300 Mio. Euro Invest - höchste Umwelt-Standards - modernste Technik
Wien (rk) - Der größte Wien Energie-Kraftwerksstandort wird umgebaut und erweitert.
Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner legte am 19.04. den Grundstein für das neue Kraftwerk
Simmering, gemeinsam mit Simmerings Bezirksvorsteherin Renate Angerer sowie den Wien-Energie Geschäftsführern
Michael Obentraut und Friedrich Pink.
"Bis Ende 2008 entstehen mit einer Investition von rund 300 Millionen Euro eine der modernsten, effizientesten
und umweltfreundlichsten Kraftwerksanlagen in Europa. Nach der Fertigstellung und Inbetriebnahme im Winter 2008/2009
wird das neue Kraftwerk, etwa 800.000 Haushalte und mehr als 7.000 Businesskunden mit Strom sowie knapp 200.000
Haushalte mit Wärme versorgen. Wir investieren damit nachhaltig in den Klimaschutz, in die Versorgungssicherheit,
den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft", erklärte Vizebürgermeisterin Mag.a Renate Brauner, bei der
Grundsteinlegung.
Der Um- und Neubau des Kraftwerks Simmering besteht aus zwei Teilprojekten (Kraftwerk Simmering 1 und Kraftwerk
Simmering 2). Simmering 1 wird komplett neu errichtet und zwar als modernste und äußerst effiziente
Gas-und-Dampfturbinen-Anlage (GuD-Anlage) mit einer elektrischen Leistung von 700 Megawatt (MW) bei einer Fernwärmeleistung
von 450 Megawatt. Durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) wird ein Wirkungsgrad von mehr als 81 Prozent erreicht.
Zusätzlich wird ein Teil des bestehenden 30 Jahre alten Kraftwerks modernisiert und als Kraftwerk Simmering
2 zur Reserve, falls ein anderes Kraftwerk ausfällt bzw. zur Abdeckung von Bedarfsspitzen betrieben. Die Leistung
von Simmering 2 beträgt 60 Megawatt elektrisch und 150 Megawatt thermisch.
Weniger Schadstoffe, mehr Klimaschutz, höhere Versorgungssicherheit
Der hohe Wirkungsgrad des Kraftwerkes mit 81 Prozent sorgt dafür, dass die neue Anlage im Vergleich zu einem
herkömmlichen Kohlekraftwerk und inkl. der Substitution von Öleinzelöfen durch Fernwärme mehr
als eine Million Tonnen CO2 jährlich einspart. Damit leistet das neue Kraftwerk einen wichtigen Beitrag zum
Klimaschutz und zum KliP-Klimaschutzprogramm, mit dem die Stadt Wien schon bisher 2,4 Millionen Tonnen Kohlendioxidemissionen
vermieden und damit das KliP-Ziel (Vermeidung von 2,6 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr bis 2010) nahezu erreicht hat.
Auch auf die regionale Wirtschaft und den Arbeitsmarkt wirkt sich der Kraftwerksbau positiv aus. Über 400
Bau- und Facharbeiter werden auf der Baustelle arbeiten. Im Kraftwerk selbst bleiben die Arbeitsplätze gesichert.
Die erzielte Gesamt-Wertschöpfung beträgt nach einer Berechnung der Energieagentur rund 650 Millionen
Euro und die dadurch ausgelöste Beschäftigung beträgt 3.800 Arbeitsplätze.
Der Neu- und Umbau des Kraftwerkstandortes Simmering erhöht auch die Versorgungssicherheit mit Strom und Wärme
im Großraum Wien enorm. Und das ist ein entscheidender Faktor für den Wirtschaftsstandort Wien, aber
auch für die Lebensqualität in der Stadt. Denn laut einer Studie der Technischen Universität Wien,
besteht im Jahr 2015 österreichweit ein zusätzlicher Bedarf an thermischen Kraftwerken mit 3.000 bis
5.000 Megawatt Leistung.
Hocheffizient durch Kraft-Wärme-Kopplung
Durch die Modernisierung und die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme, die sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung
(KWK), wird ein Wirkungsgrad von über 81 Prozent erreicht. Bei der Kraft- Wärme-Kopplung wird die Abwärme,
die bei der Stromerzeugung in Gas- oder Kohlekraftwerken entsteht, sinnvoll genutzt, um Haushalts- und Businesskunden
mit Wärme zu versorgen. Dadurch werden beim Kunden Öl- oder Kohlebrenner, jeder einzelne eine zusätzliche
CO2-Quelle, überflüssig.
Das Kraftwerk wird ausschließlich mit Erdgas betrieben. Von den fossilen Brennstoffen ist Erdgas der sauberste.
Es verbrennt ohne Rückstände und verursacht deutlich weniger Kohlendioxid (CO2). Durch den Einsatz von
neuester Technologie entspricht die neue Simmeringer KWK-Anlage den strengsten Umweltschutz- und Emissionsrichtlinien
Europas. Durch die Effizienzsteigerung des Kraftwerks und den Einsatz von Erdgas als Brennstoff sind die spezifischen
CO2-Emissionen um 55 Prozent niedriger als in einem Kohlekraftwerk", so Wien Energie Geschäftsführer
DI Friedrich Pink.
In Ballungszentren wie Wien ist Fernwärme-Auskopplung die klimafreundlichste Technologie für Raumheizung
und Warmwasserbereitung. Das neue Kraftwerk Simmering 1 sichert den weiteren Ausbau des Wiener Fernwärmenetzes,
das aktuell rund 1.100 Kilometer lang ist.
Beim Bau des neuen Kraftwerks wird die am Kraftwerksstandort bestehende Infrastruktur genutzt. Neueste Technik
wird mit wertvollem Industrie-Bestand vereint und so sinnvoll eingesetzt. Dr. Michael Obentraut, Vorsitzender Wien
Energie Geschäftsführung: "Ökologie und Ökonomie stehen in keinem Widerspruch, im Gegenteil.
Mit rund 300 Millionen Euro wird die Energieversorgung gesichert und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz
getan. Bestehende Anlagen wie Generator und Dampfturbine werden im Kraftwerk Simmering 1 verwendet. Bei einem kompletten
Neubau würde ein vergleichbares Kraftwerk 400 Millionen Euro kosten."
Sonne für das Kraftwerk
Auf der Südseite des Kraftwerks Simmering 1 wird Wiens größte Fotovoltaikanlage auf Basis kristalliner
Solarzellentechnologie installiert. Die Leistung beträgt bei einer Fläche von 311 Quadratmeter Solarzellenfläche
30,8 kWp (Kilowatt-Peak). Damit werden im Jahr rund 22.000 Kilowattstunden Strom produziert.
DI Friedrich Pink: "Neben der klassischen flächigen Anordnung von Fotovoltaikelementen, werden die Elemente
am Kesselhaus in Form einer Sonne angebracht. Sie stehen als natürliches Symbol für Licht und Wärme
und unterstreichen die umweltfreundliche Energieaufbringung, die das neue Blockkraftwerk Simmering 1 ermöglicht."
Der Strom aus der Fotovoltaikanlage wird in das Netz eingespeist.
Erhöhung der Versorgungssicherheit
Wien Energie ist der größte regionale Energiedienstleister Österreichs. Das Unternehmen
versorgt mehr als zwei Millionen Menschen, rund 230.000 Gewerbeanlagen, industrielle Anlagen und öffentliche
Gebäude sowie rund 4.500 Landwirte in Wien, Niederösterreich und Burgenland mit Strom, Gas und Wärme.
Wien Energie erzeugt mit seinen Kraft-Wärme-Kopplungs- Kraftwerken, Wasserkraftwerken und erneuerbaren Energieträgern
jährlich etwa 5.500 Gigawattstunden Strom. Das ist etwa die Hälfte der im Wien Energie Versorgungsgebiet
benötigten elektrischen Energie. Durch das Kraftwerk Simmering 1 kann der Eigenversorgungsgrad auf rund 75
Prozent gesteigert werden. Damit erhöht sich die Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit. Die Wien Energie
KWK-Anlagen leisten auch einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit mit Fernwärme. Sie werden in
räumlicher Nähe zu den Kunden errichtet und stellen den Strom- und Wärmebedarf vor Ort sicher. In
Summe spart Wien Energie durch die Strom- und Fernwärmeerzeugung in Kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung
und Abfallverbrennungsanlagen zukünftig rund 3,7 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ein.
Fakten
* Über 400 Bau- und Facharbeiter werden gleichzeitig auf der
Baustelle sein.
* 56.900 Tonnen Erde wurden für den Baugrubenaushub bewegt.
* 355 Tonnen Gewicht hat eine Gasturbine.
* 45 Prozent weniger CO2-Emissionen als bei einem Kohlekraftwerk.
* 30. Juli 2007: Beginn Abhitzekesselmontage.
* 12. November 2007: Gasturbineneinbringung.
* 15. Juni 2008: 1. Zünden der Gasturbine.
* 3. November 2008: Beginn Probebetrieb. |