Wirtschaftliche Zukunft durch "Lehre mit Matura"  

erstellt am
13. 04. 07

LH Haider: Lehre soll mit anderen Ausbildungsformen gleichberechtigt sein – Regierungsbeauftragter Blum: "Lehre mit Matura" wirkt Facharbeitermangel entgegen
Klagenfurt (lpd) - Die "Lehre mit Matura" stand am Abend des 12.04. im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion in der "LION"-Halle am Klagenfurter Messegelände. Egon Blum, der Regierungsbeauftragte für Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung, sieht darin eine entscheidende Lösung zur Beseitigung des Facharbeitermangels und zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit. Er warnte vor dem Verlust der "betrieblichen Fachelite", ohne die wir unsere Wirtschaft nicht aufrecht erhalten könnten. Lob gab es von Blum für das Kärntner Modell der "Lehre mit Matura". Hier werden ab Herbst für alle Lehrberufe kostenlose Lehrgänge an den Berufsschulen angeboten, die nach vier Jahren in der Berufsreifeprüfung gipfeln.

Landeshauptmann Jörg Haider sagte bei der Diskussion, dass Kärnten die Ausbildung mit der wirtschaftlichen Entwicklung im Land optimal abstimme. Qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung zu haben, sei für Betriebe wichtiger als Förderungen, betonte er. Daher sollte die Lehre gleichberechtigt mit anderen Ausbildungsformen sein. Kärntens Lehrlinge müssten ab Herbst kein eigenes Geld mehr für das Erlangen der Matura setzen. Die Kurse trage das Land aus der Arbeitnehmerförderung. Betriebe, die nicht selbst ausbilden, will Haider zur Beitragszahlung in einen Fonds verpflichtet sehen. Wichtige Bedeutung im Sinne der Berufsvorbereitung und -wahl kommt für ihn dem Kärntner Modell der Gemeinsamen Schule der Sechs- bis 15Jährigen zu, in dem alle Jugendlichen die gleiche Ausgangsposition haben würden.

"Die Erfolge von Morgen gehören denen, die bereit sind, etwas zu tun", sagte Regierungsbeauftragter Blum. Er zeigte auf, dass wir "am Zenit der 15Jährigen stehen". Deren Zahl wird in den nächsten Jahren rapide abnehmen. Dazu kommt, dass sich immer mehr Junge – oft gesellschaftlich motiviert – für die Schule statt Lehre entscheiden. Nachdem auch der Ruhestand Tausender Facharbeiter bevorstehe, müsse dringend etwas unternommen werden. Ohne die "betriebliche Fachelite" würde es zu einem Wettbewerbsverlust kommen, der den Verlust von Arbeitsplätzen und Unternehmen bedeuten würde.

"Der Weg kann nur über die 'Lehre mit Matura' gehen", betonte er. Wer diese absolviert, sei "multifunktional einsetzbar", habe die besten Voraussetzungen für ein Studium und sehr gute Jobaussichten. Blum sprach sich zudem für eine "Berufswahl nach Eignung und Neigung" aus. Auch solle man die Fähigkeiten der Jugendlichen möglichst früh erkennen. "Karriere bedeutet nämlich auch Berufserfüllung und Lebensqualität", meinte der Regierungsbeauftragte.

Das Kärntner Modell der "Lehre mit Matura" stellte Berufsschulinspektor Herbert Torta näher vor. Im dualen Ausbildungssystem ist der Lehrling zehn Wochen in der Berufsschule und 30 Wochen im Betrieb. Bei "Lehre mit Matura" verbringt er in diesen 30 Wochen je einen Tag bei den Lehrgängen. Der Betrieb erhält für die Freistellung einen Kostenersatz von 2.500 Euro, erklärte Torta. Zudem muss der Betrieb den Lehrling bis zum Ende der Ausbildung behalten, die sich durch die "Lehre mit Matura" auf vier Jahre verlängert. An den Berufsschulen werden in den Lehrgängen Deutsch, Englisch, Mathematik und ein Fachbereich von Professoren Höherer Schulen unterrichtet. Dazu kommen noch Persönlichkeitsentwicklung, Offenes Lernen und der Europäische Computerführerschein (ECDL). Die Kurse sind für die Lehrlinge kostenlos, lediglich geringe Prüfungsgebühren sind zu entrichten. Alle 270 Lehrberufe sind für die Anmeldung zur "Lehre mit Matura" berechtigt. Bisher gibt es laut Torta auch bereits 50 deklarierte Partnerbetriebe.

An der von Ute Pichler moderierten Podiumsdiskussion nahmen neben Haider, Blum und Torta auch Kelag-Personalchef Wolfgang Bacher, Andreas Wilhelmer von Metallbau Wilhelmer, Reinhold Urschitz von Kostwein, Hotelier Siggi Neuschitzer und "Lehre mit Matura"-Absolventin Angelika Schury teil.
 
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