Molkereien steigerten Umsatz 2006 auf 1,84 Mrd. Euro  

erstellt am
12. 04. 07

Wien (bmlfuw/aiz) - Die österreichischen Molkereien konnten im Jahr 2006 ihre Umsätze um 5% auf EUR 1,84 Mrd. steigern. Die Milchanlieferung lag mit 2,673 Mio. t um 2% über dem Niveau von 2005. Beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) kam es jedoch zu Einbußen, es sank auf 1,1% (2005: 1,5%). Auch der Cash-Flow verringerte sich von 5,4 auf 4,5%. Dies berichtete der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), Günther Geislmayr, am 11.04. bei der Bilanzpressekonferenz. Geislmayr führte die Ergebnis-Entwicklung auf Kostensteigerungen in den Bereichen Energie, Verpackungen und Transport sowie auf höhere Rohmilchpreise zurück. Der Erzeugermilchpreis lag 2006 über dem EU-Niveau, für heuer erwartet die VÖM aufgrund der insgesamt guten Marktlage eine Stabilisierung oder eine leichte Preiserhöhung.

Weniger Frischmilch und mehr Käse im Inland abgesetzt
Während im Jahr 2006 der Inlandskonsum von Milchprodukten verhalten war, konnten die Molkereien auf den Exportmärkten neuerlich zulegen. Die so genannte "weiße Palette" zeigte im abgelaufenen Jahr eine deutliche Verschiebung: Traditionelle Frischmilch verzeichnete laut VÖM eine rückläufige Mengenentwicklung von minus 13,9%, dafür konnte die länger frische ESL-Milch um 39% zulegen. Der Anteil der Haltbarmilch blieb dagegen stabil. Insgesamt zeigte die weiße Palette im Inland einem wertmäßigen Rückgang von 1,9%, mengenmäßig von 3,4%. Eine mengenmäßige Verringerung von minus 3,5% gab es auch bei der bunten Palette (Fruchtjoghurt usw.). Beim Käseabsatz ergab sich im Inland mengenmäßig ein leichter Zuwachs um 0,6% auf 64.800 t und wertmäßig ein stabiles Ergebnis.

"Insgesamt konnten 2006 im Lebensmitteleinzelhandel laut RollAMA Milchprodukte im Wert von EUR 1,3 Mrd. abgesetzt werden. Bei näherer Betrachtung der Vertriebswege im heimischen Handel zeigt sich, dass die Diskonter nach wie vor erheblich zulegen. Neben einer positiven Entwicklung des Biomilchabsatzes und einer stabilen Entwicklung bei anderen Biomilchprodukten entstehen eine Reihe von neuen Vermarktungsschienen für Milch mit speziellen Qualitätskriterien", erläuterte Geislmayr.

Weitere Steigerungen im Außenhandel
Weiterhin sehr erfreulich hat sich im Jahr 2006 die Entwicklung des milchwirtschaftlichen Außenhandels gezeigt. Exporten im Wert von EUR 786 Mio. (+ 8,1%) standen Importe von EUR 424 Mio. (+ 3,5%) gegenüber. Der daraus resultierende positive Außenhandelssaldo konnte auf EUR 362 Mio. um 14% erhöht werden. "Seit dem Jahr 1994 hat sich der Außenhandelssaldo der österreichischen Milchwirtschaft auf das zwanzigfache des Ausgangswertes gesteigert. Mit einer Exportquote von 42,7% und einer Importquote von 23% haben sich die heimischen Molkereien in der EU als wichtige Milchprodukt-Hersteller etablieren können", so der VÖM-Präsident.

Der Export flüssiger Milchprodukte konnte 2006 vor allem durch eine deutliche Zunahme bei Verarbeitungsprodukten auf EUR 213 Mio. (+ 11,8%) angehoben werden. Fermentierte Molkereiprodukte wurden im Wert von EUR 158 Mio. (+ 22%) exportiert, Zuwächse gab es auch bei den Importen um 10% auf nunmehr EUR 45 Mio.

Leichte Zuwächse waren auch bei den Exporten von Butter möglich, sie konnten auf 2.600 t beziehungsweise EUR 9,5 Mio. gesteigert werden. Der Import von Butter blieb mit 13.200 t (- 0,25%) mengenmäßig auf hohem Niveau stabil. Bei diesen Einfuhren handelt es sich insbesondere um Eigenmarken der Handelsketten sowie um Butter für die Verarbeitungswirtschaft.

Käse – wichtigster Exportartikel
Das wichtigste Produkt für den milchwirtschaftlichen Außenhandel ist Käse. Hier konnten die Exporte von 85.000 auf 87.000 t erhöht werden, die Exporterlöse wiesen eine Zunahme um 2,4 % auf. Bei den Importen kam es zu einem mengenmäßigen Rückgang um 5% auf 72.500 t, mit Erlösen von EUR 247 Mio. Nach wie vor exportiert Österreich deutlich mehr und höherwertigeren Käse als importiert wird.

Außenhandel mit neuen Mitgliedsstaaten
Der Außenhandel mit den neuen EU-Mitgliedsstaaten zeigte auch 2006 eine sehr dynamische Entwicklung. Die Exporte konnten um über 30% auf EUR 35,9 Mio. gesteigert werden, bei den Importen wurde ein Zuwachs um 15,9% auf nunmehr EUR 38,6 Mio. errechnet. Österreich ist damit auf gutem Weg, den bestehenden Außenhandelssaldo mit den neuen Mitgliedsstaaten ins Positive zu drehen.

Erzeugerpreise verbessert
"Gut geschlagen haben sich die österreichischen Molkereien im vergangenen Jahr bei den Bauernmilchpreisen. Der Vergleichswert für Milch mit 4,2% Fett und 3,35% Eiweiß exklusive Mehrwertsteuer, ein Wert, der den tatsächlichen Inhaltsstoffen am Nächsten kommt, konnte von 29,29 auf 29,83 Cent/kg erhöht werden. Dagegen waren in Bayern beziehungsweise Deutschland und anderen EU-Ländern durchwegs Preiseinbußen bei den Milchauszahlungspreisen zu verzeichnen", betonte Geislmayr. Dies sei umso bemerkenswerter, weil es im Juli 2006 zu einer neuerlichen Absenkung der Interventionspreise für Magermilchpulver um 5% sowie für Butter um 7% gekommen sei.

Der VÖM-Präsident verwies in diesem Zusammenhang auf den internationalen Milchpreisvergleich der LTO Niederlande. Er kommt für das abgelaufene Jahr auf einen EU-Schnitt von 27,89 Cent pro kg (Basis: 4,2% Fett, 3,35% Eiweiß, ohne Steuern, Anlieferung 350.000 Kilogramm/Jahr). Der österreichische Wert auf gleicher Basis liegt bei 29,83 Cent (+1,94 Cent/kg). Die ZMP errechnete 2006 für Deutschland bei Standardmilch (3,7% Fett/3,4% Eiweiß) einen Rückgang um knapp 1% auf 27,35 Cent/kg, während der österreichische Vergleichswert um 2% auf 28,54 Cent gestiegen ist.

Strukturwandel geht weiter
Das durchschnittliche Milchgeld je Lieferant lag laut VÖM-Berechnungen im Jahr 2006 bei EUR 19.891,-, zusätzlich erhielt jeder Landwirt im Schnitt EUR 2.050,-- an EU-Milchprämie. Diese Milchprämie wurde durch Umwandlung von Exportstützungsmitteln finanziert und wird ab heuer (per 01.04.) von der tatsächlichen Milchlieferung entkoppelt. Die Gesamteinnahmen aus der Milchwirtschaft sind inklusive der Milchprämie nach Abzug der Zusatzabgabe auf ca. EUR 21.370,- (+14%) je Betrieb gestiegen. Diese Erhöhung ist jedoch zum Teil auf den Strukturwandel zurückzuführen: Die Zahl der Milchlieferanten ging im Jahr 2006 von 48.200 auf rund 45.000 (- 6,5%) zurück. "Die Verbesserung der Einkommen für die Milchbauern war auch notwendig, um die noch immer vorhandenen deutlichen Strukturnachteile und Kostensteigerungen abzufedern", stellte Geislmayr fest.

GVO-freie Produktion honorieren
Darüber hinaus gelte es, die Vorleistungen der Milchbauern hinsichtlich der garantierten Gentechnikfreiheit preislich zu berücksichtigen. Mittlerweile habe sich bereits der Großteil der österreichischen Milchlieferanten bereit erklärt, auf gentechnisch veränderte Futtermittel zu verzichten. Sollten die heimischen Molkereien für garantiert GVO-freie Milch entsprechende Preisaufschläge gegenüber dem Handel durchsetzen können, so sei auch heuer mit einer positiven Entwicklung der Erzeugerpreise zu rechnen. Sollte dies angesichts der extremen Konzentration im Lebensmittelhandel nicht im erwünschten Ausmaß möglich sein, so rechne er dennoch aufgrund der aktuell guten internationalen Marktlage nicht mit einer Preisbewegung nach unten, so der VÖM-Chef.

Milchquote so lange wie möglich beibehalten
Zur Situation der EU-Milchwirtschaft und zum bevorstehenden "Health-Check" der Gemeinsamen Agrarpolitik sagte Geislmayr, es gebe keinen Grund, bereits vor dem wahrscheinlichen Auslaufen der Quotenregelung im Jahr 2015 Liberalisierungsschritte zu setzen. Die EU-Verhandler seien aufgefordert, "keine Maßnahmen zu beschließen, die die Milchmärkte nachhaltig destabilisieren könnten und somit den Produktionsstandort Österreich mit seinen schwierigen Standortbedingungen benachteiligen würden". Persönlich sei er der Meinung, dass es auch nach dem Ende der Milchquoten Chancen für Bauern in den Berg- und benachteiligten Gebieten gebe. Allerdings müsse bei den WTO-Verhandlungen ein Außenschutz für die EU-Milchproduktion gesichert werden.

Intervention weiterhin notwendig
Anfang Juli dieses Jahres steht bekanntlich die vierte Absenkung der EU-Interventionspreise für Butter ins Haus. Die österreichischen Milchverarbeiter erwarten sich dabei, dass dieses wichtige Marktinstrument in ihrer Wirksamkeit abgesichert und nicht leichtfertig ausgehöhlt wird. "Ohne Intervention könnte der nunmehr ins Gleichgewicht gekommene EU-Milchmarkt bei normaler Anlieferungsentwicklung und international ungünstiger Entwicklung leicht wieder aus dem Gleichgewicht geraten", warnte der VÖM-Präsident.
 
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