Schutz vor Naturgefahren  

erstellt am
20. 04. 07

Zukünftig noch intensivere fach- und kompetenzübergreifende Zusammenarbeit
Wien (bmlfuw) - „Die letzten fünf Jahre seit der Errichtung des Geschäftsfeldes ,Schutz vor Naturgefahren‘ waren geprägt durch eine Vielzahl von Hochwässern mit zum Teil katastrophalem Ausmaß. Denken wir zum Beispiel an das Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002 oder auch an die extremen Situationen aufgrund des Hochwassers 2005. Darüber hinaus gab es zahlreiche Lawinenabgänge und Verheerungen durch Muren und Rutschungen. Diese Ereignisse haben die Bedeutung einer fachübergreifenden und strategisch ausgerichteten Einrichtung zum Schutz vor Naturgefahren in Österreich unterstrichen“, so der Generalsekretär des Lebensministeriums Reinhard Mang heute anlässlich der Präsentation einer Fünf Jahres-Bilanz im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Sektionschef und Geschäftsfeldleiter Gerhard Mannsberger.

Die Bilanz zeigt deutlich, dass seit Errichtung des Geschäftsfeldes „Schutz vor Naturgefahren“ vor fünf Jahren viele wichtige Aktionen gesetzt wurden. So beinhaltet der Bericht unzählige Beispiele für sofort gesetzte Maßnahmen nach Katastrophenereignissen, ebenso wie Aktivitäten zur genauen Dokumentation der Katastrophensituationen, präventive Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und Beteiligung an internationalen und europaweiten Forschungsprojekten.

„Besonders stolz sind wir auf das Projekt HORA – Hochwasserrisikozonierung Austria, das wir gemeinsam mit dem Verband der Versicherungsunternehmer Österreich gestartet haben und das als unmittelbare Reaktion auf das Jahrhunderthochwasser 2002 gesehen werden kann“, so Mang weiter. Seit 1. Juni 2006 ist es für alle Bürgerinnen und Bürger möglich, auf einer Internetplattform (www.hochwasserrisiko.at) eine erste Gefahrenabschätzung für das Risiko einer möglichen Überschwemmung entlang von insgesamt mehr als 25.000 Flusskilometern mittels Adresseingabe zu erhalten. „NutznießerInnen dieser Kooperation sollen die BürgerInnen dieses Landes sein, wenn es darum geht, wichtige Informationen zu Überflutungsgefahr beispielsweise des Eigenheims oder eines Betriebes bereitzustellen. Das Projekt stellt für das Lebensministerium nicht nur einen Meilenstein in der Risikokommunikation dar, sondern spiegelt insgesamt Österreichs Vorreiterrolle am Wassersektor wieder. HORA ist darüber hinaus europaweit ein einzigartiges Projekt in der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft“, freut sich Mang.

2006 war vergleichsweise katastrophenarm
2006 ist Österreich von großen katastrophalen Hochwässern und Lawinen im Bergland weitgehend verschont geblieben. Dies geht aus dem Jahresbericht der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) deutlich hervor. Insgesamt entstanden im Jahr 2006 Schäden in Höhe von 8,5 Millionen Euro. Dafür wurden die Kapazitäten für den vorbeugenden Katastrophenschutz intensiviert. Für Maßnahmen zum Schutz von Wildbächen und Lawinen sowie Rutschungen wurden voriges Jahr insgesamt 118,2 Millionen Euro investiert. Im Durchschnitt wurden 59 Prozent durch den Bund finanziert, 19 Prozent übernahmen die Länder und 22 Prozent Interessenten wie etwa Gemeinden oder Wassergenossenschaften.

In Tirol und Vorarlberg standen voriges Jahr vor allem intensive Wiederherstellungsmaßnahmen nach den Katastrophen der Vorjahre im Vordergrund. Hervorzuheben ist Telfs, wo mehrere Lawinenabgänge große Flächen an Schutzwald zerstörten. Mit einer Verbauung durch Schneenetze und Schneewände und einem finanziellen Aufwand in der Höhe von rund 1,5 Millionen Euro wurde hier alles unternommen, um weitere Katastrophen dieses Ausmaßes zu verhindern.

Auch im Flachland gab es im vorigen Jahr keine großflächigen Überschwemmungen, wie der Jahresbericht der Bundeswasserbauverwaltung zeigt. Die Hochwasserereignisse hatten 2006 im Wesentlichen nur regionale Auswirkungen. Sie waren vor allem durch eine Überlagerung der Schneeschmelze und besonders intensive Überregnung bedingt. Betroffen waren hier vorwiegend die Gemeinden Dürnkrut an der March und Raabs an der Thaya.

Das Hauptaugenmerk lag 2006 daher auch hier auf vorbeugendem Hochwasserschutz, konkrete Themen dabei waren Gefahrenzonenplanung, Risikokommunikation und Öffentlichkeitsbeteiligung. Als gelungenes Bespiel gilt hier das Hochwasserschutzprojekt in der Marktgemeinde Mittersill, die durch ihre Lage im Talboden des Salzachtales stark hochwassergefährdet ist. Ein 900 Meter langer und rund sechs Meter hoher Querdamm soll nun unter anderem den Ortskern bis zu einem hundertjährlichen Hochwasser schützen. Das Lebensministerium und der Wasserverband Oberpinzgau investieren insgesamt 12,5 Millionen Euro in die Sicherheit der Mittersiller Bevölkerung.

Zukünftiger Schwerpunkt Klimawandel und Effizienzsteigerung
Die Arbeit des Jahres 2007 ist vorwiegend von zwei Themen geprägt. Einerseits von der öffentlichen Diskussion über die Folgen der Klimaänderung, andererseits von der Bündelung und Harmonisierung der Aufgaben im Bereich Schutz vor Naturgefahren. „Zukünftig setzen wir noch stärker auf eine intensive fach- und kompetenzübergreifende Zusammenarbeit. Ziel muss eine einheitliche Linie und Strategie sein, damit der Auftrag zur Sicherung der Siedlungsgebiete und Lebensräume effizient umgesetzt werden und die Verwendung der Bundesmittel dadurch optimiert werden kann“, führte Mang weiter aus.

Da in Zukunft mit weiteren großen Hochwasserereignissen zu rechnen ist, wurde der Katastrophenfonds für vorbeugende Schutzmaßnahmen der Wildbach- und Lawinenverbauung sowie für den Schutzwasserbau um 37 Millionen Euro auf rund 160 Millionen Euro aufgestockt. Mit den zusätzlichen Mitteln wird das Lebensministerium gemeinsam mit den Bundesländern in den nächsten zehn Jahren in der Lage sein, 650 Schutzprojekte umzusetzen und damit auch rund 1.500 Arbeitsplätze pro Jahr zu sichern. Begleitend dazu wird ein Kernbereich auch die umfassende Information der Bevölkerung sein.

„Der Hochwasserschutz der letzten Jahre hat sich durchaus bewährt, ein Restrisiko bleibt allerdings immer. Ohne die umfangreichen Schutzmaßnahmen an Wildbächen und Flüssen wären die Schäden nach einem Hochwasser weitaus größer. Die Natur setzt dem Hochwasserschutz jedoch Grenzen. Unser Ziel ist es insbesondere in der Bevölkerung ein höheres Bewusstsein für das von Naturgefahren ausgehende Risiko zu schaffen. Wir müssen die BürgerInnen verstärkt in die Vorsorge vor Naturgefahren einbinden. Nur wer die Gefahr kennt, kann ihr entsprechend begegnen und mit sinnvollen Maßnahmen dazu beitragen, die vom Hochwasser hervorgerufenen Schäden und Gefahren zu vermeiden oder zumindest zu verringern“, so Mang.

Das Geschäftsfeld „Schutz vor Naturgefahren“ wurde Anfang 2002 eingeführt und dient als Plattform für kompetenz- und fachübergreifende Aufgaben sowie als Instrument der einheitlichen strategischen Ausrichtung des Schutzes vor Naturgefahren. Ziel ist ein integraler und nachhaltiger Schutz vor Hochwasser, Muren, Lawinen, Steinschlag, Felssturz und Rutschungen. Die Kernbereiche des Geschäftsfeldes liegen vor allem im Bereich Wildbach- und Lawinenverbauung, Schutzwasserbau und Schutzwaldbewirtschaf­tung unter Bedachtnahme des Klimaschutzes und der Sicherung des ländlichen Raums. Handlungsprämissen dieser Plattform sind Harmonisierung, Kommunikation und Standardisierung der Maßnahmen. Aus einem kleinen Kernteam von MitarbeiterInnen hat sich inzwischen eine umfassende Koordinierungsplattform entwickelt, die alle relevanten Sektoren mit Schnittstellen um Schutz vor Naturgefahren integriert.
 
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