Indien zu den größten Volkswirtschaften der Welt und verfügt auch über eine ständig wachsende Mittelschicht von geschätzten 200 Millionen Konsumenten. Einige niederösterreichische Unternehmen sind in dem südasiatischen Staat bereits sehr erfolgreich geschäftlich tätig.

So wird die Wieselburger Firma Zizala Lichtsysteme, die auf die Produktion vom Scheinwerfern und Leuchten für die Automobilindustrie spezialisiert ist, noch heuer ein Joint Venture mit der branchenverwandten "Neolite Group" aus dem Großraum Neu Delhi gründen. "Wir suchen jetzt gerade eine geeignete Person, die für uns in Indien vor Ort im Management-Board von Neolite mitwirken soll", teilt Zizala-Geschäftsführer Hubert Schuhleitner dem NÖ Wirtschaftspressedienst mit. Das Joint Venture mit dem indischen Beleuchtungsspezialisten soll den Mostviertlern die Tür zum rasant wachsenden Automobilmarkt in Asien aufstoßen.

Das Engagement trägt aber auch zur Standortsicherung in Österreich bei. In Wieselburg beschäftigt Zizala 1.100 Mitarbeiter und ist damit der größte Arbeitgeber im Bezirk Melk. Im Geschäftsjahr 2006 gelang der Gruppe, die seit vergangenem Dezember auch in der Slowakei produziert, ein weiteres Umsatzwachstum von rund neun Prozent auf 185 Millionen Euro.

Nicht im Ballungsraum um die Hauptstadt Delhi, sondern in den Bergen des Himalaya an der Grenze zu Pakistan ist die Seilfirma Teufelberger aus St. Aegyd am Neuwalde tätig. Der Spezialbetrieb aus dem Bezirk Lilienfeld hat für den 145 Meter hohen Baglihar Staudamm am Fluss Chenab, wo Indien ein großes Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 450 Megawatt betreibt, die erforderlichen Kabelkranseile geliefert. Der Chenab - ein Quellfluss des bekannten Indus - durchfließt Kaschmir und ist über 1.200 Kilometer lang.

Die in St. Aegyd erzeugten Tragseile für Staudammprojekte exportiert Teufelberger in die ganze Welt. Der Werk beschäftigt zur Zeit rund 60 Mitarbeiter. In den kommenden Jahren will das Unternehmen rund sechs Millionen Euro in den Ausbau des niederösterreichischen Standortes investieren.

Auch für Logistikbetriebe ist Indien aufgrund seiner Größe naturgemäß ein sehr interessanter Markt. Seit Jahresbeginn 2007 hat die Firma cargo-partner aus Fischamend 13 Niederlassungen auf dem Subkontinent eröffnet. Die niederösterreichischen Logistik-Spezialisten sind jetzt u.a. mit Standorten in den Metropolen Kolkata (Kalkutta), Mumbai (Bombay), Chennai (Madras) und in der Hauptstadt Delhi vertreten.

"Die Expansion nach Indien ist für uns ein weiterer großer und strategisch wichtiger Schritt. Die indische Wirtschaft wird in den kommenden Jahren stark wachsen, im Außenhandel zweistellig. Und auch im Inland gibt es eine starke Nachfrage im Transportgeschäft", erklärt cargo-partner-Vorstandsvorsitzender Stefan Krauter. Das Unternehmen aus Fischamend startet sein Indien-Geschäft vorerst mit 55 Beschäftigten, Ende des Jahres 2007 sollen es bereits 135 sein. Heuer rechnet man mit einem Umsatz zwischen acht und zehn Millionen Euro, 2008 sollen es bis zu 18 Millionen werden.

Das international tätige Transport- und Logistikunternehmen cargo-partner betreibt 50 Standorte in 14 Ländern der Welt und beschäftigt in Europa über 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 2006 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von 230 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hat cargo-partner 330.000 Sendungen verschickt und dabei 514.000 Tonnen See-, 285.000 Tonnen Lkw- sowie 74.000 Tonnen Luftfracht bewältigt.
 
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