St. Pölten (nöwpd) - Die heimische Papierindustrie kritisiert,
dass Holz zunehmend als Brennmaterial genutzt wird und damit knapper und teurer geworden ist. Das sei keine intelligente
Lösung, sagt Thomas M. Salzer, Chef von Salzer Papier in St. Pölten, im Gespräch mit dem NÖ
Wirtschaftspressedienst. Der wertvolle Rohstoff Holz sei ohnehin schon knapp und die anwachsende Produktion
von Pellets und die thermische Verwertung von Holz würden diese Entwicklung noch anheizen. Zwar hätten
Stürme und Windbruch in den Wäldern die Situation derzeit etwas entspannt, aber "das ändert
nichts am grundlegenden Problem", so Salzer.
Bei Salzer in St. Pölten-Stattersdorf wird seit 1798 mittlerweile in der achten Generation Papier produziert.
Seit 2001 steht in Niederösterreichs Landeshauptstadt die modernste Anlage zur Herstellung hochwertiger, holzfreier
Buchpapiere in Europa. Weit über 90 Prozent der Produktion bis zu 25.500 Jahrestonnen gehen
in den Export, vorwiegend nach Deutschland, Frankreich und England. "Etwa jedes dritte Hardcover-Buch im deutschsprachigen
Raum wird auf unserem Papier gedruckt", erklärt Thomas Salzer.
Der Papier-Produzent kritisiert auch, dass die stoffliche Verwertung des Holzes durch die anfallenden Zuschläge
benachteiligt wird, während die Verbrennung staatlich gefördert wird. "Auch die Papierindustrie
erzeugt bei der Herstellung von Zellstoff Bio-Energie, das wird aber in Österreich in dieser Form nicht gefördert,
in anderen EU-Ländern schon", zeigt Salzer auf.
Die Kritik der Papierindustrie an der unmittelbaren Nutzung der Biomasse Holz als Heizmaterial wird untermauert
durch eine Studie der europäischen Zellstoff- und Papierindustrie, die auf einen einfachen Nenner gebracht
fordert, Holz zuerst für die Papiererzeugung stofflich und dann erst für die Verbrennung thermisch
zu nutzen. Die Studie - basierend auf OECD und EU-Daten - zeigt auf, dass auf diese Weise allein im Kernbereich
der Papierindustrie eine mehr als viermal so hohe Wertschöpfung entstehe wie bei der reinen Energie-Alternative.
Rechne man auch noch die Vorstufen und die nachgelagerte Produktion dazu, dann stehe es in der Wertschöpfung
sogar 8:1 fürs Papier.
Noch deutlicher gehe das Match der Zellstofferzeuger gegen das Verheizen von Holz auf dem Arbeitsmarkt aus, nämlich
13:1. Da ortet die Studie von Pöyry Consulting rund um die Nutzung von Holz als Rohstoff fürs Papier
europaweit mehr als 2,9 Millionen Arbeitsplätze, während Holz als Brennstoff lediglich rund 230.000 Jobs
mit sich bringe. Thomas Salzer und seine Industriekollegen sehen vor diesem Hintergrund "dringenden Handlungsbedarf
der Politik, denn: Holz nur zu verbrennen, ist reine Verschwendung."
Die St. Pöltner Papierfabrik hat im Vorjahr mit 113 Mitarbeitern rund 23,5 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet.
Zuletzt, 2005, waren es 23 Millionen Euro gewesen. |