Exporte als Wachstumsmotor   

erstellt am
12. 04. 07

Maßnahmen zur weiteren Belebung der Ausfuhr
Wien (wifo) - Die weltweite Globalisierung, die europäische Integration und die Ostöffnung haben die Internationalisierung der österreichischen Wirtschaft stark vorangetrieben. Der Export war in den letzten 10 Jahren Wachstumsmotor. Schwachstellen sind die zu hohe Konzentration der Exporte auf mittlere Technologien sowie der Rückstand im Bereich der modernen, wissensintensiven Dienstleistungen. Die Beseitigung dieser Defizite ist für weitere Exporterfolge unverzichtbar und Teil einer Reihe von Vorschlägen, die das WIFO in der Teilstudie "Exporte von Waren und Dienstleistungen stärken die Nachfrage" im Rahmen seines Weißbuchs "Mehr Beschäftigung durch Wachstum auf Basis von Innovation und Qualifikation" erarbeitet hat.

Der Außenhandel ist in den letzten Jahren zum Wachstumstreiber für die heimische Wirtschaft geworden. Österreich konnte – trotz wachsender Konkurrenz aus Asien und Osteuropa – Marktanteile am Weltexport gewinnen und die Handelsbilanz deutlich verbessern. Vor allem der EU-Beitritt Österreichs 1995 und die Ostintegration erwiesen sich als außerordentlich stimulierend.

Zum Exporterfolg trug maßgeblich die zunehmende Verflechtung durch Direktinvestitionen bei. Befürchtungen, dass die Zunahme der Investitionen im Ausland die Exporte mindern könnte, sind nicht begründet: Auslandsinvestitionen und Exporte sind nur in geringem Maß Substitute, eher ergänzen sie einander.

Österreich zieht auch besondere Vorteile aus internationalem Outsourcing (der Teilauslagerung von Produktionsschritten und dem Zukauf von Vorleistungen von kostengünstigeren Standorten im Ausland). Grenzüberschreitendes Outsourcing bewirkt zwar zunächst einen Rückgang der Wertschöpfung und der Beschäftigung im Inland. Die negativen Aspekte wirken aber überwiegend kurzfristig. Längerfristig erhöht erfolgreiches Outsourcing die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Mutterunternehmens und hat so eine Steigerung des Absatzes im In- und Ausland zur Folge.

Der EU-Beitritt und die Ostintegration haben auch die Standortattraktivität Österreichs wesentlich verbessert; dies schlägt sich in der Ansiedlung regionaler Headquarter großer multinationaler Unternehmen nieder. Diese erschließen als österreichische Unternehmen die Märkte in Osteuropa, investiert dort auch und tragen damit den Internationalisierungsschub der österreichischen Wirtschaft wesentlich mit.

Österreichs Außenwirtschaft war damit in den letzten Jahren besonders erfolgreich. Zwei Aspekte relativieren aber die Ergebnisse: Erstens dämpfte die Schwäche der Binnenkonjunktur die Importe und drängte viele Unternehmen verstärkt in den Export. Zweitens senkte die jahrelange Lohnzurückhaltung relativ zur Produktivitätsentwicklung die Lohnstückkosten in Österreich stärker als bei den Konkurrenten. Diese Entwicklung kann sich nicht unbegrenzt fortsetzen.

Die Schwachstellen aus einer längerfristigen Perspektive – vor allem im Hinblick auf die steigende Konkurrenz aus den MOEL – sind die zu starke Spezialisierung der Exportwirtschaft auf mittlere Technologie und die ungenügende Marktstellung im Bereich der modernen, wissensintensiven Dienstleistungen. Die Bedeutung eines international wettbewerbsfähigen Dienstleistungssektors für Wachstum und Beschäftigung in Österreich nimmt auch vor dem Hintergrund fortschreitender Tertiärisierung und der zunehmenden Rolle von Dienstleistungen als "Schrittmacher" für den Warenexport ständig zu. Eine forcierte Politik der Umstellung auf höhere Technologie sowie gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit moderner, wissensintensiver Dienstleistungen sind deshalb auch für den Export unverzichtbar.

Die direkte finanzielle und steuerliche Förderung von Exporten ist durch EU-Recht und internationale Vereinbarungen eingeschränkt. Die Exportwirtschaft kann daher vor allem indirekt über die Technologie-, Forschungs-, Bildungs-, Steuer-, Standort- und Lohnpolitik unterstützt werden. Die internationalen Beschränkungen erfordern auch einen stärkeren Fokus der heimischen Förderungen auf Informations- und Beratungshilfen – insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen – sowie eine verbesserte Koordination der verschiedenen (Exportförder-)Programme und Initiativen.

Das WIFO hat in seinem Weißbuch eine Fülle von Vorschlägen zur Förderung der Exporte erarbeitet. Sie gruppieren sich in folgende Maßnahmenlinien:

  • Konzentration der Fördermaßnahmen auf dynamische Märkte mit großem Marktpotential (Schwerpunktmärkte in Ost-Mitteleuropa, Asien, auf dem Balkan und im Mittelmeerraum).
  • weitere Anpassung der Förderinstrumente an die Bedürfnisse der kleinen und mittleren Unternehmen; Beseitigung unternehmensinterner Exportbeschränkungen in Humankapital und Management durch intensive Informations- und Beratungshilfen sowie Verstärkung der Anreize zu spezialisierter Weiterbildung; Netzwerk- und Kooperationsförderung zur Kosten- und Risikoteilung.
  • Awarenessbildung und Initiierung der Internationalisierung in bisher auf den Inlandsmarkt ausgerichteten Branchen und Unternehmen, Diffusion von "best practices".
  • Staatlich geförderte Exportgarantien und Soft-Loans (Exportkredite zur Finanzierung ausgewählter Entwicklungshilfekredite) werden grundsätzlich positiv beurteilt, die laufende Überprüfung der Kosten und Wirksamkeit der finanziellen Exportförderung ist aber sinnvoll.
  • Verbesserung von Nutzung und Zugang zu multilateralen Projekten der Entwicklungshilfe (EZA);
  • laufende Überprüfung des Systems der Exportförderung auf seine Eignung für die internationale Expansion von Dienstleistungsunternehmen;
  • Hilfen bei grenzüberschreitender Partnersuche und Investitionstätigkeit als Voraussetzung für den Export vieler Dienstleistungen;
  • schwerpunktmäßige Förderung von Consulting-Dienstleistungen, da die Auswahl der Consultants in der Vor- und Aufbereitung internationaler Großprojekte (z. B. Projektentwicklung im Rahmen der EU-Strukturfonds oder Ausschreibungen internationaler Organisationen wie EBRD und Entwicklungsbanken) oft für die folgenden Auftragsvergaben in der Projektabwicklung mitentscheidet;
  • Abbau von Regulierungsbarrieren, die besonders im Berufs- und Standesrecht der freien Berufe restriktive Kompetenzabgrenzungen vorsehen. Kleine heimische Betriebe sind damit gegenüber internationalen, multidisziplinären Planungsbüros oft nicht konkurrenzfähig.

Quelle: WIFO
Autoren: Yvonne Wolfmayr, Peter Mayerhofer, Jan Stankovsky

 
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