Zukünftig noch intensivere fach- und kompetenzübergreifende Zusammenarbeit
Wien (bmlfuw) - „Die letzten fünf Jahre seit der Errichtung des Geschäftsfeldes ,Schutz
vor Naturgefahren‘ waren geprägt durch eine Vielzahl von Hochwässern mit zum Teil katastrophalem Ausmaß.
Denken wir zum Beispiel an das Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002 oder auch an die extremen Situationen aufgrund
des Hochwassers 2005. Darüber hinaus gab es zahlreiche Lawinenabgänge und Verheerungen durch Muren und
Rutschungen. Diese Ereignisse haben die Bedeutung einer fachübergreifenden und strategisch ausgerichteten
Einrichtung zum Schutz vor Naturgefahren in Österreich unterstrichen“, so der Generalsekretär des Lebensministeriums
Reinhard Mang heute anlässlich der Präsentation einer Fünf Jahres-Bilanz im Rahmen einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit Sektionschef und Geschäftsfeldleiter Gerhard Mannsberger.
Die Bilanz zeigt deutlich, dass seit Errichtung des Geschäftsfeldes „Schutz vor Naturgefahren“ vor fünf
Jahren viele wichtige Aktionen gesetzt wurden. So beinhaltet der Bericht unzählige Beispiele für sofort
gesetzte Maßnahmen nach Katastrophenereignissen, ebenso wie Aktivitäten zur genauen Dokumentation der
Katastrophensituationen, präventive Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und Beteiligung an internationalen
und europaweiten Forschungsprojekten.
„Besonders stolz sind wir auf das Projekt HORA – Hochwasserrisikozonierung Austria, das wir gemeinsam mit dem Verband
der Versicherungsunternehmer Österreich gestartet haben und das als unmittelbare Reaktion auf das Jahrhunderthochwasser
2002 gesehen werden kann“, so Mang weiter. Seit 1. Juni 2006 ist es für alle Bürgerinnen und Bürger
möglich, auf einer Internetplattform (www.hochwasserrisiko.at) eine erste Gefahrenabschätzung für
das Risiko einer möglichen Überschwemmung entlang von insgesamt mehr als 25.000 Flusskilometern mittels
Adresseingabe zu erhalten. „NutznießerInnen dieser Kooperation sollen die BürgerInnen dieses Landes
sein, wenn es darum geht, wichtige Informationen zu Überflutungsgefahr beispielsweise des Eigenheims oder
eines Betriebes bereitzustellen. Das Projekt stellt für das Lebensministerium nicht nur einen Meilenstein
in der Risikokommunikation dar, sondern spiegelt insgesamt Österreichs Vorreiterrolle am Wassersektor wieder.
HORA ist darüber hinaus europaweit ein einzigartiges Projekt in der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher
Hand und Privatwirtschaft“, freut sich Mang.
2006 war vergleichsweise katastrophenarm
2006 ist Österreich von großen katastrophalen Hochwässern und Lawinen im Bergland weitgehend verschont
geblieben. Dies geht aus dem Jahresbericht der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) deutlich hervor. Insgesamt
entstanden im Jahr 2006 Schäden in Höhe von 8,5 Millionen Euro. Dafür wurden die Kapazitäten
für den vorbeugenden Katastrophenschutz intensiviert. Für Maßnahmen zum Schutz von Wildbächen
und Lawinen sowie Rutschungen wurden voriges Jahr insgesamt 118,2 Millionen Euro investiert. Im Durchschnitt wurden
59 Prozent durch den Bund finanziert, 19 Prozent übernahmen die Länder und 22 Prozent Interessenten wie
etwa Gemeinden oder Wassergenossenschaften.
In Tirol und Vorarlberg standen voriges Jahr vor allem intensive Wiederherstellungsmaßnahmen nach den Katastrophen
der Vorjahre im Vordergrund. Hervorzuheben ist Telfs, wo mehrere Lawinenabgänge große Flächen an
Schutzwald zerstörten. Mit einer Verbauung durch Schneenetze und Schneewände und einem finanziellen Aufwand
in der Höhe von rund 1,5 Millionen Euro wurde hier alles unternommen, um weitere Katastrophen dieses Ausmaßes
zu verhindern.
Auch im Flachland gab es im vorigen Jahr keine großflächigen Überschwemmungen, wie der Jahresbericht
der Bundeswasserbauverwaltung zeigt. Die Hochwasserereignisse hatten 2006 im Wesentlichen nur regionale Auswirkungen.
Sie waren vor allem durch eine Überlagerung der Schneeschmelze und besonders intensive Überregnung bedingt.
Betroffen waren hier vorwiegend die Gemeinden Dürnkrut an der March und Raabs an der Thaya.
Das Hauptaugenmerk lag 2006 daher auch hier auf vorbeugendem Hochwasserschutz, konkrete Themen dabei waren Gefahrenzonenplanung,
Risikokommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung. Als gelungenes Bespiel gilt hier das Hochwasserschutzprojekt
in der Marktgemeinde Mittersill, die durch ihre Lage im Talboden des Salzachtales stark hochwassergefährdet
ist. Ein 900 Meter langer und rund sechs Meter hoher Querdamm soll nun unter anderem den Ortskern bis zu einem
hundertjährlichen Hochwasser schützen. Das Lebensministerium und der Wasserverband Oberpinzgau investieren
insgesamt 12,5 Millionen Euro in die Sicherheit der Mittersiller Bevölkerung.
Zukünftiger Schwerpunkt Klimawandel und Effizienzsteigerung
Die Arbeit des Jahres 2007 ist vorwiegend von zwei Themen geprägt. Einerseits von der öffentlichen Diskussion
über die Folgen der Klimaänderung, andererseits von der Bündelung und Harmonisierung der Aufgaben
im Bereich Schutz vor Naturgefahren. „Zukünftig setzen wir noch stärker auf eine intensive fach- und
kompetenzübergreifende Zusammenarbeit. Ziel muss eine einheitliche Linie und Strategie sein, damit der Auftrag
zur Sicherung der Siedlungsgebiete und Lebensräume effizient umgesetzt werden und die Verwendung der Bundesmittel
dadurch optimiert werden kann“, führte Mang weiter aus.
Da in Zukunft mit weiteren großen Hochwasserereignissen zu rechnen ist, wurde der Katastrophenfonds für
vorbeugende Schutzmaßnahmen der Wildbach- und Lawinenverbauung sowie für den Schutzwasserbau um 37 Millionen
Euro auf rund 160 Millionen Euro aufgestockt. Mit den zusätzlichen Mitteln wird das Lebensministerium gemeinsam
mit den Bundesländern in den nächsten zehn Jahren in der Lage sein, 650 Schutzprojekte umzusetzen und
damit auch rund 1.500 Arbeitsplätze pro Jahr zu sichern. Begleitend dazu wird ein Kernbereich auch die umfassende
Information der Bevölkerung sein.
„Der Hochwasserschutz der letzten Jahre hat sich durchaus bewährt, ein Restrisiko bleibt allerdings immer.
Ohne die umfangreichen Schutzmaßnahmen an Wildbächen und Flüssen wären die Schäden nach
einem Hochwasser weitaus größer. Die Natur setzt dem Hochwasserschutz jedoch Grenzen. Unser Ziel ist
es insbesondere in der Bevölkerung ein höheres Bewusstsein für das von Naturgefahren ausgehende
Risiko zu schaffen. Wir müssen die BürgerInnen verstärkt in die Vorsorge vor Naturgefahren einbinden.
Nur wer die Gefahr kennt, kann ihr entsprechend begegnen und mit sinnvollen Maßnahmen dazu beitragen, die
vom Hochwasser hervorgerufenen Schäden und Gefahren zu vermeiden oder zumindest zu verringern“, so Mang.
Das Geschäftsfeld „Schutz vor Naturgefahren“ wurde Anfang 2002 eingeführt und dient als Plattform für
kompetenz- und fachübergreifende Aufgaben sowie als Instrument der einheitlichen strategischen Ausrichtung
des Schutzes vor Naturgefahren. Ziel ist ein integraler und nachhaltiger Schutz vor Hochwasser, Muren, Lawinen,
Steinschlag, Felssturz und Rutschungen. Die Kernbereiche des Geschäftsfeldes liegen vor allem im Bereich Wildbach-
und Lawinenverbauung, Schutzwasserbau und Schutzwaldbewirtschaftung unter Bedachtnahme des Klimaschutzes
und der Sicherung des ländlichen Raums. Handlungsprämissen dieser Plattform sind Harmonisierung, Kommunikation
und Standardisierung der Maßnahmen. Aus einem kleinen Kernteam von MitarbeiterInnen hat sich inzwischen eine
umfassende Koordinierungsplattform entwickelt, die alle relevanten Sektoren mit Schnittstellen um Schutz vor Naturgefahren
integriert. |