Gedenkjahr prägte 2005 die heimische Kulturlandschaft
Wien (pk) – "Das Jahr 2005 war ein besonderes Jahr für Österreich. 60 Jahre Kriegsende,
50 Jahre Staatsvertrag und 10 Jahre EU-Beitritt waren die herausragenden Ereignisse, derer in diesem Jahr gedacht
wurde und die auch das kulturelle Geschehen prägten. Ziel der zahlreichen Veranstaltungen im Gedankenjahr
2005 war es, den Menschen die Bedeutung der österreichischen Zeitgeschichte näherzubringen und vor allem
das Interesse der Jugend an der jüngeren und jüngsten Geschichte unseres Landes zu stärken."
So lautet der Befund von Elisabeth Gehrer im Vorwort des "Kulturberichts 2005", der dem Hohen Haus vorliegt.
(III-15 d.B.)
Herzstück der kulturellen Aktivitäten 2005 seien die Ausstellungen "Das neue Österreich"
in der Österreichischen Galerie Belvedere sowie die Ausstellung "Österreich ist frei" auf der
Schallaburg gewesen, hinzu sei noch die Ausstellung des Bundesdenkmalamtes "Denkmalschicksale" in der
Kartause Mauerbach gekommen. Weiteres Rahmenprogramm habe den Schwerpunkt Zeitgeschichte auch an anderen Museen
und Institutionen weiter vertieft, erinnert Gehrer in ihrer Einleitung.
Daneben habe man aber auch die heimische Museumslandschaft weiter auf Erfolgskurs gehalten. Das Museumsquartier
mit seinen Einrichtungen und Gebäuden habe sich zu einem "dreidimensionalen Kulturviertel" entwickelt,
stellt Gehrer fest, das 2005 von mehr als drei Millionen Menschen besucht wurde. Im September 2005 konnte die Antikensammlung
des KHM wiedereröffnet werden, im November 2005 öffnete das Globenmuseum im Palais Mollard seine Pforten,
wo auch das Esperanto-Museum und die Musiksammlung der ÖNB eine neue Heimat fanden, womit sich das Gebäude
in der Wiener Herrengasse zu einem "neuen Anziehungspunkt in der österreichischen Museumslandschaft"
mauserte. Gehrers Resümee: "Das Jahr 2005 stellt damit einen weiteren erfolgreichen Schritt in Richtung
von mehr Vielfalt, zeitgemäßer Präsentation und Vermittlungstätigkeit im Kulturbereich dar."
2005 stellte der Bund für den Kulturbereich 155,6 Millionen Euro zur Verfügung, von denen 127,6 Millionen
für museale Aufgaben aufgewendet wurden. 24,8 Millionen gingen an den Denkmalschutz und an das Bundesdenkmalamt,
die Volkskultur wurde mit 2, die Hofmusikkapelle mit einer Million Euro bedacht. Insgesamt gab der Bund damit 7,6
Millionen Euro mehr für kulturelle Angelegenheiten aus als noch 2004.
Die Besucher der Bundesmuseen waren hingegen abermals 2005 rückläufig. Hatte es schon von 2003 auf 2004
ein Minus von knapp zwei Prozent gegeben, so sanken die Besucherzahlen von 2004 auf 2005 neuerlich um knapp 4 Prozent.
Lediglich das Volkskundemuseum und die Österreichische Galerie Belvedere konnten nennenswerte Zuwächse
verzeichnen. Insgesamt fanden sich im Berichtsjahr 3,45 Millionen Besucher ein, davon allein 1,26 Millionen im
KHM. Die Albertina verzeichnete 561.000 Besucher, die Österreichische Galerie 420.000, das Naturhistorische
Museum 339.000 und das Technische Museum immerhin noch 285.000 Besucher.
Die Bundesmuseen
Unter den Sonderausstellungen des KHM ragten 2005 jene über den albanischen Freiheitskämpfer Skanderbeg
und die Werkschau von Francisco Goya heraus. Allein das Haupthaus und die Schatzkammer wurde von nahezu einer Million
Menschen besucht, von denen rund 25 Prozent den vollen Eintrittspreis bezahlten. Die Hälfte besuchte die Ausstellungen
zu ermäßigten Tarifen, mehr als 20 Prozent hatten freien Eintritt.
Im NHM wurde der Säugetiersaal im Jahr 2005 nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen neu gestaltet,
besonders stolz ist das Museum auf eines der weltweit schönsten Exemplare des um 1920 ausgestorbenen tasmanischen
Beutelwolfs. Ein weiteres Highlight ist der 2005 neu eröffnete Saal der Haie und Rochen. Zudem gab es auch
2005 wieder zahlreiche Sonderschauen, die Entwicklung der Besucherzahlen verläuft nach wie vor positiv.
Die Österreichische Galerie Belvedere zeigte 2005 nicht nur die große Jubiläumsschau "Das
neue Österreich", sondern auch zahlreiche Exhibitionen aus dem Bereich der Malerei, so jene über
"Die Farben der Moderne" oder "Nordlicht. Finnlands Aufbruch zur Moderne". Durch diese engagierte
Tätigkeit konnte der Besucherstrom neuerlich verstärkt werden, mit knapp 420.000 Besuchern erreichte
die ÖG einen überaus beachtlichen Wert.
Spannend war auch das Programm der Albertina im Berichtszeitraum. Höhepunkt des Ausstellungswesens war die
Werkschau Piet Mondrian im Frühjahr, dazu gab es noch Schauen mit Werken von Goya, Picasso und Egon Schiele.
Positiv auch die Entwicklung im MAK und bei der Stiftung Ludwig, in beiden fällen stiegen die Besucherzahlen
ein weiteres Mal an.
Die Nationalbibliothek
Mittlerweile verfügt die ÖNB über 7,6 Millionen Bestandsobjekte, davon sind 3,4 Millionen
Bücher (von denen 8.000 noch Wiegendrucke aus dem Mittelalter sind), 440.000 Manuskripte und 2,7 Millionen
Bilddokumente. Die Sammlungen werden laufend erweitert, 2005 konnte die ÖNB 248.488 Objekte akquirieren. Zudem
gab es auch 2005 wieder zahlreiche Ausstellungen, so "Die junge Republik", eine Ausstellung über
Elias Canetti und eine über "Emanzipation am Nil". Zudem wurde die Originalpartitur von Mozarts
"Requiem" gezeigt.
Besonders erfolgreich sind die Sonderaktionen der ÖNB, die traditionelle Buchpatenschaft ebenso wie die digitale
Aufbereitung von essentiellen Quellen der heimischen Geschichte, wobei hier die Palette vom Zeitungswesen bis zu
den stenographischen Protokollen des Reichsrates reicht. Generell gefragt ist auch die Homepage der ÖNB, was
an den 2,8 Millionen Datenabfragen zu ersehen ist. 2005 besuchten insgesamt knapp 402.000 Personen die ÖNB,
157.000 davon wollten eine der Ausstellungen besichtigen, die übrigen das "klassische" Angebot der
ÖNB nützen.
Hofmusikkapelle
Die Vorträge in der Hofkapelle wurden 2005 von 23.700 Personen besucht, das entspricht einer Auslastung von
84 Prozent. Die Kapelle selbst wurde von 2.700 Personen besichtigt. Gegeben wurden im Berichtsjahr unter anderem
Konzerte mit Werken von Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, Josef Haydn, Ferenc Liszt und Henry Purcell.
Zudem gelangten regelmäßig auch Messen zur konzertanten Aufführung.
Volkskultur
Im Rahmen der Volkskulturförderung schüttete der Bund im Berichtszeitraum Mittel für verschiedene
Vereinigungen aus, so für die Arge "Österreichischer Volkstanz", für den Bund österreichischer
Trachten- und Heimatverbände, für das Österreichische Volksliedwerk und für den Verband der
Amateurmusiker. Gefördert wurden aber auch das Figurentheaterfestival "Anima", die Fachtagung "Erinnerungstheater"
in St. Pölten, das Kinder-Volkstanzfestival in Klagenfurt, die Musikantenwerkstatt in Stein an der Donau und
die Puppentheatertage in Mistelbach.
Büchereiwesen
Die Tätigkeit des Büchereiwesens wurde im Berichtszeitraum unter anderem durch die finanzielle
Unterstützung der Tagung "Österreich liest. Lesen, Gesellschaft, Bibliotheken" sowie des Jugendliteraturfestivals
"Leserstimmen" gefördert. Nennenswert finanziert wurde zudem das Projekt "Enzyklopädie
des Europäischen Ostens" der Universität Klagenfurt.
Denkmalschutz
Ungebrochen engagiert wird in Österreich der Denkmalschutz betrieben. 2005 wurden 1.164 Vorhaben gefördert,
das Gros davon in Niederösterreich (306), der Steiermark (174) und Oberösterreich (156). Insgesamt wurden
dafür 12,5 Millionen Euro aufgewendet. Auch über die Arbeit der Landeskonservatoren legt der Bericht
entsprechende Rechenschaft. Saniert wurde eine Vielzahl von Objekten, von der Schlosskapelle in Nikitsch über
die Stadtpfarrkirche in Velikovec/Völkermarkt, das Steiner Tor in Krems, das Hofschreiberhaus in Garsten,
den Mittersiller Harlandhof, die alte Universität Graz und die Innsbrucker Hofkirche bis zur Kirche von Nüziders
und die Wiener Ankeruhr. Überdies weist der Bericht auch auf die Tätigkeit der Restaurierwerkstätten
in der Kartause Mauerbach hin. |